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Bargen

Dieser Rave ist abgehoben

Zum Jubiläumsfest von Aarebier gibt es in Bargen elektronische Musik in schwindelerregender Höhe. Solo Tech lädt zu einem Rave im Heissluftballon.

Exklusiv, dafür nicht ganz billig. Am Freitag kann man den Balloon Rave jedoch gratis testen. Bild: zvg
  • Dossier
Hannah Frei
 
Letzten Frühling, als die Bühnen leer und die Clubs verwaist waren, hatte Andy Schmutz einen Traum: In einem Körbchen, hoch oben in der Luft, mixte er elektronische Musik. Weit unter ihm die winzigen Häuser und Strassen, der See und die Berge, die Pandemie. Als Schmutz am nächsten Morgen erwachte, wollte er seinen Traum in die Tat umsetzen: Balloon Rave, also eine Tanzveranstaltung in einem Heissluftballon. «Ballonfahren war damals eines der wenigen Dinge, die man noch durfte. Weshalb also nicht in den Lüften raven?», sagt Schmutz. Und so versuchten sie es, er und sein Team von Solo Tech, eine junge Organisation aus Oensingen. Am Freitag steht Schmutz nun in oder besser gesagt über Bargen hinter den Turntables, an der 15-Jahr-Jubiläumsfeier von Aarebier.
 
Hip soll es sein
Eigentlich hätte Solo Tech im letzten Jahr so richtig durchstarten wollen, sagt Schmutz. 2018 gründete er die Organisation, die zum Unternehmen werden möchte. Entstanden aus einer Gruppe von Jungen und Hippen, die sich andere Veranstaltungen wünschten, exklusivere, noblere, an besonderen Orten, mit besonderen Drinks. Die Pandemie stoppte sie. Abgehoben sind sie dann doch, nicht mit einem Grossevent, sondern im Korb. Auf dem Startplatz von Take-Off Balloon in Bargen liessen sie im letzten Oktober den ersten Balloon Rave steigen. «Das war ein tolles Erlebnis», sagt Schmutz.
 
Bis dahin hatte der Jungunternehmer gar nichts mit Ballonen am Hut, genauso wenig wie mit Take-Off Balloon. Er googelte und wurde beim ersten Treffer fündig. Nun sitzen die beiden Organisationen zusammen im Korb. Je nach Grösse haben zwischen neun und dreizehn Personen Platz, plus DJ und Ausrüstung sowie eine Ballonfahrerin von Take-Off Balloon.
 
Normalerweise hebt der Ballon für den Rave ab und lässt sich dann für etwa zwei Stunden treiben. Am Jubiläumsanlass am Freitag wird der Heissluftballon jedoch vorerst angebunden bleiben. Zwischen 16 und 19 Uhr wird er stetig hoch und runter fahren, etwa alle zehn Minuten, maximal 20 Meter über dem Boden, befestigt mit Seilen. Dadurch soll es allen Besucherinnen und Besuchern ermöglicht werden, den besonderen Rave auszutesten. Die Musik werde aber auch vom Boden her gut hörbar sein, so der Veranstalter. Gespielt werde melodiöse, elektronische Musik, «kein harter Techno, der hauptsächlich vom Bass lebt», sagt Schmutz. Ziel der Balloon Raves sei es auch, Menschen abzuholen, die keinen Zugang zu elektronischer Musik haben.
 
Um 19 Uhr werden die Leinen gelöst und der Ballon fährt mit einer Gruppe auf eine zweistündige Tour los. Die Fahrt wird aber, anders als die kleinen Kostproben auf dem Aarebier-Gelände, nicht gratis sein. Zwei Plätze seien noch frei, 350 Franken kostet einer. Das ist deutlich weniger als Solo Tech sonst für ihre Balloon Raves berechnet. 500 Franken kostet ein Ticket normalerweise, inklusive Getränke.
 
Ob der Balloon Rave am Freitag wirklich stattfindet, wird jedoch erst am Morgen entschieden. Ein Heissluftballon ist ein sensibles Ding: Zu viel Wind, zu viel Hitze oder Regen, und der Ballon muss am Boden bleiben.
 
Aarebier trumpft auf
Für Schmutz und Aarebier-Geschäftsführer Cesare Gallina heisst es also weiter hoffen. Obwohl: Hoffen ist nicht gerade Gallinas Ding. Er macht lieber. Das lief auch bei der Planung des 15-Jahr-Jubiläums so. Denn seien wir ehrlich: 15 Jahre sind nicht wirklich ein stolzes Jubiläum. Gallina fährt trotzdem alles auf, was er finden konnte: Schwingerkönig Christian Stucki signiert, die Band Läärguet spielt, die Motorradfahrer von Trial Art springen. «Es soll für alle etwas dabei sein», sagt er. Daneben gibt es Essen – und natürlich Aarebier.
 
500 Besucherinnen und Besucher könnten maximal teilnehmen, sagt Gallina. Die Zufahrtsstrassen zum Feld werden gesperrt, es wird Eingangskontrollen geben. Gegen oben will er jedoch keine Schranken: Es wird weder Zelt noch Schirme geben. «Die Besucher sollen den Ballon auch gut sehen und hören können», sagt Gallina. Ein Covidzertifikat braucht es nicht. Platz gibt es hinter der Brauerei genug.
 
Trotz seines zarten Alters ist das Aarebier bereits gross geworden. Man findet es mittlerweile nicht nur in der Gastronomie, sondern auch bei Grossverteilern, etwa bei Coop und Loeb. Zudem produziert das Aarebier-Team auch Gerstensaft für «Bier-Bienne» und «BLZ» und hilft so mancher Mikrobrauerei aus der Region mit Braukapazität aus. Bis vor der Pandemie ging es mit Aarebier stetig bergauf, der Umsatz stieg Jahr für Jahr. 2019 wurde dann investiert, die Brauerei wurde vergrössert. Dann kam die Pandemie: Gallina verkaufte 24 Prozent weniger Bier als im Vorjahr. «Es fühlt sich an, als wären wir um ein paar Jahre zurückgeworfen worden. Das schmerzt.»
 
Den Kopf hängen lassen wolle er aber nicht. Nun wird gefeiert. Und nächstes Jahr wird Aarebier wohl sein erstes alkoholfreies Bier auf den Markt bringen. Gallina hält an seinem Ziel fest: «Wir wollen die bekannteste Brauerei im Kanton werden.»

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