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Literatur

Mit leichter Feder und einem fiesen Schlussgag

Martin Suter betraut den Hobby-Ermittler Johann Friedrich von Allmen mit einem neuen Fall. «Allmen und der Koi» macht Spass – und überzeugt doch nicht ganz.

Symbolbild: Pixabay

Es ist nun wirklich nicht neu, aber geradezu verpflichtend, dass der Zürcher Kunstsachverständige und Hobby-Ermittler Johann Friedrich von Allmen Geld braucht und deshalb jeden noch so unmöglichen Auftrag annimmt. Von diesem Sujet lebt die Allmen-Reihe des Schweizer Autors Martin Suter.

Schön ist, dass der Autor die Freunde eben jener Unterhaltungsserie nicht länger als ein Jahr warten lässt, bis sein ewig klammer Zürcher Lebenskünstler wieder durchstartet – auch wenn die neue Story «Allmen und der Koi» etwas dünn ist. Immerhin hat auch sie wieder einen hohen Unterhaltungsfaktor und ist, wie gehabt, amüsant und mit leichter Feder geschrieben.

Nun also machen Allmen und sein guatemaltekischer Partner Carlos Jagd auf einen Prachtfisch. Im Wert von einer Million Euro. Und das auf Ibiza. Hinein in die Schwüle des spanischen Jetsets. Dort ist aus dem Pool des alternden Musikproduzenten Garrett Boy verschwunden, ein Prachtexemplar von Koi, das er seiner jungen Geliebten Akina zum Geburtstag geschenkt hat.

Allmen, bestens zu Hause in der High Society und noch mehr in der Kunst- und Kulturszene weltweit, nimmt den Auftrag zur Wiederbeschaffung an. Dabei ist er sich seines zoologischen Defizits wohl bewusst. Mit der ihm angeborenen hochstaplerischen Nonchalance und einem Koi-Crashkurs, den er und Carlos sich verpassen, geht er das Problem auf seine bewährte Art und Weise an.

Dass es bei der Suche zu mancherlei Komplikationen samt Todesfällen kommt, liegt auf der Hand. Schliesslich hat Martin Suter die Geschichte als Krimi angelegt. Die beiden Hauptakteure blicken der Gefahr ins Auge: mal in Form von Naturgewalt, mal in Form von menschlichen Übergriffen.

Was Allmen selbst verwundert, ist sein Sinnen über Vergänglichkeit und Zukunftsangst. Das gab es bei dem Mann, der sich so gerade noch in den besten Jahren befindet, bisher noch nicht. Fürs Ende hat sich Martin Suter einen fiesen Gag ausgedacht und damit der Geschichte noch etwas Pepp verpasst.

Es macht zwar Spass, das Buch zu lesen, aber man ist versucht, von einem Martin Suter mehr zu erwarten. Schliesslich wurde der Bestsellerautor («Lila, Lila», «Der Teufel von Mailand», «Elefant»), mit diversen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet.

Solche «Ermittler» wie Johann Friedrich von Allmen sind durchaus eine Rarität in der Krimi-Literatur: weniger mit ihrer Schlitzohrigkeit, als mit ihrem guten Benehmen, ihrer gewählten Ausdrucksweise und ihrer hohen Bildung. Frauke Kaberka, dpa

Info: Martin Suter, «Almen und der Koi», Diogenes Verlag, 33.90 Franken.

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