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Liebhaber und Profis im Einklang

Am Sonntag spielt das Bieler Kammerorchester unter Leitung von Beda Mast in der Pasquart-Kirche. Solisten sind der Gitarrist Willy Riechsteiner und der Violinist Hans-Heinz Schneeberger.

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Das Bieler Kammerorchester in Aktion. Im Bild: Hansheinz Schneeberger und Willy Riechsteiner. zvg
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Annelise Alder

Sie könnten unterschiedlicher nicht sein: Willy Riechsteiner, der Gitarrist aus Twann, der nicht nur in der klassischen Musik, sondern auch im Rock und im Jazz zuhause ist und auch Theaterprojekte realisiert. Und der klassische Violinist Hansheinz Schneeberger, einer der bedeutendsten Musikerpersönlichkeiten der Schweiz. Doch Willy Riechsteiner und Hansheinz Schneeberger bilden schon seit längerer Zeit ein künstlerisches Duo. In ihren Konzerten präsentieren sie jeweils wenig bekannte Originalwerke für Violine und Gitarre. Ob sie im Konzert des Bieler Kammerorchesters am Sonntag in der Pasquart-Kirche als Zugabe ebenfalls zusammen auftreten?

Jedenfalls sind die beiden Musiker im Konzert am Sonntag als Solisten zu hören. Willy Riechsteiner spielt den Solopart im Gitarrenkonzert von Mauro Giuliani. Giuliani, ein italienischer Komponist, hat bereits zu seiner Zeit mit seinem virtuosen Gitarrenspiel das Publikum verzückt. So schrieb die Allgemeine Musikalische Zeitung über seinen Auftritt in Wien 1808: «Man muss diesen Künstler durchaus selbst gehört haben, um sich einen Begriff von seiner ungemeinen Fertigkeit und seinem präzisen, geschmackvollen Vortrag machen zu können». Mauro Giuliani, der über 200 Werke für Gitarre komponiert hat, gilt auch als «Mozart der Gitarre».

Geiger mit Auszeichnung

So gesehen bildet das Gitarrenkonzert Giulianis, das zu Beginn des Konzerts ertönt eine logische Klammer zum letzten Programmpunkt, dem dritten Violinkonzert in G-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart. Die Solovioline spielt Hansheinz Schneeberger. Mozart gehört zu seinen bevorzugten Komponisten, wie Schneeberger in einem Video erklärt. Der Kurzfilm entstand anlässlich seiner Nominierung zum diesjährigen Schweizer Musikpreis. Zwar ging der Musikpreis dieses Jahr an die junge Sängerin Sophie Hunger. Doch der Violinist, der vor wenigen Wochen seinen 90. Geburtstag feiern konnte, wird das verschmerzen können. Schneeberger, der zu den bedeutendsten Schweizer Geigern gehört, was allein seine Nominierung zum Schweizer Musikpreis 2016 unterstreicht, hat schon andere Preise und Auszeichnungen erhalten. Etwa den Robert Schumann-Preis der Stadt Zwickau. Dies nicht nur wegen seiner Verdienste um das Werk Robert Schumanns. Hansheinz Schneeberger hat sich zeitlebens auch für das zeitgenössische Musikschaffen engagiert. So hat er nicht nur das erste Violinkonzert von Bela Bartok uraufgeführt, sondern auch die Violinkonzerte von Frank Martin und Klaus Huber.

Ein weiteres wichtiges Standbein im Leben des aussergewöhnlichen Berner Geigers, der heute in Basel wohnt, bildet seine Unterrichtstätigkeit. Heute beschränkt sie sich auf ausgewählte Meisterkurse. Früher betreute Hansheinz Schneeberger Berufsklassen an den Musikhochschulen in Freiburg im Breisgau, in Basel, in Bern und auch in Biel, dies von 1948 bis 1958.

Sinfonie im klassischen Stil

Im Mittelpunkt des Konzerts des Bieler Kammerorchesters steht ein neues Werk des Komponisten Ralph Symann. Symann ist 39-jährig und stammt aus Deutschland. Das Erstaunliche an seinem musikalischen Werdegang: Er ist Autodidakt. Sein kompositorisches Handwerk hat Ralph Symann sich im Selbststudium angeeignet. So hat er die Werke seiner Vorbilder Beethoven, Händel oder Mozart genauestens studiert und sich dadurch mit der klassischen Form, Harmonik und Satztechnik vertraut gemacht. Sein künstlerisches Profil bewegt sich denn auch im Bereich «populäre Klassik», wie Hörproben aus seiner ersten beim Label jpc erschienen CD belegen. Seine Werke bewegen sich vorwiegend in der Dur-Moll-Tonalität. Doch lassen sich auch Einflüsse aus Rock, Pop und Jazz ausmachen. Von Ralph Symann erklingt der erste Satz einer bislang unveröffentlichten viersätzigen Sinfonia in B.

Info: Bieler Kammerorchester, Leitung:Beda Mast. Solisten:Willy Riechsteiner, Gitarre und Hansheinz Schneeberger, Violine. Werke von Giuliani, Symann und Mozart. Sonntag, 17 Uhr Pasquart-Kirche.

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Das Bieler Kammerorchester

Seit bald drei Jahren leitet Beda Mast das Bieler Kammerorchester. Mast ist auch Flötist beim Sinfonieorchester Biel Solothurn. Seine Arbeit als Dirigent bezeichnet er als «schöne Freizeitbeschäftigung». Das Bieler Kammerorchester besteht seit rund 30 Jahren. Es ist aus dem damaligen Stadtorchester hervorgegangen und engagierten Musikamateuren vorbehalten. Unter den deutsch- und französischsprachigen Orchestermitgliedern finden sich unter anderem Zahnärzte und Mediziner. Es verbindet sie ihre Musizierfreude und das hohe Niveau ihres instrumentalen Könnens. Ein bis zweimal pro Jahr spielt das Orchester ein öffentliches Konzert, meist mit Programmen im Bereich Barock und Klassik. Doch präsentiert es oft auch Werke vergessener oder unbekannter Komponisten. Dem Kammerorchester ist es auch ein Anliegen, jungen Solisten oder Musikerinnen aus der Region ein Podium für einen solistischen Auftritt zu bieten. aa

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