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Jimmy Page

Er wusste, dass es gut war

Er gilt als einer der besten Gitarristen der Welt. Jimmy Page machte die Rockband Led Zeppelin mit Songs
wie «Stairway To Heaven» und «Whole Lotta Love» in den 70ern zu Superstars. Nun feiert er seinen 75. Geburtstag.

  • 1/7 Brennende Hindenburg: «Led Zeppelin», die erste Platte der Band, wird am 12. Januar 50 Jahre alt. Bild: Keystone
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Mit seinem zurückgebundenen weissen Haar wirkt Jimmy Page eher wie ein klassischer Komponist als der geniale Bandleader, der mit seinen Gitarrensoli Stadien zum Kochen brachte. Der Gründer von Led Zeppelin war einst für seinen rasanten Lebensstil zwischen Sex, Drugs und Rock’n’Roll berüchtigt. Morgen Mittwoch wird Jimmy Page 75.

Die Gitarre änderte sein Leben
Der kleine Jimmy war ein Chorknabe und Einzelkind, die Mutter Arztsekretärin, der Vater Personalleiter. Wenig deutete darauf hin, dass er einmal Musikgeschichte schreiben würde. Doch ein Umzug in einen Londoner Vorort veränderte sein Leben: «Im Haus gab es eine Gitarre. Sie war einfach nur da, wie eine Skulptur», erinnerte er sich Jahrzehnte später in einem seltenen Interview mit «GQ». «Diese Gitarre war wie eine Intervention.»

In den 60er-Jahren arbeitete Page als Studiomusiker, ehe er zwei Jahre bei den Yardbirds spielte. 1968 gründete er Led Zeppelin mit Robert Plant am Mikrofon, Schlagzeuger John Bonham sowie Bassist und Keyboarder John Paul Jones. Page schrieb meist die Musik, Plant steuerte die Texte bei. «Ob wir wollten oder nicht, wir wurden vom Schicksal zusammengebracht und es war eine Art Fügung, dass wir Musik verändern sollten», sagte Page über die Gründung der Band in den «50th Anniversary Interviews (2018)» auf Spotify. «Und das haben wir sicherlich geschafft.»

Bewusste Strategie
Vor fast genau einem halben Jahrhundert, am 12. Januar 1969, erschien in den USA das erste Album, benannt nach der Band. Songs wie «Dazed and Confused», «Babe I’m Gonna Leave You» und «Communication Breakdown» demonstrierten Drama und Dynamik. Das spiegelte sich im Plattencover wider, einem Schwarz-Weiss-Foto des brennenden Zeppelins Hindenburg.

Page stellte sich damals «eine Mischung aus Blues, Hardrock und Akustikmusik mit schweren Refrains» vor und finanzierte die Studiosessions selbst – wohl auch, um die künstlerische Kontrolle zu behalten.

Der Rest ist Geschichte: Mitte der 70er-Jahre waren Led Zeppelin eine der grössten und bekanntesten Bands der Welt, obwohl sie weder im Fernsehen auftraten, noch Singles auskoppelten. Eine bewusste Strategie. Page sagte der «Globe and Mail», dass die Kultband Alben machen wollte, «in denen man wirklich seine Muskeln spielen lassen konnte – Ihren musikalischen Verstand, wenn Sie so wollen – und sich selbst herausfordern konnte.» Wer sie hören wollte, musste entweder ein Album kaufen oder ein Konzert sehen. Bis heute haben Led Zeppelin schätzungsweise 200 bis 300 Millionen Platten verkauft.

Bestimmte Fragen sind verboten
Die Musiker waren so erfolgreich, dass die Band nicht mit der Presse reden musste. Legenden rankten sich bald um angeblich skandalöse Ausschweifungen. Jimmy Page gibt nur selten Interviews und beantwortet keine Fragen zu bestimmten Themen. Dazu gehört sein Interesse an Magie – er besass zwei Jahrzehnte lang das Anwesen des Okkultisten Aleister Crowley bei Loch Ness. Oder Drogen – er nahm erst Koks, dann später Heroin, bis seine Performance auf der Bühne sichtbar litt.

Musikalischer Nachlassverwalter
Fragen nach Groupies sind auch nicht erlaubt. Mit der damals minderjährigen Lori Mattix hatte er eine längere Liebesbeziehung in den 70ern. Sie denkt gerne daran zurück, aber stellt sie im Zuge der #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Belästigung auch infrage: «Ich dachte nie, dass etwas daran falsch sei, aber vielleicht war es das», sagte sie dem «Guardian» 2018. «Seitdem ich älter und zynischer werde, ändert sich meine Perspektive.»

1980 brach die Band auseinander. Anders als Zeppelin-Sänger Robert Plant, der seither erfolgreich seine eigenen Projekte verfolgt, betätigt sich Page eher als musikalischer Nachlassverwalter, was allerdings durchaus auch reizvolle Projekte mit sich brachte. Im Jahr 1999 spielte Page eine Tour mit der US-amerikanischen Rockband The Black Crowes, das Repertoire bestand aus Led-Zeppelin-Songs, aber auch alten Blues-Stücken und mit «Shape of Things to Come» fand sich auch eine Referenz an die Yardbirds, der Band, in der Page auch mal Gitarre spielte. Der Mitschnitt «Live at the Greek» ist ein höchst vergnügliches Stück Musik, das die Spielfreude der Beteiligten dokumentiert – diese hatten dermassen Freude dabei, dass sie im Jahr darauf noch 26 Konzerte anhängten.

Mit Robert Plant spielte Page in den frühen 90er-Jahren bekanntes und weniger bekanntes Material unter anderem mit Orchester, aber auch mit ägyptischen Musikern neu ein. Die darauf folgende Konzertserie gestaltete sich überaus erfolgreich. Besonders spektakulär dann das erste Konzert seit Langem von Led Zeppelin: 2007 versuchten 20 Millionen Fans, ein Ticket zu ergattern für den Tribute-Anlass in London zu Ehren von Ahmet Ertegün, dem verstorbenen Mitbegründer von Atlantic Records. Am Schlagzeug sass anstelle des verstorbenen John Bonham dessen Sohn Jason.

Seither machen immer wieder Reunion-Gerüchte die Runde, zuletzt zum 50-Jahr-Jubiläum 2018. In England konnte darauf gewettet werden, dass die Band Headliner am diesjährigen Glastonbury-Festival sei – vergebens.

Eines ist sicher: Jimmy Page hatte nie einen Zweifel am Erfolg von Led Zeppelin: «Ich möchte nicht arrogant klingen», sagte er «GQ», «aber wenn diese Zeppelin-Platten zusammengestellt wurden und die Songauswahl getroffen war, wussten wir alle, dass es gut ist.» sda/tg

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