Sie sind hier

Abo

Biel

Hauptsponsor, Beschützer, Botschafter

Das Vibez-Festival versucht, sich in Sachen Emirates zu verteidigen und legt ein blumiges Schreiben vor. Dabei tauchen allerdings neue Fragen auf – die das Vibez wiederum nicht beantwortet.

Peter Béres, Vizepräsident Verein Seamotion, bei Suhail Mohammad Al Zarooni (v.l.). zvg

Tobias Graden

Er hat einen Löwen als Haustier. Auf Youtube findet sich ein anderthalbminütiger Film, in dem er das Löwenweibchen an der Leine durch den Garten führt und mit ihm kuschelt. «His Excellency Suhail Al Zarooni With His pet Lion in Karachi» heisst der Film. Der Löwenhalter hatte offenbar gerade in Pakistan zu tun, das Filmchen bietet gleichwohl einen faszinierenden Einblick in den Habitus reicher Leute am Golf.
Für das interessierte Publikum ist Seine Exzellenz Suhail Al Zarooni aber aus anderem Grund von Interesse: Mit seinem Namen versucht das Vibez-Festival, die Geschichte mit der Emirates-Partnerschaft aufrechtzuerhalten. Am späten Auffahrtsabend verschickte die Vibez-Pressestelle ein kurzes Statement, die Kopie eines Briefes und ein Bild.
In dem Statement heisst es zuerst: «Das Organisationskomitee des Vibez-Openair zeigt sich überrascht von der der Mitteilung von Emirates vom 29. Mai 2019, in welcher eine Zusammenarbeit mit dem Vibez-Openair dementiert wird. Es laufen gegenwärtig interne Abklärungen.» Zur Erinnerung: An diesem Mittwoch hatte die Fluggesellschaft in einer offiziellen Mitteilung den Ton verschärft und mitgeteilt, dass die Anwälte angewiesen seien, mit juristischen Schritten gegen die widerrechtliche Verwendung des Namen Emirates durch Vibez vorzugehen (vgl. BT von gestern).

Einlenken am Montag

Nun, ganz so überrascht können die Vibez-Organisatoren am Mittwoch nicht gewesen sein. Die Botschaft von Emirates war in der Vibez-Zentrale nämlich durchaus angekommen. Die Emirates-Pressestelle bestätigt, dass Peter Béres, Vizepräsident des veranstaltenden Vereins Seamotion, am Montag der Airline per E-Mail «an Emirates in Dubai mitgeteilt hat, dass sämtliche Logos schnellstmöglich entfernt werden». Das Emirates-Logo wurde seitens Vibez allerdings auch gestern Freitag munter weiter verwendet.
Im Vibez-Statement vom Donnerstagabend steht weiter: «Vibez möchte gleichzeitig darauf hinweisen, dass eine aktive Zusammenarbeit mit seiner Exzellenz Suhail Mohammad Al Zarooni, welcher mit der Königsfamilie der Vereinigten Arabischen Emirate verbunden ist, stattfindet. Die Fluggesellschaft Emirates wird vom Oberhaupt der Königsfamilie, seiner Hoheit Scheich Ahmed bin Saeed Al Maktoum, geführt.»
Die Formulierung ist interessant: Vibez beharrt offenbar nicht mehr auf der Existenz einer direkten Partnerschaft mit Emirates, insinuiert jedoch eine Nähe zur Fluggesellschaft durch die Betonung der Verbindung von Mohammed Al Zarooni mit der Königsamilie. Doch was hat es mit dieser Zusammenarbeit auf sich?

Treffen im prunkvollen Raum

Tatsächlich kam es am 8. April zu einem Treffen von Vibez-Vertretern mit Suhail Al Zarooni. Das zeigen Bilder, die auf der Facebook-Seite Al Zaroonis öffentlich einsehbar sind. Zugegen waren seitens Vibez: Peter Béres, Vizepräsident von Seamotion, er wird bei dem Treffen auch als CEO von Zizzy Technologies bezeichnet. Dann ein «Mr. Thomas»: Dabei handelt es sich offenbar um Thomas Morgenstern, der letzte Woche das BT telefonisch aus Dubai kontaktierte und den Kontakt zu «Captain Mustafa» herstellte. Erwähnt und abgebildet wird auch ein «Mr. Andrej Epp from Switzerland», dessen Funktion bislang unklar ist. Das Treffen eingefädelt hat womöglich tatsächlich «Captain Mustafa», also Mustafa Hamsa Al Zehli, ist er doch auch auf einem der Bilder zu sehen.
Und im prunkvollen Raum zugegen ist natürlich Seine Exzellenz selber, Suhail Mohammed Al Zarooni. Wer ist er?
Seine Website und sein Wikipedia-Eintrag weisen ihn aus als «ein in Dubai ansässiger Geschäftsmann, Philanthrop und Sammler». Er ist «mit der königlichen Familie in Dubai verbunden» und «vor allem dafür bekannt, dass er in den Jahren 2002 und 2003 zweimal einen Guinness-Weltrekord für seine Sammlung von über 20000 Modellautos hielt». Diese mit der Sammlung verbundenen Rekord-Einträge scheinen ihm äusserst wichtig zu sein, tauchen sie doch in seinem Eigenbeschrieb stets an erster Stelle auf, so auch in den Texten zu dem Treffen mit Vibez. Dort wird Al Zarooni folgendermassen skizziert: «Guinness World Record Holder, Chairman Al Zarooni Foundation, Collector, Author, Philanthropist & the Emirati Entrepreneur». Auch auf seiner Website streicht er den Aspekt des Rekordhalters heraus: Dass er als erster Emirati nach der königlichen Familie zwei Einträge im Guinness Buch der Rekorde aufweise, sei für sich allein ein Meilenstein.
Al Zarooni sammelt jedoch nicht nur Modellautos, sondern ganz viele Dinge, die nachfolgende Liste ist nicht abschliessend: Starbucks-Tassen, Heinz-Ketchup-Flaschen, Oreo-Boxen, Figuren der königlichen Familie Grossbritanniens, Zeitungen mit Berichten über Lady Diana, Coca-Cola-Gegenstände, Toblerone-Schachteln, Kinder-Schokolade-Packungen. Al Zarooni engagiert sich zudem für den Nachhaltigkeitsgedanken: Seine Verbundenheit mit der «Think Green Awareness» drückte er schon 2007 dadurch aus, dass er einen Rolls Royce aus seiner Sammlung realer Autos mit einem grünen Rasenteppich überzog und so ausstellte.

