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Beachmania

Ein bisschen Sommer und Sonne im Regen

Vier Bands haben am Samstag dem schlechten Wetter getrotzt und überzeugende Konzerte gespielt. Die Stimmung vor und auf der Bühne war erstaunlich gut, auch wenn die Music Session der Beachmania nicht so viele Zuschauer an den Strandboden gelockt hat.

Michel Spahr, Irina Mossi und JB Funks haben den Sommer auf die Bühne geholt. Copyright: Perdro Rodrigues / Bieler Tagblatt

von Vera Urweider

Eigentlich wollte er gar keine Konzerte spielen in diesem Sommer. Eigentlich wollte er sich auf die Produktion seines ersten Albums konzentrieren. Dann war da halt Beachmania (Volleyball European Championship Masters) und sein Song «Dia Dia» der offizielle Soundtrack dazu. Der Bieler Rapper und studierte Psychologe JB Funks ist wohl die genau passende Wahl - war er doch viele Jahre im Seeländer Volleyball aktiv. Die richtige Mischung also, für diesen Song aus Volley und Musik.

 

«Die schönste Stimme Biels»

17 Uhr. Der Himmel grau, die Beachmania fast leer. Da wo in wenigen Tagen Sand liegt und die Bälle fliegen, stehen einzelne Grüppchen um runde, blaue Tische, ganz nach vorne getraut sich noch keiner. Auf der Bühne mit dem See im Rücken: JB Funks mit seinen Mitstreitern - Irina Mossi, «die schönste Stimme Biels, der Schweiz, der Welt», so JB Funks; Gitarrist Michel Spahr, «durfte ich von James Gruntz ausleihen, der spielt dann heute auch noch» und als Gast der Beatbox-Schweizermeister Funkaztek. Das einzige was strahlt, sind die Gesichter. Sowohl auf der Bühne, wie unter den Zuschauern - es sind mittlerweile etwa 50 Leute auf dem Gelände, der Tribüne und ganz oben in der VIP-Lounge.

Eines der Grüppchen bei den runden, blauen Tischen sind die Musiker von Death by Chocolate, die später die Bühne rocken werden. «Klar, wenn wir schon mal Zeit haben, gehen wir gerne unsere Bieler Musiker-Kollegen hören», sagt Daniel Wyttenbach, Pianist der Schokoladenband. Und JB Funks integriert den Death by Chocolate-Frontmann Mathias Schenk auch gleich in seinen Freestyle, in etwa: «I bi hie am Strandbode, dr See hinger mir, es isch Beachmania, aber es isch niemer da, die ufde VIPs si wider abghocket und dr Mathias Schänk louft grad vo linggs nach rächts».

 

Abenteuer und Alltag

Ein wenig Sommerstimmung bringen JB Funks und seine Crew dann doch noch auf den Platz. Mit «Istanbul» entführt er das Publikum nach - wie könnte es anders sein - Istanbul und erzählt wortgewandt von seinen Erinnerungen an diese Stadt am Bosporus. JB Funks mischt ein wenig Abenteuer mit Alltagsmomenten, ein Lied, das eigentlich dem Montagmorgen gewidmet ist, passt wunderbar zur müden Stimmung in der Beachmania. Vielleicht, so denkt man, sind doch einige noch nicht ganz wach vom Feuerwerks-abend davor. Vielleicht, trotz «Istanbul»-Wärme, fröstelt anderen das feuchte Grau des diesjährigen 1. August.

In einem älteren Song rappte er mal «Das isch Luftbalonmusig, liecht wie glänzendi Toutropfe…» («Sinnflow» auf der EP «De Gömer!», 2012) Und das ist sie wirklich, seine Musik. Leicht, locker und doch punktgenau. Wie der bunte Luftballon am blauen Himmel eben. Unterstützt von der gewaltigen Stimme Mossis und souligen Gitarrenklängen Spahrs. Ein Glück, darf man ihm ein wenig später noch einmal zuhören.

 

Nach Rap folgt Pop

Ein Bieler Abend könnte man meinen, wären da nicht die Zürcher Popmusiker Baba Shrimps. In schwarz gekleidet, schlank und etwas introvertiert, spielt die Band, die vor knapp einem Jahr noch als Newcomer gehandelt wurde und sich heute schon eine kleine Grösse nennen darf. Introvertiert. Und gut. Spannend als Kontrast nach den Freestyle-Einlagen JB Funks’. Und dieser Pop von Baba Shrimps ist vielschichtig. Synthesizer, Beats, folkig, rockig, elektronisch. Warme Stimme.

18.30 Uhr. Baba Shrimps sind seit einer halben Stunde auf der Bühne. Einige weitere Besucher verteilen sich noch immer zaghaft auf dem Gelände der Beachmania-Arena. Über den ganzen Abend hinweg sollen es an die 450 werden. Gut verteilt, darum scheint es, als seien es weniger. Und doch, oder gerade deshalb, muss man jeder der vier Bands ein Kränzchen winden. Alle haben ihr Programm durchgezogen und die Freude an der Musik spürbar rübergebracht. Das Publikum: mehr als zufrieden. Und vielleicht war Baba Shrimps am vergangenen Samstag dann gar am berührendsten bei ihrer Zugabe - alle fünf verteilt auf zwei Mikrofone, eine Gitarre.

 

Der Rock zum Schluss

20 Uhr. Es regnet mittlerweile in Strömen. Doch nicht nur JB Funks holt ein wenig Sommer und Wärme auf die Bühne, sondern auch James Gruntz und Death by Chocolate. Gruntz mit seiner Anmoderation zum Lied «Song to the Sea», Death by Chocolate, weil sie mit ihrer Musik jeden zum Bewegen bringen.

Jene die dürfen, verziehen sich unter die Zelte auf der VIP-Tribüne. Die andern stecken in orangen Coop-Pellerinen vor der Bühne und kneifen sich ob des Regens die Augen zusammen. «Das sieht ein bisschen aus, als würde euch die Sonne blenden», sagt James Gruntz. «Und wenn man es zulässt, klingt der Regen ein wenig wie das Meer.» - «Song to the Sea».

Ob Meer, See oder Regen, um 22 Uhr ist es schon fast wieder trocken. Die fünf Musiker von Death by Chocolate haben sichtlich Freude vor heimischem Publikum zu spielen, Sänger Schenk, gut gelaunt, macht einen Witz nach dem andern und bringt auch einige Zuschauer dazu, sich von der VIP-Tribüne zur Bühne zu bewegen. Die Energie stimmt, das Zusammenspiel zwischen Band und Publikum ebenso, das zwischen den Musikern sowieso.

Und man muss sich bei Konzerten von Death by Chocolate fast wiederholen: Ehrlich, rockig, bodenständig. Irgendwo im Publikum: JB Funks. «Die Connections in Biel bestehen eben über den Musikstil hinweg», so der Rapper. Schade, dass diesem Bieler Musik-Abend, mit Zürcher Gästen, nicht ein paar Leute mehr beigewohnt haben. Vier Bands. Musik auf höchstem Niveau.

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