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«Es wäre schon schön, auch nur für 10 oder 20 Leute zu spielen»

Noch sind grosse Teile der Kultur im lockdownbedingten Winterschlaf, da kündigt Carlos Dorado die Jubiläumsausgabe des Gitarrenfestivals für Anfang März an. Hat er einen Plan B?

New Duo Dorado: Carlos Dorado (rechts) mit seinem Sohn, dem 17-jährigen Saxopohonisten Dalmiro. Die beiden hoffen, am 4. März auftreten zu können – es wäre die Premiere der neuen Formation.  zvg
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Interview: Tobias Graden

Carlos Dorado, Sie müssen ein sehr optimistischer Mensch sein.
Carlos Dorado: Ja, das bin ich im Moment wohl schon.

Während bis in den Sommer hinein alle kulturellen Veranstaltungen abgesagt sind, kommen Sie und kündigen Sie das Internationale Gitarrenfestival in Biel für Anfang März an.
Wir sehen, dass sich die Corona-Situation gebessert hat. Vielleicht kann man im März ja das Festival durchführen. Es wäre wohl das erste Event in Biel seit langer Zeit.

Derzeit sind kulturelle Veranstaltungen mit Publikum ja noch verboten, mindestens bis Ende Februar. Was gibt Ihnen die Zuversicht, dass das Gitarrenfestival stattfinden kann?
Sicher sein kann ich nicht, aber unsere Sponsoren helfen mit, die Mitglieder unseres Vereins ebenfalls, insofern wäre es für uns möglich, das Festival stattfinden zu lassen. Wir brauchen bloss noch das OK der Behörden.

Der Bundesrat muss mitmachen.
Genau (lacht).

Andere Veranstalter planen derzeit noch gar nichts, ihnen ist die Situation viel zu unsicher.
Nun, letztes Jahr haben wir das Festival auch gemacht, am Anfang der Pandemie, da waren wir auch fast die einzigen, danach war ja alles verboten. Jetzt sind wir eben optimistisch. Wir würden uns freuen, wieder Konzerte veranstalten zu können, auch wenn es noch behördliche Einschränkungen geben sollte, etwa was die Zahl der Sitzplätze und den Abstand betrifft.

Die Voirie ist nicht eben riesig, viel Spielraum bestünde nicht.
Das ist so, aber es wäre schon schön, auch nur für 10 oder 20 Leute zu spielen. Die Musiker brennen darauf.

Sie laden nicht nur Schweizer Musiker ein, sondern auch argentinische, brasilianische, US-amerikanische und französische. Werden diese überhaupt einreisen können?
Nun, das ist weniger das Problem, denn fast alle von ihnen wohnen in der Schweiz, in Zürich oder Basel. Das haben wir schon extra so geplant, dass niemand von weither anreisen muss.

Wie sieht der Plan B aus? Würden Sie die Konzerte streamen, falls weiterhin kein Publikum erlaubt wäre?
Dann müssten wir das Festival wohl streichen. Manche übertragen ihre Konzerte ja per Internet, aber mir passt das nicht so. Falls wir kein Publikum haben dürfen, findet das Festival nicht statt.

Eine Verschiebung käme nicht in Frage?
Das kommt drauf an. Es wird dann rasch kompliziert mit den Daten, weil die Musiker anderweitig verplant sind oder der Raum nicht mehr verfügbar ist. Wenn es sich um zwei, drei Wochen handeln würde, ginge es wohl schon. Aber wenn bis Mai keine Konzerte möglich wären, würden wir das Festival ins nächste Jahr verschieben – was etwas traurig wäre, weil es sich um die 20. Ausgabe handelt.

Wäre eine Absage nicht ein finanzielles Problem?
Wir würden natürlich allen das Geld zurückgeben. Wir haben natürlich schon einige Sachen gemacht, Plakate und Flyer, und wir haben viel Zeit investiert. Dass wir etwas verlieren könnten, damit müssen wir rechnen.

Geplant ist, dass Sie mit Ihrem jüngeren Sohn Dalmiro am Altsaxophon auftreten. Ist dies der erste gemeinsame Auftritt?
Ja, das ist eine Premiere. Er ist noch jung, er ist 17 Jahre alt. Mit dem älteren Sohn (dem Vibraphonisten Lucas Dorado, Anm. d. Red.) habe ich dagegen schon oft gespielt.

Gitarre und Saxophon im Duo, das ist nicht gerade eine alltägliche Besetzung – wie kann man sich die Musik vorstellen?
Unser Repertoire besteht aus eigenen Kompositionen von mir. Es ist eine Mischung aus argentinischer Tradition und Jazz. Wir spielen argentinische Rhythmen, aber haben die Freiheit zu improvisieren. Weil das Saxophon lauter ist als die Gitarre, verstärke ich diese.

Auf welchen Programmpunkt freuen Sie sonst noch besonders?
Jedes Konzert wird etwas Spezielles sein. Am ersten Tag haben wir Free Jazz, da gibt es in Biel ein gutes Publikum dafür. Seit einigen Jahren hat auch das Vibraphon seinen Platz im Festival, dieses Mal haben wir mit David Friedman einen der besten Vibraphonisten der Geschichte im Programm. Er ist einer der wenigen alten Grössen am Vibraphon, die noch auftreten. Brasilianische Musik ist am Festival immer gut angekommen, sie ist rhythmisch und warm. Das Festival beschliessen wir mit Kompositionen von Laurent Boutros, zusammen mit der Violonistin Anna Swieton spielt er eine Musik zwischen Jazz und Klassik.

Wie war für Sie die Zeit des Kulturlockdwons?
Ich habe bloss zwei, drei Konzerte gespielt im Sommer, keines davon in der Schweiz, sondern in Frankreich und Deutschland. Es war komisch. Ich habe komponiert, zum Beispiel ein Konzert für Vibraphon und Orchester. Nun planen wir dessen Aufführung in Biel. Und eben, ich habe mit meinem Sohn Dalmiro ein neues Projekt begonnen, und ich habe ein Solo-Gitarrenalbum aufgenommen. Die Konzerte aber haben mir gefehlt. Manchmal schaue ich Fotos von früheren Konzerten an und denke: Das war vor dieser Zeit.

Dann hoffen wir, dass diese Zeit nun bald vorbei ist.
Ja, das hoffe ich auch.

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