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Konzert

Kulturraum mit Waschmaschinenanschluss

In den Räumlichkeiten der ehemaligen Drogenanlaufstelle Yucca ist ein vielfältiger kultureller Treffpunkt entstanden. Immer am Montagabend gibt es im «Gärbi-Breihaus» Konzerte und Speisen. Und wer will, kann auch schmutzige Wäsche mitbringen.

Das «Waschbar»-Team: Joelle Neuenschwander, Antonia Orha und Antoine Guerne (von links nach rechts). CHri Frautschi

Chri Frautschi

Das Restaurant Gärbi an der Gerbergasse 25 hat viel erlebt. Manche mögen sich noch erinnern, dort vor Jahren um zwei Uhr nachts ein Steak de Cheval gegessen zu haben. Danach war die viel diskutierte Drogenanlaufstelle Yucca in den Räumlichkeiten beheimatet. Seit diese weggezogen ist, hat Dino Pedolin die Räume gemietet.

Dino Pedolin arbeitet seit Jahren an der Schnittstelle von Küche und Kultur und leitet das Projekt Cantine Mobile. Cantine Mobile verantwortet die Küche beim Kunsthappening Au joli mois de mai, verköstigte die Gäste am letzten Sommerfest des Centre Pasquart oder führte 2014 die Kantine im Innenhof des Farelhauses während der letzten Plastikausstellung Le Mouvement. Oft wird auch im kleinen Rahmen gekocht und dazu ein kulturelles Programm serviert.

Ideal multifunktional

Als Dino Pedolin erfuhr, dass das ehemalige «Gärbi» zu mieten war, wurde er hellhörig. Er hatte zwar keinerlei Ambitionen, in der gastronomisch gut bestückten Altstadt ein weiteres Restaurant zu eröffnen, als eine Art Atelier für Küche und Kultur schienen die Räume aber ideal. Das «Gärbi» verfügt über einen multifunktional nutzbaren Raum und eine gut eingerichtete Küche. So kam das «Gärbi» zu Dino Pedolin. Und ist nun wieder für jedermann offen. Nicht jeden Tag allerdings und wenn, dann immer ein wenig anders. Verschiedene Teams verantworten verschiedene Anlässe.

Der Montagabend nennt sich «Waschbar». Organisiert wird er von Joëlle Neuenschwander, Antonia Orha und Antoine Guerne. Alle drei haben einen kulturellen Hintergrund; mit dem Veranstalten von Konzertabenden betreten sie jedoch Neuland. Joëlle Neuenschwander arbeitet als Fotografin, Antonia Orha hat an der Universität Neuchâtel Kunstgeschichte und an der Haute Ecole d’Art et de Design (Head) in Genf bildende Kunst studiert und Antoine Guerne ist Musiker und spielt in diversen Bands.

Seit der Eröffnung der «Waschbar» im letzten November haben bereits um die zehn Montags-Anlässe stattgefunden. Manchmal sind es Bands auf der Durchreise, Bekannte aus der Musikszene, die im kleinen, unkomplizierten Rahmen auftreten. Die italienische Band The Devils war ebenso zu Gast wie die Briten Flamenco Thief oder Bazooka aus Griechenland.

Es spielen aber auch Bieler Musikerinnen und Musiker, die ein neues Projekt lancieren oder ausprobieren wollen. So gab es kürzlich einen Abend, an dem Al-Sarwib auftraten. So nennt sich ein Projekt des Metzger&Bauer Schlagzeugers Fabrice Pittet, an dem neben Adrien Guerne eine Handvoll aktiver Bieler Musiker teilhaben. Der Raum im «Gärbi» ist an diesem Abend zur Hälfte mit den Musikern selbst gefüllt. Die Verstärker haben die Musiker aus dem Übungsraum mitgebracht und nachmittags alles eingerichtet und geprobt. Langsam strömen Zuschauer herbei, Freunde der Band, Leute, die sich überraschen lassen wollen. Es gibt eine gute Stunde lang Musik, die irgendwo zwischen Worldmusic und Blues pendelt und die Menschen im Saal trotz nicht optimalem Sound-Mix in den Bann zieht. Am Schluss gibt es warmen Applaus und alle sind beschwingt von diesem Musikerlebnis zwischen Konzert und Übungsraum-Session.

Waschen, Nähen, Klavierspielen

Ziel des Organisationstrios ist es, diese Laborsituation zu ermöglichen. Es geht nicht um Perfektion, sondern um das Experimentieren in einer Art Salon-Atmosphäre. Gastfreundschaft ist Joëlle Neuenschwander, Antonia Orha und Antoine Guerne wichtig. Musiker und Gäste sollen sich zuhause fühlen, die günstigen, aber mit hochwertigen Produkten gekochten Gerichte geniessen und einen entspannten Abend verbringen können. Neben Speis und Musik gibt es übrigens eine Waschmaschine, die vom Publikum genutzt werden kann. Daher der Name «Waschbar».

Die «Waschbar» ist aber nicht das einzige Projekt im «Gärbi». Am Freitagabend wird ebenfalls gekocht und teilweise Kultur veranstaltet. Dienstags gibt es einen Mittagstisch. In der ersten Etage über dem «Gärbi-Breihaus» sind ein Nähatelier und die Tüftlerwerkstatt Bricolab beheimatet. Und gleich neben der Küche befindet sich das Klavierstudio von Armelle Scholl.

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«Gärbi-Breihaus»

  • • Cuisine, Music, Ateliers, Bar
  • • Gerbergasse 25
  • • Montag: Waschbar 16 - 00.30 Uhr. Café und Waschsalon. Ab 17 Uhr gibt es ein frisch gekochtes, günstiges Reisgericht. Ab 20.30 Uhr Konzert und DJ.
  • • Dienstag: Mardi Midi Gärbi 12 - 14 Uhr Mittagsmenüs von der Cantine Mobile.
  • • Freitag: Amici Salvaggi 17 - 03.30 Uhr Restaurantbetrieb mit abwechselnden Gastköchen. ahb

 

Cantine Mobile

  • • Cantine Mobile ist 2012 als
Plattform für kulinarische Intermezzi
im öffentlichen Raum gegründet worden. Das fünfköpfige Gründungsteam wollte gutes, einfaches Essen aus
regionalem Anbau mit Kultur verbinden.
  • • Seit 2013 kocht Cantine Mobile für den Kunstanlass Au joli mois de mai.
  • • Ende des Jahres 2013 wurde der Verein aufgelöst. Cantine Mobile funktoniert seit Dezember 2013 als kleines Unternehmen unter der Leitung von Dino Pedolin. ahb

Link: www.cantinemobile.ch

Stichwörter: Konzert, Yucca, Kultur, Musik, Wäsche

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