Sie sind hier

Abo

Kunst

Das neue Gesicht der Bieler Fototage

Der Vorstand der Bieler Fototage präsentiert die neue Direktorin des Festivals. Sarah Girard will den Mix aus schweizerischen und internationalen Positionen weiterführen und die Vermittlung stärken.

Sarah Girard: Fotografin und bald Direktorin der Bieler 
Fototage. zvg

Alice Henkes

Die Bieler Fototage warteten mit einer kleinen, nachweihnachtlichen Überraschung auf. Zu den ersten Kulturnachrichten des neuen Jahres gehört die Meldung, dass der Vorstand der Bieler Fototage eine neue Direktorin gewählt hat: die Westschweizerin Sarah Girard.

Sarah Girard wurde 1978 in Genf als Tochter jurassischer Eltern geboren und verfügt sowohl über eine künstlerische Ausbildung wie auch über administrative Kenntnisse. Sie studierte Kunst an der Hochschule für Kunst und Design in Genf und am renommierten Goldsmith College in London und absolvierte ein Kulturmanagement Studium an der Universität Basel. Zuletzt war Sarah Girard im Amt für Kultur und Sport des Kantons Genf tätig. Dort war sie für die kulturellen Programme für Schülerinnen und Schüler tätig.

 

Rosarotes Tram
Die Medienmitteilung verkündet, dass Sarah Girard «vorzugsweise vernetzt und interdisziplinär» arbeite. Was damit gemeint ist, soll ein Beispiel jüngeren Datums belegen: Im Herbst 2016 organisierte Girard gemeinsam mit der Künstlerin Pipilotti Rist und der Plattform Kuverum das Projekt «Rose Explose». Hinter dem blumigen Titel steckt ein innen wie aussen rosarotes Tram der Linie 14, das seit Dezember 2016 fröhlich durch Genf rattert und die Wahrnehmung schärfen soll.

Die Bieler Fototage sind für Sarah Girard alles andere als ein unbekanntes Terrain. 2007 nahm sie als ausstellende Fotografin an dem Fotofestival teil. 
Damals zeigte sie einen Teil ihrer umfangreichen Fotoserie «Rémanence», die aus Aufnahmen aus den stillen Kabinetten verschiedener Genfer Psychoanalytiker komponiert ist. Fotografie, so sagt sie am Telefon, ist für sie ein Mittel, «um die Gesellschaft, in der wir leben, zu reflektieren.» Dafür gehört für sie auch die Auseinandersetzung mit sozialen und professionellen Räumen.

 

Erste Girard-Momente
Die Diskussion aktueller gesellschaftlicher Themen könnte durchaus auch bei der Programmation der künftigen Fototage ein wichtiges Thema sein. Die kommende Ausgabe, die vom 4. bis 27. Mai stattfinden wird, wurde allerdings noch von Sarah Girards Vorgängerin Hélène Joye-Cagnard in die Wege geleitet.

Fotofreundinnen und Fotofreunde müssen sich also noch ein wenig gedulden, bis die Handschrift der neuen Direktorin in den Ausstellungen sichtbar wird. Generell wird sie dabei voraussichtlich jener Linie folgen, die Hélène Joye-Cagnard in den vergangenen zehn Jahren erfolgreich etabliert hat: Ein aktueller Mix aus schweizerischem und internationalem Fotoschaffen, der die Fototage weit über Biel hinaus zum Begriff gemacht hat.

Möglicherweise werden aber im Rahmenprogramm schon ein paar Girard-Momente aufblitzen. Denn der neuen Leiterin der Bieler Fototage liegen vor allem Vermittlung und Begegnung am Herzen. Ihr erklärtes Ziel ist es, «der Öffentlichkeit zu erlauben, sich an den Bieler Fototagen zu begegnen» und den Dialog zwischen den Fotografinnen und Fotografen und den Besucherinnen und Besuchern zu stärken.

 

Die Fototage weiter öffnen
So denkt die neue Leiterin des Bieler Fotofestivals bereits darüber nach, neue Plattformen des Austauschs und des Kennenlernen einzurichten. «Jeder kann Fotografie auf die ein oder andere Weise lesen, jeder kann einen eigenen Zugang zu ihr finden», sagt Sarah Girard, die sich vorstellen kann, auch Foto-Amateure zu den Bieler Fototagen einzuladen und das Festival so noch ein wenig weiter zu öffnen. Nicht im lokalen, sondern auch im kulturell-sozialen Sinn. Die Bieler Fototage, sie könnten alsbald auch über die Personengruppe traditionell an Ausstellungen und Fotografie Interessierter hinaus Bekanntheit erlangen.

Info: Die nächsten Bieler Fototage finden vom 4. bis 27. Mai statt.

Nachrichten zu Kultur »