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Verwaltungssdirektor Tobs

Marcel Falk verlässt Biel

Tobs Marcel Falk, Verwaltungsdirektor von Theater Orchester Biel Solothurn, wird ab Juli 2013 neuer Geschäftsführer des Kammerorchesters Basel. In Basel ist man erfreut, in Biel allerdings weniger.

Marcel Falk (rechts)

SIMONE TANNER

«Wir wissen seit Dienstag, dass Marcel Falk uns verlässt», sagte Dieter Kaegi, neuer Gesamtleiter Tobs, dem BT gestern auf Anfrage. Seit der gestrigen Medienmitteilung weiss es nun auch die Öffentlichkeit. «Es ist toll für Marcel Falk, dass er wieder in seinem alten Umfeld tätig sein kann», so Kaegi weiter, «für uns kam die Nachricht aber sehr überraschend, und sie stellt uns vor eine schwierige Situation. Ich bedaure den Abgang.» Tatsächlich kommt die Kündigung von Falk in einer delikaten Phase. Man sei an einem wichtigen und schwierigen Punkt in der Entwicklung der neuen Organisation, so Kaegi. Es müsse noch vieles aufgegleist und zu Ende gebracht werden. «Wir müssen uns jetzt aus dem Schockzustand lösen und werden alles daransetzen, dass sein Abgang keine Zäsur mit sich bringt», sagt Kaegi. Er wird sich in den nächsten Tagen mit dem Stiftungsrat zusammensetzen, um möglichst rasch einen Nachfolger zu finden, so dass dieser auch von Falk eingearbeitet werden kann.

Auch Andreas Marti, Präsident der Stiftung Tobs, bedauert den Weggang von Falk: «Er hat wichtige Aufbauarbeit geleistet.» Marti versucht es positiv zu betrachten: «Es kann auch eine Chance sein, dass Dieter Kaegi jetzt mit einer neuen Person starten kann.»

 

Zurück in die Heimat

Warum also verlässt Marcel Falk Tobs in einer so wichtigen Phase? «Weil ich vom Kammerorchester Basel (KOB) angefragt wurde», sagte er gestern gegenüber dem «Bieler Tagblatt», «und ich freue mich sehr, die Geschäftsführung eines so renommierten Orchesters zu übernehmen.» Das KOB wurde 1984 von Absolventen verschiedener Schweizer Musikhochschulen gegründet. Neben einer eigenen Abonnementsreihe konzertieren die rund 40 projektweise angestellten Musiker regelmässig an den wichtigsten Konzertorten und Festivals der europäischen Klassikszene; etwa gemeinsam mit Cecilia Bartoli, Sol Gabetta oder Andreas Scholl.

Marcel Falk kennt den Klangkörper aus seiner Zeit als stellvertretender Kulturbeauftragter des Kantons Basel-Land (siehe auch Infobox) und ist in der Region bestens vernetzt. «Es handelt sich in erster Linie um eine kaufmännische, strategische Führungsposition», so Christoph Müller, Konzertmanager und künstlerischer Delegierter des Kammerorchesters Basel. Falk wird sich vor allem auch als Vermittler um eine bessere Verankerung des basisdemokratisch organisierten Orchesters in Basel kümmern. «Zudem kann ich auch programmatisch Einfluss nehmen», so Falk.

Laut Müller hat man sich aus insgesamt vier Kandidaten für Falk entschieden. «Mit ihm haben wir jemanden gefunden, der die gleiche Sprache spricht», so Müller. Nebst seiner fachlichen Qualifikation und der guten Vernetzung in Basel seien auch sein Herzblut und seine Offenheit ausschlaggebend gewesen.

 

Grund: Neue Strukturen

Doch die Frage bleibt: Warum verlässt Falk Biel ausgerechnet jetzt? Vielleicht, weil es nicht geklappt hat mit der Gesamtleitung und ihm Dieter Kaegi vor die Nase gesetzt worden ist?

«Mein Weggang hat überhaupt nichts mit der Person Dieter Kaegi zu tun», so Falk, «wir verstehen uns gut und haben eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.» Dieter Kaegi bestätigte diese Aussage gestern gegenüber dem BT.

«Allerdings», so Falk, «bis jetzt konnte ich zusammen mit dem Direktor Beat Wyrsch auf gleicher Ebene Entscheidungen treffen und so wichtige Impulse geben. In der neuen Struktur dürfte das für diese kaufmännische Leitungsposition schwieriger werden.»

Marcel Falk blickt auf eine intensive Zeit zurück, er spricht im Zusammenhang mit der Fusion von anfänglicher Skepsis, «die man ummünzen konnte in eine dynamisch funktionierende Organisation». «Wir sind als Team einen guten Schritt weitergekommen», so Falk weiter. Der neuen Organisation wünscht er «von Herzen, dass sich die vielfältigen künstlerischen Impulse und Ideen von Dieter Kaegi realisieren lassen und dass das Bieler und Solothurner Publikum diesen Weg mit grossem Interesse und steter Neugierde begleitet».

 

KOMMENTAR

So ganz überraschend kommt die Kündigung von Marcel Falk nicht. Es war ein offenes Geheimnis, dass er sich auch für den Posten des Gesamtleiters beworben hatte. Dass er dann Dieter Kaegi den Vortritt lassen musste, war sicher nicht unbedingt förderlich für eine weitere Zusammenarbeit mit Tobs. Das Angebot des Kammerorchesters ist sicher eine grosse Chance für ihn und kam wohl genau im richtigen Moment. Für die neue Organisation Tobs ist sein Abgang allerdings ein Verlust. Noch steht das neu zusammengefügte Gebilde auf wackligen Beinen. Es wäre deshalb wichtig, für die Konsolidierung von vorhandenem Know-how und Erfahrung profitieren zu können. Personenwechsel in so zentralen Funktionen bringen immer eine gewisse Unruhe mit sich. Und die kann die neue Organisation nun wirklich nicht gebrauchen.

SIMONE TANNER

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