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Konzert

Ein stimmiger Abschluss

Morgen gibt 
Kaspar Zehnder seinen musikalischen Abschied 
als Intendant der Murten Classics. Dies mit einem vielsagenden Programm.

Symbolbild: pixabay.com

Annelise Alder

«Es stimmt so für mich», sagt Kaspar Zehnder über das Programm seines Abschiedskonzerts. Über 20 Jahre leitet er als Intendant das Festival Murten Classics. Vor zwei Jahren gab er seinen Rücktritt bekannt. Anstoss dazu gab sein 50. Geburtstag. «Ich spüre, dass ich irgendwo anders hinmöchte», sagte er damals im Gespräch mit der Journalistin. Dann kam Corona. Aus dem rauschenden Abschlusskonzert mit der neunten Sinfonie von Ludwig van Beethoven wurde nichts. Das Festival musste abgesagt werden. Nun, kurz vor Beginn der diesjährigen Ausgabe unter dem neuen Intendanten Christoph-Mathias Mueller, kann der klingende Abschied endlich stattfinden.

Das Programm des Konzerts, das mehrmals verschoben werden musste, entspricht allerdings nicht mehr dem ursprünglichen Plan, auch der Klaviersolist ist ein anderer. «Eigentlich ist es ein zufälliges Programm», sagt er, «doch es entspricht mir». Zu Beginn ist das fünfte Klavierkonzert von Ludwig van Beethoven zu hören. Dieses Werk dirigierte Zehnder bei der allerersten Ausgabe von Murten Classics. Somit schliesst sich ein musikalischer Kreis.

Unermüdliches Engagement

Auch mit dem Solisten Abdel Rahman El Bacha verbindet ihn ein besonderes Erlebnis: «Wir sassen nach einer Probe zusammen in einer Kantine. Sie war nicht sonderlich schön und eher dunkel. ‹Komm, setzen wir uns ans Licht›, schlug mir Abdel Rahman El Bacha vor». Es sei eine Art Schlüsselerlebnis gewesen. In allem was der Pianist sage, auch in seinem Spiel, suche er stets das Licht, erklärt Zehnder das Wesen des gebürtigen Libanesen. Die zutiefst humanistische Grundhaltung des Pianisten, die er mit Kaspar Zehnder teilt, habe er wohl von seinem Vater geerbt, einem Komponisten, der eine Sinfonie mit dem Titel «La Paix» komponierte. Im Mittelpunkt des Programms steht ein Werk der Schweizer Komponistin Caroline Charrière. Die Freiburger Komponistin war ausgebildete Flötistin, wie Kaspar Zehnder auch. «Ich war mit Caroline gut befreundet», sagt er über die Freiburger Komponistin, die vor drei Jahren verstorben ist. «Eines ihrer letzten Konzerte fand in Murten statt.» Damals lautete das Festivalmotto von Murten Classics «Die Schweiz». Sie hat musikalisch einiges zu bieten, wie Kaspar Zehner seit Jahren und in unermüdlicher Akribie dem Publikum vor Augen führt – nicht nur in Murten, sondern als Konzertdirektor von Theater Orchester Biel Solothurn (Tobs) auch in Biel und Solothurn. Erst vor wenigen Tagen ist die zweite CD des Sinfonieorchesters von Tobs mit Werken des Schweizer Komponisten Joseph Lauber erschienen.

Die Musik von Caroline Charrière dagegen ist reduziert, fragil. «Sie ist sehr beseelt und voll Spiritualität.» Das abschliessende Werk musste deshalb unbedingt dazu passen, sagt der Dirigent. Er wählte die Konzertouvertüre «Die schöne Melusine» von Felix Mendelssohn, ein stimmungsvolles Klanggemälde mit einem Ende, das sich sozusagen in Luft auflöst.

Ein sanfter Ausklang also. Auch ein symbolhafter? «Ich habe es mir ursprünglich anders vorgestellt», sagt er, «nun ist es einfach so.» Wichtig sei ihm, diese Ära sauber abschliessen zu können.

Bieler Abschied kommt noch

Nächstes Jahr steht ein weiterer Abschied bevor: Der als Konzertdirektor und Chefdirigent des Sinfonieorchesters Biel Solothurn. Was folgt, ist offen. Langweilig wird es dem vielfältig engagierten Musiker gewiss nicht. So steht beispielsweise die Internationale Sommerakademie an, dessen Künstlerischer Leiter er seit 2019 ist. Dennoch wird er den neuen Freiraum zu schätzen wissen. Er sagt nämlich: «Ich möchte mir Zeit lassen, damit etwas Neues entstehen kann.»

Stichwörter: Konzert, Klassik, Murten

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