Türöffner für Expo 2020?

Und: Al Zarooni engagiert sich offenbar für die Weltausstellung, die 2020 in Dubai stattfindet. Er hat ein Buch mit dem Titel «Moving Emirates Forward» geschrieben, das globalen Investoren die Chancen der Expo und von Investments in den Emiraten allgemein aufzeigen will.
In letzterem, Al Zaroonis möglicher Türöffner-Funktion für die Expo 2020, dürfte der Grund des Besuchs der Vibez-Vertreter zu suchen sein. Vibez-Organisator Daniel Meili hatte dem BT gegenüber schon vor Tagen angedeutet, dass eine Zusammenarbeit mit der Expo angestrebt werde. Ziel ist es offenbar, im technologischen Bereich mit der Expo zusammenzuarbeiten und die Entwicklung rund um die Vibez-App, die am Bieler Festival erstmals in grossem Stil angewendet wird, der Expo in Dubai anzubieten.

«Wir vertrauen Vibez!!!»

Was haben die Vibez-Vertreter vom Treffen mitnehmen können? Einen mit Stempeln und Signeten reich verzierten Brief, der in blumiger Sprache die besten Wünsche ausdrückt und mit den Worten schliesst: «We Trust Vibez Open Air!!!» («Wir vertrauen dem Vibez-Open-Air!!!»). In dem Schreiben, das vom CEO des Büros von Al Zarooni gezeichnet ist und vom 29. Mai datiert, heisst es zwar, dass Al Zarooni nicht nur Hauptsponsor des Vibez sein werde, sondern auch «Beschützer» («Vibez Protector») und «Friedensbotschafter der gemeinnützigen Aktivitäten» («Ambassador of Peace fort he Charity part in the Event»). Was dies allerdings konkret heisst, ist nirgends ersichtlich. Schreibt man an die auf dem Brief angegebene E-Mail-Adresse, folgt umgehend eine Fehlermeldung, auf Anfragen über Facebook kam gestern keine Antwort und weder Daniel Meili selber noch die Vibez-Pressestelle mochten gestern gegenüber dem BT genauer Auskunft geben.
In dem Brief heisst es in fehlerhaftem Englisch weiter, dass das Vibez-Open-Air für die Expo 2020 ebenso empfohlen werde wie der Einsatz der Vibez-Technologie. Es folgt allerdings die Klammerbemerkung, dass dies von der Zustimmung der Behörden abhängig sei.
Anzumerken gilt, dass ein solches Treffen mit Suhail Al Zarooni nicht gerade ein singuläres Ereignis zu sein scheint: Sein Facebook-Feed dokumentiert solche Treffen alle paar Tage, sei’s mit Bollywood-Schauspielern oder armenischen Geschäftsleuten, die in Jeans und T-Shirt Businessmöglichkeiten ausloten.

Und Emirates?

Dass das Treffen mit Al Zarooni etwas mit der angeblichen Partnerschaft mit Emirates zu tun haben könnte, scheint nicht nur wegen des Datums des Schreibens wenige Tage vor der Veranstaltung eher unwahrscheinlich: Das Wort «Emirates» kommt in dem Brief kein einziges Mal vor, und Al Zarooni steht auch nicht auf der Lohnliste der Fluggesellschaft, wie deren Pressestelle vermeldet. Emirates bekräftigt denn auch die am Mittwoch ausgedrückte Haltung, wonach rechtliche Schritte eingeleitet worden seien.
Vibez seinerseits versichert: Einer erfolgreichen Durchführung des Open-Airs stehe nichts im Wege. Der Ticketvorverkauf laufe erfreulich, sämtliche Acts seien offiziell bestätigt und alle notwendigen Bewilligungen lägen vor.

Stichwörter: Vibez, Emirates, Festival, Biel, Kultur, Musik

Nachrichten zu Kultur »