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Pegasus

Da waren’s nur noch drei

Sie sind zusammen gross geworden – als Menschen und als Band. Nun, nach 15 Jahren gemeinsamen Musikmachens, verlässt der Gitarrist Simon Spahr Pegasus. Im Guten, wie er auf Facebook schreibt. Er will sich neu orientieren. Pegasus machen ohne ihn weiter.

Trübe Stimmung bei Pegasus: Die Freunde Stefan Brenner (Schlagzeug), Noah Veraguth (Sänger) und Gabriel Spahni (Bass, von links nach rechts) gehen ihren musikalischen Weg ab April ohne den Gitarristen Simon Spahr (rechts). copyricht: zvgzvg
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Simone Tanner

«Wir waren uns als Band noch nie so nah», sagte der Sänger Noah Veraguth dem BT im letzten Interview im November. Jetzt, nur zwei Monate später, kündigt Gitarrist Simon Spahr auf Facebook an, dass er Pegasus verlässt. «Nach 15 intensiven und wundervollen Jahren Musik habe ich nun das Bedürfnis, etwas anderes zu machen und mich neu zu orientieren», schreibt Spahr seinen Fans. Am Snowpenair vom 2. April auf der Kleinen Scheidegg hat er seinen letzten Auftritt mit der Band. Er blicke mit grosser Dankbarkeit zurück auf die gemeinsame Zeit, so Spahr weiter. «Pegasus wird immer ein Teil von mir bleiben, auch wenn ich nicht mehr auf der Bühne stehen werde.»

Pegasus in London ohne Spahr
Angefangen hat bekanntlich alles lang vor Pegasus. Die drei Freunde Simon Spahr, Noah Veraguth und Gabriel Spahni sind alle an der Schützengasse in Biel aufgewachsen und machten nebst dem, was man halt als Kind und Jugendlicher so macht, schon bald zusammen Musik. Etwas später stiess Stefan Brenner als Schlagzeuger zur Band. Die vier Jungs gingen noch zur Schule, als sie ihre ersten Erfolge feierten. Anfangs tönten sie noch nach 60er-Jahre, nach Beatles. Doch irgendwann, spätestens mit der Zusammenarbeit mit Hit-Produzent Roman Camenzind, nahmen sie die Abzweigung auf die kommerzielle Pop-Schiene und bedienten sich mehr und mehr der Stilmittel der elektronischen Musik. Mit Erfolg. Mit grossem Erfolg. Im letzten Jahr gewannen Pegasus den dritten Swiss Music Award, das Album «Love & Gunfire» erreichte wie der Vorgänger «Human.Technology» Platinstatus, die Band schrieb mit «Streets Of My Hometown» den Song zur Spendenaktion «Jeder Rappen zählt» und die Freunde zogen nach London. Bis auf einen, Simon Spahr.

Beste Freunde, auch in Zukunft
Möglich, dass sich die Trennung schon da abzeichnete. Vielleicht, und diese Erklärung ist wohl wahrscheinlicher, hat sich die Band musikalisch in eine Richtung entwickelt, die Simon Spahr nicht mehr so behagte: weg von der Gitarre, hin zur Elektronik, zur Dance-Music und zur Stadiontauglichkeit. Die Erklärungen bleiben Mutmassungen, denn weder Simon Spahr noch Noah Veraguth oder das Management waren gestern für ein Interview zu erreichen. Man berief sich auf Spahrs Facebook-Eintrag. Dort heisst es weiter: «Unsere Wege gehen nur beruflich auseinander, schliesslich sind die drei Verrückten meine besten Freunde.» Simon Spahr freue sich aber dennoch sehr, die Möglichkeit zu haben, sich in eine neue Richtung bewegen zu können. Ob diese Richtung eine andere musikalische ist oder vielleicht ganz woanders hinzeigt, bleibt offen. Die Kommentare seiner Fans und Freunde lassen beide Deutungen zu.
Daniel Schneider, Kenner der Bieler Musikszene und Betreiber des Clubs «Le Singe», kennt Pegasus seit ihren Anfängen. Er war damals in der Jury, als sie als Teenager einen Wettbewerb gewannen. Ihn überrascht der Abgang von Simon Spahr nicht. «Er ist ein unglaublich talentierter Musiker. Ich kann mir vorstellen, dass er Lust auf anderes hat, auf mehr, und dass er musikalisch eine ‹bielerische› Richtung einschlagen will», so Schneider. Mit «bielerisch» meint er experimenteller, weniger kommerziell. Spahr war in den letzten Jahren an diversen Musikprojekten beteiligt, zum Beispiel bei Stude (Mark Stalder) oder auch bei anderen Projekten im Dunstkreis von Puts Marie und anderen Bieler Musikern.

