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Grossveranstaltungen

Das ist aussergewöhnlich: Der Sommer soll normal werden

Das Programm des nächsten Orpundart-Festivals ist bekannt. Bei den anderen grossen Anlässen der Eventra GmbH gibt es allerdings noch mehr Ungewissheit.

Lo & Leduc bei ihrem letzten grossen Auftritt in der Region am Lakelive 2019 – so soll es am Orpundart nächsten August aussehen.  copyright: raphael schaefer/bieler tagblatta
Tobias Graden
 
Wer gerne Schweizer Künstlern auf Festivalbühnen zuhört, kann sich auf Lo & Leduc, Loco Escrito, Sandee und Troubas Kater freuen. Diese vier Schweizer Acts spielen am Festival Orpundart vom 18. August 2022. Ihre Namen hat die Eventra GmbH heute bekanntgegeben. Es sind bekannte Namen, sichere Werte sozusagen für diesen eintägigen Musikanlass, der jeweils vor dem Royal Arena Festival das Musikwochenende in Orpund einläutet. Lo & Leduc wie auch Loco Escrito haben zudem auf die nächste Festivalsaison hin neue Alben angekündigt, was üblicherweise die Aufmerksamkeit des Publikums steigert und höhere Vorverkaufszahlen verspricht. 
So weit, so normal – und gerade das ist derzeit eben noch aussergewöhnlich. «Zum ersten Mal seit langem können wir wieder ein reguläres Festivalprogramm verkünden», sagt Lukas Hohl, der zusammen mit Marcel Sallin die Veranstalterfirma Eventra führt, «es fühlt sich grossartig an.» Pandemiebedingt sind im letzten und in diesem Jahr die grossen Sommerfestivals in der Region ausgefallen, erstmals seit zwei Jahren sind darum die Vorbereitungsarbeiten für das Orpundart wieder wie vor Corona angelaufen. 
 
Die Sponsoren sind dabei
Wie die Pandemielage im nächsten Sommer sein wird, lässt sich derzeit ebensowenig voraussagen wie der Umstand, welche Bedingungen für Grossveranstaltungen gelten werden. Aber für die Eventra gibt es derzeit nur einen «Plan A»: «Wir planen die Festivals und werden sie zu den aktuell geltenden Bedingungen durchführen», sagt Lukas Hohl.  Er ist überzeugt: Die Menschen werden nächstes Jahr wieder im Freundeskreis an Festivals gehen und dort Emotionen erleben wollen, «das besagen jedenfalls die Rückmeldungen, die wir erhalten». 
Doch was bedeutet der Rest an Ungewissheit für den Budgetprozess? Werden die Corona-Verwerfungen kleinere Anlässe mit geringeren Budgets notwendig machen? Hohl verneint. Die Eventra plane ihre Anlässe mit einem nur minim geringeren Budget im Vergleich zu jenen im Jahr 2019, und auch die maximale Publikumskapazität soll die gleiche sein. Dabei hälfen besonders die Sponsoren aus der Wirtschaft: bestehende Partnerschaften sind verlängert worden, neue konnten geschlossen werden – namentlich mit Shopping les Stades, dem Zusammenschluss der Fachmärkte in der Tissot Arena. «Wir als Veranstalter können die Eventbranche nicht alleine zum Laufen bringen», betont Lukas Hohl, «dazu braucht es unter anderem auch die regionale Wirtschaft.» 
 
Stars fordern hohe Gagen
Hohl spricht es nicht an und äussert sich nicht dazu, doch: Sollten im schlimmsten Fall wiederum pandemiebedingte Absagen nötig sein, käme weiterhin Bundeshilfe zum Tragen – sofern die Änderungen des Covid-Gesetzes Ende November nicht abgelehnt werden.
Während die Vorbereitungen für das Orpundart, an dem per definition «nur» Schweizer Künstler auftreten, planmässig ablaufen, gestaltet sich die Programmierung für Festivals mit internationaler Beteiligung schwieriger. Hohl sieht aber «Bewegung im Markt». Für das Lakelive, das den internationalen Teil mehrheitlich mit Künstlerinnen und Künstlern aus Europa bestückt, sehe es gut aus. Entsprechend sollen die Namen der insgesamt 36 Acts «demnächst», spätestens aber Mitte Dezember kommuniziert werden. Mit dem Management eines Künstlers für die Latin Night, der aus Südamerika kommt, hat sich Hohl gar kürzlich persönlich in Mailand getroffen.
Noch mehr Ungewissheit besteht für das Royal Arena. Genrebedingt stammt an diesem Hip-Hop-Festival ein Teil der Auftretenden aus den USA. «Da gestaltet sich das Booking nicht ganz einfach», sagt Hohl. Hinzu kommt, dass die Gagenforderungen der Stars trotz Corona nicht bescheidener geworden sind. «So lange es Player gibt, welche diese Forderungen erfüllen, wird der Markt auch nicht gesunder werden», kommentiert Hohl.
 
Summer Now soll bleiben
Was passiert denn mit dem Summer Now, das die letzten beiden Sommer als Ersatz für das Lakelive auf dem Expo-Areal stattgefunden hat? «Dieses hat sich eine grosse Akzeptanz und Beliebtheit erarbeitet», sagt Lukas Hohl, «wir würden es liebend gerne weiterführen.» 
Nun hat allerdings die Gemeinde Nidau die Anzahl Tage kontingentiert, an denen auf dem Brachland grosse Veranstaltungen stattfinden dürfen. Summer Now soll darum zwar wie gewohnt mit Kulinarik, Kultur und Sport stattfinden, als «Schlussbouquet» soll dann aber nicht eine Summer-Now-Konzertserie, sondern eben das das unmittelbar folgende Lakelive Festival fungieren. Zudem soll die Summer-Now-Infrastruktur in dieses integriert werden. Die finale Zustimmung der Behörden zu diesen Plänen steht noch aus, doch Lukas Hohl ist guter Dinge, dass sich die beiden Seiten finden werden.
Für 2022 ist also wieder Normalität geplant. Ein erster Test, ob dies das Publikum auch so sieht, wird das «Haha!»-Comedyfestival sein, das für Mitte Mai auf dem Plan steht. Für Lukas Hohl ist jedenfalls klar:«Die Frage lautet nicht mehr, ob wir veranstalten, sondern wie.»

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