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Mein Tipp

Kreuze, Sterne und Kreise

Einer Kollegin über den Weg laufen, die zwar seit vielen Jahren als freie Mitarbeiterin für die gleiche Zeitung schreibt, mit der man dann aber doch immer nur Mailkontakt hat.

Raphael Amstutz
  • Dossier

In einem Café sitzen zwischen zwei Filmen, voller Eindrücke, und einem Paar zuhören, das sich lebhaft über ein Werk unterhält, das es gesehen hat.

In einer Stunde vier Kurzfilme anschauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die einen mal ratlos, mal beschenkt zurücklassen.

Den vor vielen Jahren nach Italien ausgewanderten Clemens Klopfenstein genau nach einem Jahr wieder im Landhaus treffen und über das Leben und den Tod sprechen.

Sich beim zügigen Marschieren zwischen zwei Sälen an den heftigen Schneefall erinnern, der die Züge lahmlegte damals und der einen zu einem Spurt durch Solothurn zwang, weil der gebuchte Film natürlich ganz oben in der Reithalle lief.

Bei Sami in der Pittaria den besten Falafel der Welt essen und es jedes Mal neu versuchen, trotz januarklammen Fingern nicht zu kleckern – und dabei
erneut scheitern.

An einem ganz normalen Wochentag um 11 Uhr beim Abspann denken:Was für ein Glück, diesen Film gesehen zu haben.

Sich auf einen warmen Teller irgendwas im «Kreuz» freuen, merken, dass alle anderen zur genau gleichen Zeit den genau gleichen Plan hatten und deshalb schliesslich auf irgendeiner Treppe essen, den Teller auf den Knien balancierend.

Das Programmheft Tage im Voraus durchackern und mit einem ausgeklügelten System – Kreuze, Sterne und Kreise – dafür sorgen, dass alles aufgeht. Was es natürlich nie tut.

Heute starten sie zum 57. Mal, die Solothurner Filmtage. Welchen Film soll frau unbedingt sehen?Welches Podiumsgespräch soll man unbedingt erleben?Was gilt es ja nicht zu verpassen?

Die Antwort ist herrlich einfach: Es gibt keine Tipps. Die Filmtage sind der Tipp. 

 

Stichwörter: Film, Raphael Amstutz, Kultur, Tipp

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