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Musikschule

Eine musikalisch-szenische Sinnsuche

Im Dispo in Nidau realisiert die Musikschule Biel am kommenden Wochenende ein spartenübergreifendes Grossprojekt. Als Ausgangspunkt dient die Schauspielmusik «Peer Gynt».

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Annelise Alder

Der Blick fällt als erstes auf die roten Megaphone. Sie hängen in unterschiedlicher Grösse und Höhe von der Decke herab, einem überdimensionierten Mobile gleich. Darunter stehen Garderobenständer mit Kostümen, die nach Farben geordnet sind. Auch alle übrigen Gegenstände, die in der riesigen Halle herumstehen, lassen erkennen, dass im Dispo in Nidau ein aussergewöhnliches Projekt zugange ist. Bis zur Premiere am Freitag dauert es nur noch ein paar Tage. Doch Lionel Zürcher, Leiter der Musikschule Biel und Initiant des Projekts, sagt: «Heute weiss ich noch nicht, wie es am Freitag aussehen wird».

Inspirierende Fabrikhalle
Am Schluss wird alles klappen. Davon ist Lionel Zürcher überzeugt, auch wenn es sich dieses Mal um ein sehr «ambitioniertes Projekt» handelt. Bereits vor einem Jahr startete das Organisationskomitee mit dem Fundraising.

Nun stehen die Endproben an. Für die Umsetzung von «Peer Gynt – eine Klangreise» hat Lionel Zürcher Unterstützung vom Theaterpädagogen Matthias Rüttimann geholt. Die beiden kennen sich gut, denn sie haben bereits vor ein paar Jahren ein grosses musikalisch-szenisches Projekt realisiert. Damals hiess es «Nachtschicht»; es fand im Busdepot statt.

Für den diesjährigen Anlass hat das Gespann mit dem Dispo einen Ort ausgewählt, der für das diesjährige Motto wie geschaffen scheint. «Es ist der erste grosse kulturelle Anlass in der Halle», sagt Lionel Zürcher im Gespräch. Zürcher wie Rüttimann finden die grosse Halle an der Dr.-Schneiderstrasse in Nidau, in der früher die Stahlindustrie Kessel fertigte, äusserst inspirierend. «Sie eignet sich besonders gut dazu, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen», sagt Zürcher.

Tennisschläger und Puppe
Kreativität ist für die Umsetzung dieses spartenübergreifenden Kulturprojekts essenziell. Denn es sind viele daran beteiligt. Allein auf der Bühne befinden sich 112 Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Daneben und dahinter feilen weitere Personen an Technik, Bühne, Film und Kostümen.

Das Herz der Produktion bildet die Schauspielmusik «Peer Gynt» von Edvard Grieg, gespielt vom Jugend-Sinfonieorchester Biel, der Camerata Giovane und gesungen vom Erwachsenenchor Shante. Anstelle der Texte, die im originalen Bühnenwerk gesprochen werden, haben sich Matthias Rüttimann und Lionel Zürcher einige Überraschungen einfallen lassen. Sie sind in erster Linie akustischer und experimenteller Natur. Das zeigt alleine das Instrumentarium, welches das Ensemble Phantasten mit sich führt: Ein ausrangierter Tennisschläger oder eine umfunktionierte Tischbombe. Doch auch ein Puppenspieler ist an der Produktion beteiligt sowie ein Akrobat. An den Säulen in der Halle werden zudem Bildschirme angebracht, worauf zu sehen ist, wie sich Jugendliche zur zentralen Frage des Peer Gynt-Stoffs äussern. Sie lautet: «Auf was kommt es im Leben an?»

Die innere Stimme wahrnehmen
«Jeder von uns ist ein bisschen ein Peer Gynt», sagt Rüttimann, der Theaterpädagoge. Jeder versucht manchmal, der unangenehmen Realität zu entfliehen. Ob dies in Form von fantastischen Lügengeschichten geschieht, wie bei Peer Gynt, sei dahingestellt. Wie Peer geht es vielen Jugendlichen, die nach dem Sinn und dem Wesentlichen im Leben suchen und auf dem Weg dorthin auf allerlei Abwege geraten. Im Idealfall aber «hören sie in sich selbst hinein», sagt Matthias Rüttimann, um herauszufinden, «was es im Leben braucht». Die vermeintlichen Megaphone, die von der Decke herabhängen, sind also das genaue Gegenteil. Es sind Hörrohre, die einem helfen, die innere Stimme wahrzunehmen.

Ausgesuchte Kostüme
Realitätsflucht, Selbstverwirklichung. Es sind die grossen Fragen des Lebens, die in «Peer Gynt» verhandelt werden. Und es sind Kleinigkeiten in einem Probenalltag, die an diesem Besuch ins Auge stechen. Am Eingang steht eine grosse Kiste mit Äpfeln und Schachteln voller Getreideriegel, um die Kids und Teens in den langen Probesessionen bei Laune zu halten. Gerüste werden herumgeschoben, damit noch festgemacht und eingerichtet werden kann. Der junge Cellist sitzt hinter der Journalistin und stimmt das Instrument, bevor er seinen Platz im Orchesterrund aufsucht. Der Chorsängerin bleibt der feine Tüll, in den sie gehüllt ist, an der Stuhllehne hängen. Und der Gesamtleiter der Produktion, Lionel Zürcher, meint schmunzelnd: «Mit so einem Kostüm haben sie mich bestimmt noch nie gesehen». Die kostbaren Gewänder sind alles Einzelfertigungen und stammen von Eva Butzkies.

Es folgt schliesslich ein Fototermin, bei dem das ganze Bühnenpersonal zusammenrücken muss, um ins Bild zu passen. Dann setzten die idyllischen Klänge der «Morgenstimmung» von
Edvard Griegs Musik zu «Peer Gynt» ein.

Info: Vorverkauf bei Bücher Lüthy in Biel oder unter www.jsob.ch

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«Peer Gynt»
- Klangreise für Orchester, Chor und Imagination rund um die Musik von
Edvard Grieg
- Eine Produktion des Jugend-Sinfonieorchesters Biel (JSOB) und der
Musikschule Biel
- Aufführungen: Freitag/Samstag,
jeweils 20 Uhr, sowie Sonntag, 11 und 17 Uhr, Dispo, Dr.-Schneider-Strasse 3, Nidau
- Mitwirkende:
Jugend-Sinfonieorchester Biel
Camerata Giovane
Phantasten
Chor Shante
Moritz Haase (Akrobat)
Jarnoth (Puppenspieler)
- Musikalische Leitung: Lionel Zürcher, Fanny Anderegg, Diane Codourey Debluë, Manuel Engel und Barbara Gasser
- Regie: Matthias Rüttimann
- Kostüme: Eva Butzkies
- Bühne: Marc Calame
- Video: Thomas Batschelet
- Produktion: JSOB & Musikschule Biel

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