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Palace Biel

Nebulöse Neubenennung

Aus den Spectacles français wird neu «Nebia – Bienne spectaculaire». Das verkündeten die Verantwortlichen gestern auf der Baustelle des Kulturorts im Palace. Die Eröffnung mit Gratisspektakel ist für Dezember geplant

Ein Theaterbranding mit dem Charme und der Ausstrahlung einer Versicherungsgesellschaft: Kulturort «Nebia» soll 25 000 Besucher pro Jahr anziehen. David Gaffino (Präsident der Stiftung) und Marynelle Debétaz präsentieren es. Bild:emg/z

Clara Gauthey

Das kommt also dabei heraus, wenn man einer Agentur den Auftrag erteilt, ein neues «Branding» zu entwerfen. Das französische Theater Spectacles français in Biel, welches nach der 6-Millionen-Sanierung ab Dezember auch deutschsprachige Veranstaltungen sowie Tanz- und Opernaufführungen beherbergen soll, heisst dann eben auf einmal «Nebia», was auch immer das sein soll.

«Nebbia», der «Nebel»

«Nebia» ist keine Abkürzung, so viel ist klar. Auch kein ausgetüftelter, amerikanischer Duschkopf, der weniger Energie und Wasser verschwendet und mit selbigem Namen auf dem Markt ist. Und auch kein See im Sudan namens Nubia soll in der Stadt am Bielersee heraufbeschworen werden. Hingegen solle man in dem «einmaligen» Konstrukt eine Anspielung auf «Bienne» finden und zugleich auf die italienische Bezeichnung «Nebbia». Nebel als trister Hauptbestandteil des Seeländer Herbstes vielleicht? Nicht gerade anziehend. Nun, erklärt Leiterin Marynelle Debétaz, Nebel auch als Allusion aufs Illusionistische, auf die Bühne als Ort der Träume... Hauptsache, die Inhalte stimmen, nicht wahr? Und die sollen nach über einem Jahr Bauzeit ab dem Eröffnungsfest vom 6. bis 8. Dezember in neuem Glanz, mit bester Akustik und einer tollen und bequemen Bestuhlung für 518 mögliche Besucher zum Besten gegeben werden.

«Mühevolles» Probesitzen

Apropos Stühle, das sind nun nicht irgendwelche 0815-Sesselchen, sondern akkurate Sonderanfertigungen aus Deutschland, zentimetergenau auf die bestmöglichen Sichtachsen hin angepasst mit vier unterschiedlichen Sitzbreiten, die bis zu vier Zentimeter variieren (es gilt herauszufinden, wo die breitesten Sessel stehen). Sie haben leicht unterschiedliche Bezüge, welche in dezenter Tonabstufung einem Farbkonzept folgen, welches mit dunklen Grüntönen, Erd- und Steinfarben eine Art Grotten- oder Höhlen-Feeling erzeugen soll. Auch das Foyer wird dunkel. Die Stuhllehnen klappen sich integral mit hoch, was den Durchgang erleichtert. Eine komplette Stuhlreihe kann im Boden versenkt werden und gibt 10 Rollstuhlfahrern potenzielle Sitzmöglichkeiten an guter Lage. Hochbauleiter Jürg Saager hat diverse Sessel höchstpersönlich mit Kulturdirektor Cédric Némitz in stundenlanger «Arbeit» probegesessen und diese für bequem befunden. Hernach wurden sie zusätzlich in einem Schallraum auf akustische Tauglichkeit hin getestet und schnitten «sehr gut» ab.

Der obere Balkon wurde zugunsten einer besseren Sicht um drei Meter verkürzt, das Gefälle der Sitzreihen erhöht, die Technik massgeblich erneuert und neben einer komplett neuen Verkabelung und Belüftung eine Art Deckensegel für bessere akustische Weiterleitung angebracht.

Magischer Auftakt

Den Auftakt zur Eröffnung im Dezember macht übrigens das Gratisspektakel «Eins, Zwei, Drei» von Martin Zimmermann, eine Art magische, tragikomische, schwarzhumorige Illusionistennummer mit Clowns. Die Bühne und das Theater von «Nebia» hüllen sich aktuell zwar noch in Baustaub (Baunebel?), Baugerüste und Kabelsalat. Aber schon Ende September sollen die Bauarbeiter abrücken. Und so freut sich Cédric Némitz an diesem Julitage vor allem auf eines: «den Winter».

 

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