- Dossier
Wie nur sollen sich diese Menschen wieder an Apéros gewöhnen? Dabei ist das bei uns Deutschschweizern doch längst überfällig. Und das hat grundsätzlich gar nichts mit der Pandemie zu tun. Wir haben einfach keine vernünftige Apéro-Kultur. Sieht man les Welsches zu beim Apérölen, macht das gleich viel mehr Freude. Die zelebrieren das. Nicht nur den Schnaps, Schnaps soll man ja auch nicht heiligen, weil Droge. Sie zelebrieren das Beisammensein. Da ist klar, dass man sich trifft, dass einer kommt, die andere geht, und dass all das schon so richtig ist. Wir Deutschschweizer hingegen schaffen es durchaus, steif ins Apéro zu gehen – und da auch steif wieder rauszukommen. Oder wir lassen es halt einfach sein, weil, es ist ja diese Pandemie und sowieso trinken wir keinen Alkohol und begegnen können wir auch unserer Katze. Daheim.
Nein. Nehmen wir uns doch ein Vorbild an den Welschen, jetzt, wo man wieder mit fast gutem Gewissen apérölen darf. Nein, besser noch, an den Walllisern. Die trinken zwar nur Fendant, aber es wird mit jedem Glas bisschen weniger schlimm. Das sagen die zumindest. Und wir glauben es. Seit einem Jahr haben wir ja einen Walliser bei uns. Das sollten wir ausnutzen.
Der Weinkühlschrank, den wir uns auf der Redaktion seit dem Verlegerwechsel sehnlichst wünschen, ist übrigens immer noch nicht angekommen – ich muss da vielleicht auch präzisieren: Ich wünsch mir den. Was sich die anderen wünschen? Ich weiss es nicht. Würden wir mehr Apéros organisieren, wüsst ich das. Und würden wir das vielleicht sogar konvergent mit unseren welschen Kolleginnen und Kollegen tun, wüssten wir vielleicht sogar, wie wir uns den Platz im gewünschten Weinkühlschrank künftig gerecht aufteilen könnten. Aber eben: S wird wohl wieder eine steife Angelegenheit.