- Dossier
Hannah Frei
Ja, die gibt es. Die mögen wahrscheinlich auch Sonnenschein nicht, weil zu heiss. Und Freunde, weil zu einengend. Dabei kann Brunch phänomenal sein. Besonders dann, wenn er viel Breakfast und wenig Lunch beinhaltet, viele Laugen-Croissants, viel Käse, viel Ei, viel Kaffee, viel Gurke. Ja, Gurke gehört zum Brunch dazu. Sie stabilisiert den Käse auf dem Croissant.
Brunch beginnt frühestens um 10 Uhr. Davor braucht man am Wochenende ohnehin kein Frühstück. Brunch ist also rücksichtsvoll. Er gibt einem die Möglichkeit, sich auf ihn zu freuen. Er ist aber auch herausfordernd – das ist wohl das Hauptargument der Brunch-Gegnerinnen. Man muss warten, auswählen, einteilen, wieder von vorne beginnen und den richtigen Moment zum Aufhören finden. Es ist ein spannender Prozess, begleitet von Sekt.
Ich war letztens brunchen, zwar nicht im Seeland, sondern auf dem Gurten, dem Hügel, den die Berner Berg nennen. Aber das Prinzip ist ja überall dasselbe. Zwischen Speck, Ei und Kirschkonfitüre fühlte ich mich wohl und fragte mich: Weshalb nicht öfter? Fürs Brunchen muss man nämlich nicht auf den von Bernerinnen geliebten Hügel steigen. Im Seeland findet man zahlreiche Angebote, etwa im «Peniche» in Nidau, im «Les Caves» in der Bieler Altstadt oder im «Petit Four» in Studen. Aber diese Orte kennt man ja bereits.
Um neue Brunch-Erlebnisse zu entdecken, haben zwei Seeländerinnen extra eine Website kreiert. Sie heissen Simone und Rahel, ihre Website heisst brunch-cafe.ch. Die Angebote wären also greifbar, bezahlbar, verdaubar, und doch geh ich zu selten hin. Ich war beispielsweise seit dem Pächterwechsel noch nie in der Villa Lindenegg zum Brunch, auch nicht im «Lokal» oder im «Residenz» – in Letzterem gibt es gemäss Simone und Rahel sogar ein Brunch-Atelier.
Lasst uns mehr brunchen, mehr geniessen, jetzt, wo die Sonne nicht mehr heiss und die Freundinnen nicht mehr einengend sind, weil sie sich bei diesem Wetter ohnehin nicht nach draussen wagen. Denn Käse, Gurke und Gipfeli sind, was das Leben ausmacht!