Sie sind hier

Abo

Ausstellung

Mit leuchtenden Augen bei den Maya

Der Bieler Künstler Numa Sutter präsentiert im Atelier Worb mit «Saásil icho’ob» seine bildnerische Auseinandersetzung mit der Maya-Kultur.

Numa Sutter stellt im Atelier Worb aus – 2018 gewann er den Förderpreis der Galerie. zvg

Helen Lagger
Der Romand Numa Sutter spricht fliessend Schweizerdeutsch mit einem leicht französischen Akzent. Der Urgrossvater sei ein Deutschschweizer gewesen aber zu Hause habe er nur Französisch gesprochen. Doch als Bieler könne er beide Sprachen, sagt er lachend. Trotzdem habe ihn die Idee sein Projekt auf Deutsch zu beschreiben zuerst abgeschreckt, als ihn jemand auf den Förderpreis des Kunstvereins Atelier Worb hingewiesen habe. Doch schliesslich reichte er die nötigen Formulare ein und gewann 2018 den mit 7000 Franken dotierten Förderpreis «Kunstschub». Sein Siegerprojekt mit dem schwierig auszusprechenden Titel «Saásil icho’ob» präsentiert er nun im Atelier Worb.

Maya und Mode
Sutter hat sich intensiv mit der Maya-Kultur auseinandergesetzt. Der Künstler und Grafiker, der an der Schule für  Gestaltung in Biel und an der Hochschule der Künste in Bern studiert hat, ist ein viel Gereister. 2011 sei er zum ersten Mal in Mexiko gewesen und gleich zwei Monate geblieben. Letztes Jahr zog es ihn erneut nach Mexiko, Honduras und Guatemala. In der Stadt Campeche, einer Grossstadt im Südosten Mexikos lernte er in einem Hotel eine Rezeptionistin kennen. Diese habe selbst indigene Wurzeln und habe ihm viel über die Maya-Kultur und Sprache erzählen können.
Am nächsten Tag reiste Sutter zwar weiter aber er blieb mit seiner «Reiseführerin» per Whatsapp in Kontakt. «Was mich fasziniert hat, ist wie viele Leute noch aktiv diese Kultur und Sprache leben», so der Künstler. Im Atelier Worb zeigt er nun Malerei und Objekte, die von dieser Reise inspiriert sind. Dass Sutter einst die Grafikfachklasse besucht hat, ist spürbar. Er hat einen gewissen Sinn für das Plakative und Kommerzielle, das er gekonnt mit seinen freien Arbeiten kombiniert. So hat er etwa eine Hieroglyphe, die in der Sprache der Maya für «Künstler» steht, auf Leinwand sowie auf T-Shirts gebannt. «Ich bin seit jeher fasziniert von Mode und wollte diesen Aspekt in die Ausstellung integrieren», so der Künstler. Seine T-Shirts – eine Edition mit fünfzig Stück – lassen an den Stil der Skater in den Neunzigerjahren denken. Auch ein Abzeichen in Form eines Jaguars, den man sich selbst auf die Jacke bügeln kann gehört zu seinem Sortiment. Das Tier mit dem auffälligen Muster im Fell ziert auch die Einladungskarte und wurde von Sutter auf Leinwand gebannt.

Geheimnisvolles Volk
«Es ist mir wichtig meine Leinwände selbst aufzuspannen und herzustellen», so Sutter. Das Bild mit dem Jaguar trägt den gleichen Titel wie die Ausstellung selbst. «Saásil icho’ob» auf Deutsch  «Augen des Lichts» hat Sutter mit Leuchtfarbe gemalt. Sprich wenn es Dunkel ist leuchten die Augen des Tieres, das bei den Maya einen wichtigen Stellenwert hat.
Vieles über die Maya ist bis heute unbekannt. Das indigene Volk und seine im präkolumbischen Mesoamerika gegründeten Reiche bleiben geheimnisvoll. Erste den Maya zugerechnete archäologische Funde werden etwa 2000 v. Chr. datiert. Berühmt sind die Maya für den Anbau von Mais, ihre Mathematik und ihren hoch entwickelten Kalender. Während man lange Zeit dachte die Maya seien ein pazifistisches Volk gewesen, geht man heute davon aus, dass sie ständig Krieg führten.
Sutter hat mit einfachen Linien einen Krieger auf Leinwand gemalt, den er in einer Maya-Anlage in Stein geritzt entdeckt hatte. Auch einen Schamanen hat er porträtiert. Dieser tritt mit entsprechendem Fell um die Handgelenke gewickelt, als Jaguar auf. «Für mich verbindet dieses Tier Diskretion und Energie». Es habe ihn mehr angesprochen als etwa der Adler, der bei den Maya auch eine wichtige Symbolik habe. Die Wörter «Jaguar» und «Balam» – so heisst die Grosskatze in der Maya-Sprache – hat Sutter aus Holz ausgesägt und an die Wand genagelt. Da spürt man wieder seine grafische Handschrift: Die dreidimensionale Typographie in Blau und Gelb wirkt wie das Logo eines coolen Kleiderladens. Auch Pflanzenmotive in leuchtendem Orange und Grün gibt es im Atelier Worb zu entdecken. Diese hat Sutter im Urwald, wo er sich lange aufgehalten hat, entdeckt, fotografiert und später in seinem Atelier in Malerei übersetzt. Ja, er sei schon ein wenig ein Abenteurer, meint er lachend. Ein soziologisches Interesse steht oft am Anfang von Sutters Projekten. «Ich will etwas lernen und dann auch die Leute für etwas sensibilisieren», erklärt er. So habe er sich in einem früheren Projekt auch schon mit der Kultur der Fahrenden auseinandergesetzt. Das habe ihn interessiert, weil man allgemein nicht viel über diese Menschen wisse oder das «Wissen» nur auf Klischees basiere. Das Leuchten in den Augen, das er im Titel aufnimmt bezieht sich auch auf die Menschen denen Sutter auf seinen Reisen begegnet ist. Es steht für eine Begeisterungsfähigkeit, die der Künstler selbst ausstrahlt.

Info: Die Ausstellung läuft bis am 15. September in der Galerie Atelier Worb. www.atelierworb.ch

Nachrichten zu Kultur »