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FFFH

Mit dem Festival gross geworden

Kacey Mottet Klein ist zum siebten Mal zu Gast am Festival du Film Français d’Helvétie. Wie kein zweiter Schauspieler gehört der 17-Jährige zum FFFH. Es war Zuneigung auf den ersten Blick – und zwar gegenseitig.

Kacey Mottet Klein bei der «Quartz»-Verleihung 2013. Er holte den Schweizer Filmpreis als bester männlicher Hauptdarsteller für «Sister» von Ursula Meier. Bild: Keystone

von Raphael Amstutz

Was für eine Karriere:Kacey Mottet Klein, 1998 in der Nähe von Lausanne geboren, kann trotz einer überschaubaren Anzahl von Jahren im Filmgeschäft bereits eine beeindruckende Anzahl von Erfolgen vorweisen. Er spielte neben Laetitia Casta in «Gainsbourg (Vie héroïque)», stand mit Léa Seydoux für «Sister», dem oscar-nominierten Werk von Ursula Meier, vor der Kamera und war in «Gemma Bovery» in einer Nebenrolle zu sehen.

Vielfach ausgezeichnet
Und was den meisten Schauspielern erst im hohen Alter vergönnt ist, hat für ihn bereits stattgefunden. Der damals 16-Jährige stand im vergangenen Jahr im Zentrum eines Dokfilms, den Meier über ihn gedreht hat («Kacey Mottet Klein, Naissance d’un acteur»). Er gewann zweimal den Schweizer Filmpreis Quartz (2009 als «bestes schauspielerisches Nachwuchstalent» für «Home» und 2013 als bester Hauptdarsteller in «Sister») und war Anwärter auf den César. Als Startpunkt darf aber mit gutem Gewissen das Festival du Film Français d’Helvétie (FFFH) genannt werden. Hier ist Kacey Mottet Klein erstmals als Schauspieler in Erscheinung getreten. Ursula Meier hatte ihn 2008 für «Home» verpflichtet. Der Zehnjährige brillierte neben Isabelle Huppert und Olivier Gourmet – und besuchte, gemeinsam mit der Regisseurin, das FFFH.

Auch ohne Film in Biel
Ziemlich scheu hat er sich damals den Fragen der Journalisten und des Publikums gestellt, der Junge mit den Segelohren, die ab und an rot anliefen, dem Plüschtier, das er immer bei sich trug und dem leicht zu grossen Anzug. Es war Zuneigung auf den ersten Blick – und zwar gegenseitig.

Die Bielerinnen und Bieler hatten sichtlich Freude an diesem Jungen mit der grossen Leinwandpräsenz und den anfänglich noch sehr zögerlichen Antworten. Und dem Jungen gefielen offenbar diese Filmtage in Biel. Und so ist er immer wieder ans FFFH gefahren – diesmal wird es bereits das siebte Mal sein. Mottet Klein war auch in jenen Jahren zu Gast, in denen er keinen Film nach Biel brachte – eine eher ungewöhnliche Sache für einen Schauspieler. Er sass im Publikum, stand telefonierend vor dem Kino Rex am Unteren Quai und unterhielt sich mit den Menschen. 2012 war Mottet Klein zudem im FFFH-Trailer zu sehen.

Die gleichen Fehler
Es ist aber nicht allein sein Schauspieltalent, mit dem er die Leute für sich einnimmt. Natürlich hatte er den Kinderbonus und löste wohl bei der einen oder anderen Zuschauerin Beschützerinstinkte aus. Doch trotz seiner Begabung und dieser Bekanntheit in ganz jungen Jahren ist Kacey Mottet Klein unaufgeregt geblieben, «auf dem Boden», wie es dann jeweils so schön heisst. Etwas, das durchaus nicht von jedem Hollywoodjungstar behauptet werden kann.
In einem Interview mit der Zeitschrift  «L’illustré» vor wenigen Wochen erklärte er, dass er genau die gleichen Dinge mache wie alle Jugendlichen in seinem Alter – auch die gleichen Fehler, obwohl er ein anderes Leben führe als die meisten von ihnen. Die Adoleszenz habe grosse Vorteile, sagte er und er geniesse definitiv seine Freiheiten, doch er freue sich, erwachsen zu werden und  wie ein Erwachsener behandelt zu werden.

Wieder der kleine Junge
Im gleichen Interview ist dann auch wieder die Zurückhaltung des Jungen mit dem Stofftier zu spüren, wenn Mottet Klein davon spricht, dass er in einem Beruf voller Unsicherheiten arbeite. Bereits morgen könne alles vorbei sein und dieser Umstand löse grosse Ängste aus. Denn: «Ich weiss nicht, was aus mir werden sollte. Ich habe nie einen Plan B gehabt.»

Bislang hat er diesen auch nicht gebraucht – und ein Ende seiner Karriere scheint in weiter Ferne: Im Frühling wird «Quand on a 17 ans»in die Kinos kommen – Kacey Mottet Klein spielt die Hauptrolle. Regie führt kein Geringerer als der Altstar André Téchiné, der sich mit Filmen mit Isabelle Huppert, Catherine Deneuve oder Juliette Binoche einen Namen gemacht hat.

 

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