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Bildende Kunst

Kaum da und schon wieder weg

Im Lokal-int können sich Kunstschaffende austoben – die Ausstellungen dauern bloss ein paar Stunden. Dementsprechend abwechslungsreich ist das Programm des ersten Semesters.

Jede Woche neue Kunst – was genau jeweils drinnen passiert, ist immer donnerstagabends zu sehen.  Simone K. rohner

Simone K. Rohner

«Had a bad art day» – so vielversprechend lautete das Thema einer vergangenen Ausstellung im Offspace Lokal-int. Kunst muss ja nicht immer positiv sein. Man soll auch mal motzen dürfen. Die Installation mit Diashow und weissen Pistolen in Originalgrösse, auf denen eben dieser Satz steht, stammte von Kate Whitebread und Dominik Müller. Auf die lange Wand des Raumes projiziert, standen da zum Beispiel Sätze wie: «Jetzt läuft im Kunsthaus diese Ausstellung mit dem Titel ‘Die Katze in der Kunst’. Sollten Sie mich jemals dort sehen, dann bitte erschiessen Sie mich!»

Hyper-temporär
Dass das Lokal-int eine Institution in Biel ist, ist bekannt. Namhafte Bieler Kunstschaffende haben immer wieder im Offspace ausgestellt. Pat Noser, Monsignore Dies, Gregor Wyder aber auch jüngere Kunstschaffende – Maya Hottarek zum Beispiel – sie alle sind Wiederholungstäter im Lokal-int.
Was genau dort jeweils am Donnerstag abend passieren wird, weiss auch der Gründer Chri Frautschi nicht im voraus. Die hyper-temporären Ausstellungen, die eigentlich nur aus der Vernissage bestehen – so lautet das Konzept des Lokal-int, das sich seit Jahren bewährt und über die Stadt- und Kantonsgrenzen bekannt ist – sehen immer wieder ganz anders aus. Von Malerei, Fotografie über Installationen bis hin zu Multimedia-Kunst und Performances war schon alles dabei. Da schweben mal silberne Buchstaben-Ballons im Raum, die das Wort «DISCOURS» bilden. Oder die Besucherinnen und Besucher können gleich selbst Hand anlegen wie bei der «Pläkkät Session». Im Lokal-int liegt alles drin. Sogar ein Auftritt vom kuriosen Boyband Projekt «Chic» aus Bern, wie er vergangenen Donnerstag stattfand.

Jede Woche neu
Das Lokal-int-Publikum ist meist bunt durchmischt. Und auch bei den ausstellenden Kunstschaffenden ist es die Mischung, die es ausmacht. Die Abwechslung ist Programm bei Chri Frautschi. Alte Hasen der (regionalen) Kunstszene treffen auf aufstrebende Jungkünstler aus der Gegend und darüber hinaus. Was heraus kommt und welches Publikum auftaucht, ist jede Woche eine Wieder- oder Neuentdeckung und immer eine Erweiterung des Kunst-Horizonts. Wie wichtig ein solcher Offspace für den lokalen Kunstdialog ist, braucht man an dieser Stelle nun wirklich nicht mehr breitzuschlagen.
Wer dieses Jahr jetzt noch nie im Lokal-int vorbeigeschaut hat, dem sei die verbleibende Hälfte des ersten Semesters wärmstens empfohlen! Jede Woche bietet die Chance, sich überraschen und inspirieren zu lassen. Es lohnt sich oft, kurz vorbei zu schauen. Und wenn’s doch nix war und die Kunst einem nichts sagt, dann gab’s wenigstens ein Bier dazu. Doch selten ergeben sich keine spannenden Diskussionen an einem solchen Donnerstagabend.

Gastkuratoren und Jungkunst
An diesem kommenden Donnerstag geht es weiter in der Gastkuratoren-Reihe, und zwar mit Paolo Baggi (*1994) aus Fribourg. Er ist Mitkurator des Kunstraumes Wallriss Fribourg und bringt die Kunstschaffenden Charly Mirambeau (*1995) und Sunna Margrét (*1992) aus Lausanne mit. Eine Woche später am 11. April gibt sich André Vladimir Heiz die ehre, Schriftsteller, Dozent für Semiotik und Designtheoretiker aus Biel. Vor Ostern, am 18. April ist der Hyperraum zu Gast. Das Grafiker-Kollektiv zusammengesetzt aus David Egli, Vincent Grand und Tobias Aeschbacher  hat sich auf das visuelle Storytelling spezialisiert. Auch dieses Jahr präsentieren sie im Lokal-int wieder einen Comic. Dann folgen gleich sieben Künstlerinnen. Natacha Donzé aus Lausanne macht den Anfang am 25. April. Die 1991 geborene Künstlerin studierte an der Ecal und an der Esaad in Paris. Elise Corpataux (*1994) und Kelly Tissot ebenfalls aus Lausanne, kuratiert von Grégory Sugnaux, folgen am 2. Mai. Corpataux fällt mit ihren poppig-grafischen Bildern auf. Auch sie ist eine Schülerin der Ecal und stellte 2017 bereits am Jungkunst Festival in Winterthur aus. Die Performance-Künstlerin Zoë Darling aus Luzern tritt die Woche darauf auf. Magali Dougoud aus Lausanne stellt dann am 16. Mai im Lokal-int aus. Ihre Arbeiten waren 2014 im Rahmen der Diplomausstellung im Kunsthaus Pasquart zu sehen. Auch sie war bereits im Lokal-int. Genau wie Ines Marita Schärer, die dann am 23. Mai mit einer Performance zu Gast ist. Die gebürtige Bündnerin lebt und arbeitet in Bern.Sara Sandler aus Genf arbeitet mit Installationen und performativ. Sie macht aber auch Skulpturen und Videos. Die Biologie spielt in ihrem Werk eine zentrale Rolle. «Chemical Charm», eine ihrer Installationen beispielsweise, arbeitet mit Pheromonen. Den Abschluss des ersten Semesters macht Fabian Boschung. Die Arbeiten des Neuenburger Künstlers sind alle ein bisschen schräg und zum zweimal Hinschauen. 
Ab dem 15. Juni findet man Chri Frautschi in der Robert Walser-Sculpture von Thomas Hirschhorn. Dort ist dann nämlich jeder Tag ein Vernissagentag!

Info: Das Lokal-int ist jeden Donnerstag von 19.30 Uhr geöffnet.
Mehr Informationen: www.lokal-int.ch

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