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Bieler Filmpodium

Getrennt durch das Leben

Am Freitag startet im Bieler Filmpodium der Zyklus CinéLatino gleich mit einem emotionalen Paukenschlag: Gezeigt wird der in Cannes ausgezeichnete «The Invisible Life of Eurídice Gusmão».

Die morgige Vorstellung von «The Invisible Life of Eurídice Gusmão» wird begleitet durch ein Konzert mit lateinamerikanischer Musik von Rosa Carballo und Pablo Allende.

von Raphael Amstutz

Den Hauptpreis der renommierten Sektion Un certain regard gewann «The Invisible Life of Eurídice Gusmão» dieses Jahr an den Filmfestspielen in Cannes. «Un certain regard» (der besondere/gewisse Blick) fördert Filme, deren Macherinnen und Macher noch wenig bekannt sind. Regisseur Karim Aïnouz gehört eigentlich gar nicht in diese Kategorie. Die Werke des brasilianisch-algerischen Regisseurs werden seit Jahren in Cannes, Venedig oder in Berlin gezeigt.

Nun also die Geschichte zweier Schwester, die einander aus den Augen verlieren und daran fast zugrunde gehen. Der Film, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Martha Batalha, hat keine Angst vor grossen Emotionen, ist in vielerlei Hinsicht üppig und voller eindrücklicher Szenen. Eine, die einem besonders in Erinnerung bleibt: An einem Weihnachtsabend in den 50er-Jahren treffen sich in einem Restaurant in Rio de Janeiro zwei Kinder bei einem Aquarium. Alltäglich ist diese Begegnung, ja geradezu beiläufig. Der Hintergrund wiegt aber schwer: die beiden sind Cousine und Cousin – und wissen das nicht; ihre Mütter verpassen sich. Die Mütter sind Schwestern. Ihre tiefe Verbundenheit ist aber durch einen hartherzigen Vater, eine schweigende Mutter und ein frauenunterdrückendes Umfeld zerschlagen worden.

So werden Euridice Gusmao (Carol Duarte) und ihre zwei Jahre ältere Schwester Guida (Julia Stockler) getrennt, erdulden schwierige Beziehungen und leben ein Leben, das sie sich so anders vorgestellt haben.

Die parallel erzählten, hochemotionalen Geschichten, die sich immer knapp nicht berühren, sind trotz aller Düsternis und Widrigkeiten ein Symbol für die Kraft der Liebe und Zuneigung.

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Die Filme aus Lateinmaerika

Fr, 1. November:
«The Invisible Life of Eurídice Gusmão»
Sa, 2., bis Mo, 18. November:
«Insumisa»
Sa, 2. bis So, 17. November:
«Mi obra maestra»
So, 3., bis So, 17. November:
«Memorias del subdesarrollo»
So, 3., bis Sa, 23. November:
«Diego Maradona»
So, 3., bis Mo, 25. November:
«Compañeros – la noche de 12 ãnos»
Mo, 4., bis So, 10. November:
«Familia sumergida»
Mo, 11., bis So, 24. November:
«Monos»
Sa, 16. November, bis Di, 3. Dezember:
«Yuli»
So, 17. November, bis Di, 3. Dezember:
«Santiago, Italia»
Di, 19. November, bis Mo, 2. Dezember:
«Nuestro tiempo»

Info: Mehr zu den Filmen unter www.filmpodiumbiel.ch

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Das Beste aus dem Kanton

BE Movie, das Wochenende, das ganz dem bernischen Filmschaffen gehört, geht in die zweite Runde. Vom Freitag, 29. November, bis Sonntag, 1. Dezember, werden die eindrücklichsten und bemerkenswertesten, kurz: die besten Werke gezeigt, die im Kanton in der letzten Zeit entstanden sind. Das Projekt wird geleitet von Judith Hofstetter und der Bielerin Anna Rossing.

Die Roadshow ist in neun Orten und 13 Kinos zu Gast, in Biel ist das Filmpodium der Veranstaltungsort. Auf dem Programm stehen 16 Spielfilme und 5 Kurzfilme. Die meisten Vorstellungen werden von Gesprächen mit den Filmemachern umrahmt. Einmal mehr zeigt sich:Die besondere Stärke hiesiger Filmemacherinnen und Filmemacher liegt im Dokumentarfilm.

In Biel macht am Freitag, 29. November, um 20.30 Uhr «Sohn meines Vaters» den Auftakt. Regisseur Jeshua Dreyfus, der anwesend sein wird, zeigt eine schwierige Vater-Sohn-Beziehung.

Weiter in Biel: «Naïma», das Porträt der Bielerin Naïma Serroukh, die sich gegen die religiöse Radikalisierung stellt (das BT berichtete) und «Tscharniblues 2», der 40 Jahre nach dem ersten Teil fragt, was aus den Menschen geworden ist, die damals den wilden Film über die Berner Hochhaussiedlung gedreht haben. Auch hier gibt es einen Bieler Bezug. Hauptdarsteller Stephan Ribi arbeitet hier als Lehrer.

Ebenfalls in Biel zu sehen sind «The Song of Mary Blane», der das Leben und Wirken des Solothurner Kunstmalers Frank Buchser zeigt, «African Mirror», der unserBild, das wir von Afrika haben, hinterfragt und produziert wurde vom Suberger Simon Baumann, «Gottlos Abendland», der filmische Essay von Felix Tissi über Europa, Gott und unsere Identität und schliesslich «Taste of Hope», der vom Kampf französischer Arbeiterinnen und Arbeiter gegen den multinationalen Konzern Unilever erzählt.

Obwohl damit eine Terminkollision einhergeht, sei dem Bieler Publikum der Gang nach Bern empfohlen. Der diesjährige Fokus legt das BEMovie auf «Zehn Jahre gestärktes Berner Filmschaffen». Was damit gemeint ist:Vor zehn Jahren erhöhte der Regierungsrat die Mittel für die Berner Filmförderung deutlich und der Verein Bern für den Film wurde gegründet. Seither sind rund 170 Filme entstanden, die vier erfolgreichsten werden amFreitag und Samstag in der Cinématte gezeigt:«Dr Goalie bin ig», «Thorberg», «Der Imker» und «Zum Beispiel Suberg». Am Samstag ziehen um 19 Uhr Theres Scherer (Produzentin), Dieter Fahrer, Mano Khalil und Simon Baumann (alle Regisseure) Bilanz und sprechen über die Zukunft. Raphael Amstutz

Info: Der Filmpass, der nur 20 Franken kostet, ermöglicht den Zutritt zu allen Vorstellungen. Vorverkaufsstellen unter www.be-movie.ch. Wer die Filme lieber daheim ansieht, kann sich ein Streaming-Abo lösen.

 

Stichwörter: Kino, Film, Bieler Filmpodium

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