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Musik

Für ihn zählt das, was er sagt

Der Bieler Reggae-Veteran Yasta veröffentlicht sein neues Album. «Ma part d’oxygène» sei sein Werk der Reife, 
nach 30 Jahren der Lehre, sagt der Musiker.

Yasta findet, es sei nicht seine Person, die wichtig sei, sondern seine Aussage. Darum trägt er Sonnenbrille. Bild: Yann Staffelbach

Jérôme Burgener/tg

Ein Emporkömmling in der Schweizer Szene für jamaikanische Musik ist Yasta beileibe nicht. Sein Abenteuer hat schon vor 30 Jahren begonnen, in der Zeit, als er Teil des Duos Speedyman/Yasta war. Der Musiker erzählt: «Wir haben 1991 begonnen. Wir spielten im Fernsehen, am Paléofestival in Nyon 1996, ein Jahr später haben wir den Schweizer Nachwuchspreis erhalten.»

Mit seinem neuen Album «Ma part d’oxygène» geht Yasta sozusagen zurück, indem er vorwärtsgeht, wie er sagt. «Am Anfang waren meine Produktionen am Dancehall angelehnt, dann bin ich zum Rub-a-Dub übergegangen. Nun bin ich zu meinen Wurzeln zurückgekehrt und produzierte Roots-Reggae. Digitale Rhythmen und Technologien, das ist abgeschlossen für mich. Für mein neues Album habe ich mich mit richtigen Musikern umgeben.»

Soundtrack von James Bond

Es sind Musiker aus Österreich, die den Bieler Künstler mit ihren Instrumenten unterstützen. «Ich habe mir erlaubt, House of Riddim anzufragen, die österreichischen Produzenten. Sie haben sich bereit erklärt, mir ein Stück aus ihrer musikalischen Bibliothek zu schicken. Ich habe meinen Gesang darüber aufgenommen und ihnen den fertigen Song zurückgesendet», erklärt Yasta.

Die österreichischen Stars, die auch im Soundtrack des nächsten James-Bond-Films zu hören sein werden, zeigten sich vom finalen Resultat begeistert – eine Rückmeldung, die den Bieler Musiker freut: «Sie hatten Lust, mit mir ein ganzes Album aufzunehmen. Ich habe gut 50 Instrumentalstücke erhalten und konnte auswählen, welche ich verwenden wollte. Schliesslich habe ich 20 behalten, zehn davon sind nun auf meinem neuen Album.»

Die Kirsche auf der Torte: House of Riddim kümmerten sich auch noch um den Mix von «Ma part d’oxygène». Das Mastering sei dann aber in Biel erfolgt, durch ein Mitglied des Kollektivs Comin Tru. Seine Texte auf dem Album versteht Yasta als nonkonformistisch und vom Mainstream abweichend.

Er sieht überall Zensur

Ins Visier genommen hat der Sänger das aktuelle politische System: «Heutzutage sind die Politiker die verlängerten Arme von multinationalen Konzernen und den Banken. Diese beeinflussen die Gewählten für ihre Eigeninteressen, zum Nachteil des Volks.» Auch ein Thema auf dem Album ist der afrikanische Kontinent. «Ich thematisiere die komplizierte Lage und die Kriege in gewissen Ländern. Dahinter stecken immer wieder die gleichen Protagonisten», behauptet Yasta. Dem Bieler stösst auch der Umgang mit Covid-19 und der Impfung sauer auf. Er warnt: «Unsere Selbstbestimmung ist in Gefahr. Überall gibt es Zensur, sogar in der Musik. Man kann dieses Mittel nicht mehr nutzen, um eine alternative Meinung auszudrücken, sei es zur Politik oder zu anderen Themen.»

«Ma part d’oxygène» handelt aber nicht nur von kontroversen Themen. «Ich will auch Hoffnung verbreiten, denn diese gibt es nach wie vor – sei es in meinen Texten oder wenn ich auf Leute treffe, die verstehen, was passiert und die noch kämpfen wollen», sagt Yasta und lächelt hinter seiner Sonnenbrille.

Für ihn ist diese ein essenzielles Accessoire: «Ich will nicht mein Ego in den Vordergrund stellen. Darum ziehe ich es vor, mein Gesicht zu maskieren, um so das Gewicht auf das zu legen, was ich sage. Es bin nicht ich, der zählt, sondern meine Aussage.»

Nun hofft Yasta, so rasch wie möglich auf Tournee zu gehen, «entweder mit House of Riddim, oder auch mit einer anderen Gruppe».

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