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Open-Airs im Seeland: «Es ist fünf vor zwölf»

Nach den Absagen weiterer Open-Airs dünnt sich der heurige Festivalkalender aus. In der Region ist die Hoffnung noch nicht ganz verflogen.

Symbolbild: bt/a

Lukas Hohl nimmt kein Blatt mehr vor den Mund. «Es ist eine extrem frustrierende Situation», sagt er, «aus unternehmerischer Sicht, aber auch persönlich. Es ist für alle in der Branche sehr schwierig.» Hohl führt mit Marcel Sallin die Eventra GmbH, die in der Region die grossen Open-Airs Lakelive, Orpundart und Royal Arena Festival veranstaltet. Und er wünscht sich das, was die Eventbranche schon seit Wochen anmahnt: Planungssicherheit und Gewissheit. Auch wenn dies – was derzeit sehr wahrscheinlich scheint – bedeutet, dass heuer auch im Seeland keine grossen Festivals stattfinden können.

Stattdessen heisst es weiterhin: abwarten. Die nächste Information des Bundesrats soll am 14. April folgen, allerspätestens dann will auch Hohl Klarheit haben. Dass er im Gegensatz zum Gurtenfestival etwas länger zuwarten kann, hat mit dem Termin zu tun: Die Anlässe in Biel und Orpund sind für August terminiert, wenig Spielraum bleibt noch.

Ebenfalls Mitte April kommunizieren wird Marc Zahnd, Veranstalter von Stars of Sounds in Aarberg und Murten. Während er derzeit für das im Juni terminierte Festival in Aarberg «verschiedene Szenarien» überprüft, stellt er für Murten bereits konkreter einen möglichen Plan B in Aussicht: Das Festival am See könnte allenfalls mit kleinerer Kapazität und über mehr Tage verteilt stattfinden. Zahnd will sich diesen Freitag an der Generalversammlung des Branchenverbands mit anderen Veranstaltern austauschen. Ein Thema wird sicher die letzte Woche im Parlament beschlossene Ausfallversicherung für Veranstalter sein. «Diese ist mit grosser Vorsicht zu geniessen», sagt Lukas Hohl. Denn um an Gelder zu kommen, muss ein Anlass eine kantonale Bewilligung haben und von überkantonaler Bedeutung sein. Eine Bewilligung seitens des Kantons ist derzeit allerdings kaum zu kriegen – auch das vorgestern abgesagte Gurtenfestival verfügte noch nicht über diese. Und ob beispielsweise ein Lakelive von überkantonaler Bedeutung im Sinne des Gesetzgebers ist, weiss Lukas Hohl auch noch nicht.

Noch gänzlich offen ist, wie eine mittelfristige Veranstaltungsnormalität aussehen könnte. Einem Eintritt nur für Geimpfte steht die Branche sehr skeptisch gegenüber, realistischer scheint der Einsatz von Schnelltests. Aber auch hier: «Zur Umsetzung gibt es sehr viele offene Fragen. Diese muss der Bund regeln», so Hohl.

Jedenfalls: «Derzeit haben wir keinen Bescheid, mit dem wir arbeiten können», sagt Hohl, «doch es ist bei uns fünf vor zwölf.» Tobias Graden

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