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Biel/Leubringen

Geld oder Geige

Bieler Kunstschaffende bringen Strawinskys «L'Histoire du soldat» in einer zweisprachigen Version auf die Bühne. Mit den Figuren der Bieler Künstlerin Aurélie Jossen wird das Musiktheater um eine dritte Dimension erweitert.

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Gegen ein geheimnisvolles Buch, das Erfolg und vor allem Reichtum verspricht, tauscht ein Soldat beim Teufel seine Geige ein und bringt ihm das Spielen bei. Als er nach gefühlten drei Tagen, die in Wahrheit aber drei Jahre sind, in seine Heimat zurückkehrt, erkennen ihn seine Liebsten nicht wieder. Seine Braut ist vergeben und auch das Militär scheint keinen Platz mehr für ihn zu haben. Verzweifelt setzt der Soldat seine Wanderung fort, wird reich aber unglücklich und wünscht sich seine Geige zurück. Hoffnung verspricht die Prinzessin. Wer die kranke Königstochter heilt, bekommt sie zur Frau. Doch der Teufel mischt sich auch in diese Angelegenheit und es entbrennt ein erbitterter Zweikampf um die Prinzessin.

«L'Histoire du soldat» ist die Geschichte eines Menschen, der hinauszieht, um das Glück zu finden. Mit ihrer Kritik am Materialismus ist sie aktueller denn je. Entstanden ist das Musiktheater während des Ersten Weltkrieges, als Gemeinschaftswerk zweier ungleicher Freunde: Der Waadtländer Dichter Charles-Ferdinand Ramuz hat den Text basierend auf russischen Märchen geschrieben. Der Russe Igor Strawinsky komponierte die Musik. Das Musiktheater wurde für eine Wanderbühne konzipiert (ein Erzähler, zwei Schauspieler, eine Tänzerin und sieben Musiker).

 

Drei Kunstsparten ...

«Strawinsky und Ramuz ging es nicht um eine Verschmelzung der Kunstsparten wie in der Oper. Sie wollten die Musik sowie die Sprache und das Schauspiel nebeneinander wachsen lassen», sagt der Dirigent und Musikpädagoge Urs Philipp Keller. Genau um dieses Nebeneinander geht es auch ihm. Gemeinsam mit der Regisseurin Ariane Gaffron bringt er das Musiktheater mit sieben Musikern und zwei Erzählern auf die Bühne (siehe Infobox). Neben der Musik und der Sprache kommt mit den Figuren und Objekten der bildenden Künstlerin Aurélie Jossen gar eine dritte Dimension hinzu.

«Ich habe die Emotionen, welche die Geschichte bei mir ausgelöst hat, in Bilder, in Figuren transformiert», erklärt Jossen. Der Soldat, der Teufel und die Prinzessin werden von der Künstlerin auf der Bühne parallel zu den Worten und der Musik animiert. «Wir arbeiten so, dass sich die drei Kunstsparten ergänzen und gegenseitig beleuchten», sagt die Regisseurin Ariane Gaffron. Ihr ging es vor allem darum, die menschliche Einsamkeit und andere archetypische Motive, die der Geschichte innewohnen, herauszuarbeiten.

 

... zwei Sprachen

«Die Geschichte vom Soldaten» ist ein beliebtes Werk. Vor Kurzem war es in Biel und Ligerz in einer Trioversion mit Heidi Maria Glössner als Erzählerin zu sehen (das BT berichtete).

Keller und Gaffron entschieden sich hingegen für Strawinskys Originalversion für sieben Musikerinnen und Musiker. Und sie entschieden sich für die Zweisprachigkeit. Mani Matter war es, der die «Histoire du soldat» 1963 ins Deutsche übersetzte. Diese Übersetzung kommt in Leubringen und Biel zum Einsatz. Abwechselnd erzählen Anne Bernasconi und Stefan Liebermann die Geschichte in Ramuz' und Matters Worten und schlüpfen dabei in die Rolle des Soldaten und des Teufels.

Ähnlich wie die drei Kunstsparten sollen auch die zwei Sprachen «in ihrer eigenen Kraft wirken können». Wer einer der beiden Sprachen nicht mächtig ist, wird die Geschichte dennoch verstehen, indem er sich an Jossens Figuren hält und an Strawinksys wunderbare Musik.

Simone Tanner

 

Link: www.histoire-du-soldat.ch

Stichwörter: Geld, Geige, Aurélie, Jossen, Kunst

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