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Film

Mit dem Blick der Frauen

In den nächsten vier Wochen ermöglicht das Bieler Filmpodium einen spannenden Einblick in das iranische Filmschaffen. Frauen stehen dabei im Mittelpunkt.

Wohin geht die Reise der iranischen Filmemacherinnen? Szene aus «Women Without Men» von Shirin Neshat. Bild: zvg

von Raphael Amstutz

Dass es weiterhin nicht einfach ist, im Iran Filme zu machen, zeigt das Beispiel Pegah Ahangarani. Die Regisseurin war zum Iranian Female Independent Filmmakers Festival (IFIF) eingeladen, das zwischen dem 8. und 14. Mai in Biel, Basel und Bern stattfindet. Ihr Ausreiseverbot wurde aber nicht aufgehoben und so kann sie nicht persönlich anwesend sein, melden die Verantwortlichen des Festivals.

 

Verblüffende Zahlen

In Biel macht das IFIF am 8. und 9. Mai Halt. Gezeigt werden drei Blöcke mit insgesamt 20 Kurzfilmen aus allen Genres. Besonders spannend wird der Austausch mit den Filmemacherinnen sein.

Einige von ihnen können - im Gegensatz zu Ahangarani - reisen und die Fragen zur Situation der Künstlerinnen im Iran beantworten. Dabei wird sicher auch ihre widersprüchliche Lage diskutiert. Parallel zu den vermehrten Einschränkungen im Anschluss an die Revolution im Jahr 1979 wurden weibliche Filmemacher nämlich zunehmend präsenter. Und diese Sichtbarkeit ist geblieben. «Es gibt heute anteilsmässig mehr Regisseurinnen im Iran als in den USA», stellte Frédéric Maire, der Direktor der Cinéma-thèque Suisse, in einer Mitteilung des Festivals fest.

Eine zentrale Bedeutung kommt hierbei Kurzfilmen zu, sind diese doch einfacher zu finanzieren und schneller zu drehen und geben damit den Filmemacherinnen eine grössere Unabhängigkeit.

 

«Ein anderes Fenster»

Für Mehdi Abdollazadeh, den Leiter des IFIF, soll der spezifisch weibliche Blick eine neue Sicht auf den Iran ermöglichen. Mit den Arbeiten liesse sich das Land aus einem «anderen Fenster betrachten: durch ein humaneres, freundliches und liebevolles Fenster», so Abdollazadeh.

Er schreibt weiter: «Diese Veranstaltung ist denen gewidmet, die eng und fest mit der übrigen Welt durch den kulturellen und literarischen Austausch verbunden und zugleich in lokaler Verbundenheit vor Ort tätig sind.»

 

Trotz Verbot

Rund um das Festival zeigt das Filmpodium sieben Langspielfilme aus dem Iran. Den Beginn macht heute «A Girl Walks Home Alone At Night», ein überraschender Vampirfilm mit Referenzen an Jim Jarmusch. Weiter zu sehen sind unter anderen «Women Without Men», «Fish And Cat» oder auch der bekannteste iranische Film der letzten Jahre, «A Separation».

Programmiert ist auch «This Is Not A Film» von Jafar Panahi, ein Werk, das es eigentlich gar nicht geben dürfte, ist Panahi doch im Gefängnis und hat ein 20-jähriges Dreh- und Ausreiseverbot auferlegt bekommen. Indem er Kameras und Mobiltelefone in Umlauf gebracht hat, hat er es trotzdem geschafft, einen Film zu drehen.

Die Verhaftungen und Verbote machen es deutlich: Der Kampf der iranischen Kunstschaffenden um Unabhängigkeit und Freiheit geht weiter. Raphael Amstutz

 

Info: Informationen zu den einzelnen Filmen und die Spielzeiten unter www.filmpodiumbiel.ch.

 

Jean-Luc Godard

 

Er ist zweifellos einer der Grössten (und gleichzeitig wohl auch Umstrittensten) des Kinos: Jean-Luc Godard. Eben erhielt der Sohn eines Schweizer Vaters und einer Mutter aus einer französischen Bankier-Dynastie beim Schweizer Filmpreis den Ehrenpreis für sein filmisches Gesamtwerk - und glänzte einmal mehr mit Abwesenheit.

Mit seinen unkonventionellen Werken hat der heute 84-Jährige niemanden kalt gelassen und mit seinen formalen Zugängen für rege Diskussionen gesorgt. Den Oscar für sein Lebenswerk hat er abgelehnt, er wurde zum Symbol der Nouvelle Vague und er hat das Bonmot geprägt, dass das Kino die Wahrheit sei - 24 mal pro Sekunde.

Das Filmpodium zeigt zwischen dem Freitag, 29. Mai, und dem Dienstag, 2. Juni, vier Filme des Regisseurs: «Au bout de souffle» (1960), «Le mépris» (1963), «One Plus One» (1968), und sein bislang letztes Werk, «Adieu au langage» (in 3D).

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