Traurige Fans zeigen Verständnis
Simon Spahr schreibt in seinem Statement, dass die restlichen Bandmitglieder hinter seiner Entscheidung stehen, wie man das bei einer professionell orchestrierten Trennung erwarten konnte. Einige Stunden nach seinem Eintrag antworteten ihm seine Musikerfreunde auf Facebook gestern ebenfalls in Form eines Briefes. «Dass du dich jetzt entschieden hast, etwas Neues zu machen, zeugt von deiner starken Persönlichkeit. Du gehst mit deinem Instinkt, so warst du immer. Nun werden sich unsere beruflichen Wege trennen, was zum Glück bleibt, ist unsere Freundschaft. (...) Die Reise von Pegasus geht weiter.»
Es geht also ein Kapitel zu Ende, das Buch aber ist noch nicht fertig geschrieben, auch wenn man sich Pegasus ohne Simon Spahr nicht so richtig vorstellen kann. Das fällt auch den Fans schwer, die sich auf Facebook geäussert haben. Viele sind traurig, die meisten zeigen aber Verständnis für Spahrs Entscheid. Wer ihn dereinst ersetzt, ist offen. Bis nach dem Konzert vom 2. April sei keine weitere Kommunikation vorgesehen, so Thomas Businger von der Agentur Rozbero.
Die Songs für das nächste Album sind bereits geschrieben, die Arbeit an den Arrangements nimmt noch einige Zeit in Anspruch, wie Frontmann Veraguth dem BT im November sagte. Das Album solle wieder «organischer, simpler werden, intimer klingen» als seine Vorgänger.
Die Gitarre aber wird ein anderer spielen als früher. Einer, der nicht an der Schützengasse in Biel aufgewachsen ist.


 

15 Jahre Pegasus
Noah Veraguth, Gabriel Spahni und Simon Spahr wachsen an der Schützengasse in Biel auf und gründen die Band Pegasus, zu der später Stefan Brenner stösst.
2007: Pegasus veröffentlichen ihr erstes Album «A Place to Be».
2009: zweites Album «Heroes & Champions».
Das dritte Album «Human.Technology» (2011) erreicht Platinstatus.
2012 geht Noah Veraguth eigene Wege und nimmt mit Stress und Bastian Baker das Album «Noël’s Room» auf.
Im Frühjahr 2013 veröffentlichen Pegasus «Human.Technology» ausserhalb der Schweiz. Im November 2013 begleiten sie die britische Synthie-Popband Hurts auf ihrer Tournee durch Deutschland, Österreich, Belgien, Holland,Luxemburg.
Am 14. März 2014 erscheint das vierte Album «Love & Gunfire».
2015: Pegasus spielen erstmals Konzerte in Asien (Japan) und Noah Veraguth veröffentlicht die Solo-EP «Fragmented

 

Auszeichnungen
Auszeichnungen:
 2007: Suisa Newcomer Award
 2008: Swiss Top 07 durch DRS 3 (die          jüngste jemals ausgezeichnete Band)
 2008: Prix Walo in der Sparte New             comer
 2010: Swiss Music Award in der Sparte          Newcomer National
 2013: Swiss Music Award in der Sparte          Best Hit National
 2015: Swiss Music Award in der Sparte      Best Hit National




 

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