Sie sind hier

Abo

Einblicke

Kunst im Lockdown

Galerien und Kunsthäuser sind geschlossen, für viele Kunstschaffende sind Ausstellungsmöglichkeiten und Einkünfte weggebrochen.

  • 1/4 Lorenzo le kou Meyr. Bild: Peter Samuel Jaggi
  • 2/4 Suzanne Castelberg. Bild: Peter Samuel Jaggi
  • 3/4 Anna Neurohr. Bild: Peter Samuel Jaggi
  • 4/4 Jerry Haenggli. Bild: Peter Samuel Jaggi
zurück

Galerien und Kunsthäuser sind geschlossen, für viele Kunstschaffende sind Ausstellungsmöglichkeiten und Einkünfte weggebrochen. Bund und Kantone, aber auch Stiftungen haben Unterstützungsgelder bereitgestellt. Manche scheuen aus verschiedenen Gründen davor zurück, diese Finanzhilfen in Anspruch zu nehmen. Die Hürden sind hoch, der administrative Aufwand gross. Das «Bieler Tagblatt» hat vier Künstlerinnen und Künstler in ihren Ateliers besucht und sie porträtiert.

«Als alles anders kam (a blue feary tale)» heisst bezeichnend Lorenzo le kou 
Meyrs Werk im Hintergrund, das für die mehrfach verschobene Ausstellung «Cantonale Berne Jura» in der Kunsthalle Bern vorgesehen war. Meyr hat das Glück, noch in der Stadtbibliothek Biel arbeiten zu können. Sein Atelier wird im 
Moment eifrig von seinem fünfjährigen Sohn Akito genutzt. Der Künstler resigniert nicht, er freut sich auf das Planen der nächsten Ausstellungen in seiner Galerie 
daMihi in Bern.

Anna Neurohr hält sich mit Auftragsarbeiten im Bereich Grafik über Wasser. Ab Februar kann sie an der Schule für Gestaltung in Bern für mehr als einen Monat die Schüler des Propädeutikums beim Erstellen ihres Portfolios unterstützen. Diese Zeit in der Pandemie fühlt sich für sie so an, als wäre immer irgendwie Nacht, alles ist schwer und träge. Bald schon zieht es sie wieder in ein kleines Bergdorf, der Sonne entgegen.

Auch die geplanten Ausstellungen von Jerry Haenggli wurden immer wieder verschoben. 2020 hat er anfangs noch gut verkauft, seither geht nichts mehr. Der Lockdown ist für ihn lähmend, immer wieder gelingt ihm für Tage und Wochen nichts im Atelier. Haenggli (auf dem Bild mit seinem Kater Moustique) fehlen die Einflüsse von aussen enorm, die Begegnungen und Ereignisse, die sich normalerweise inspirierend auf seine Arbeit auswirken. Er fühlt sich merkwürdig in seinem Alleinsein im Atelier, als Zentrum der Welt, aber von der Welt abgeschnitten.

Suzanne Castelberg reagiert auf die momentane Situation selbstlos und proaktiv. Für sie ist das Kunstprojekt «Risiko mit Gesicht» ein Türöffner zu partizipativem Kunstschaffen in der Zeit der Coronapandemie. Sie arbeitet mit Risikopersonen vor Ort, indem sie ihr fotokopiertes Abbild auf eine Holzplatte malt. Eine anonyme Menschengruppe bekommt dadurch ein Gesicht und tritt in einen Dialog. Der Verkaufserlös der Bilder geht an Schweizer Familien, die durch Covid-19 in Not geraten sind.

Text und Bilder: Peter Samuel Jaggi


Nachrichten zu Kultur »