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Vinelz

Picknick zu dritt

Alexander Jaquemet, Christian Grogg und Adrian Scheidegger sind Freunde. Ob sie immer mögen, was die anderen machen, ist unklar. Jetzt stellen sie jedenfalls zusammen in der Galerie Vinelz aus.

Picknick zu dritt. Bild: psj

Von Clara Gauthey

Ganz schön gewagt, zu dieser Jahreszeit ein «Picknick» in der unbeheizten Galerie Vinelz zu veranstalten. Von den Temperaturen nicht abschrecken liessen sich die drei befreundeten Künstler Alexander Jaquemet, Christian Grogg und Adrian Scheidegger. Jeder hat etwas gebracht, das er gerne hat. Ein «Picknick», erklären sie den Ausstellungstitel, passe nicht nur zum Freundschaftsgedanken, sondern auch zum ländlichen Vinelz.


Verwirrung: Er oder Er?
Dass die drei Freunde sind, die  immer wieder mal in einzelnen Projekten zusammengearbeitet haben, merkt man hier und da. Ist das nun eine Fotographie von Alexander Jaquemet oder eine von Adrian Scheidegger? Erinnert  ein wenig an die nächtlichen Fotofallen, die Jaquemet für die Serie «Augenblick» im finsteren Wald aufstellte, dieser Wolf, dessen Augen wie Scheinwerfer das Blitzlicht im  reflektieren. Auch wenn die Technik eine andere ist.
Und ist das dort nun ein abstraktes Werk von Christian Grogg oder von Adrian Scheidegger? Und wieso jetzt Gold beim Adrian, war das nicht eine Grogg’sche Farbe? Man erinnere sich an das Kunst-am-Bau-Projekt fürs Jugendheim Prêles, «Walk the Line», in dem er eine sechzehn Meter lange Leitplanke am Rande eines Feldes im Berner Jura in Gold tauchte. In Vinelz ist es Scheidegger, der  ein «Nüt in Gold» zeigt.


Apéro: Wunschlandschaften
Alle haben etwas zum Picknick mitgebracht, etwas Besonderes, wenn möglich. So zeigt Alexander Jaquemet in Vinelz ungewohnter Weise kleinformatige Aquarelle, die dieses Jahr auf den Lofoten, der Inselgruppe vor Norwegen,  entstanden sind. «Wunschlandschaften» nennt er die Bilder, weil sie anders als das stets ehrliche Foto auch mal reines Kopfkino sein können, dass sich durch die Naturstimmungen inspirieren lässt. Bei  Regen und 5 Grad sass er draussen und liess mit frostigen Fingern die Landschaften aufs Aquarellpapier fliessen. Abgehärtet ist der Künstler nach all den Wanderungen mit der Kamera durch winterliche Natur vermutlich ohnehin. Die Fotoserie in Vinelz, die er zeigt, arbeitet nun nach dem Motto «Landschafts-Spiegel». Fängt Reflexionen ein, die als Spiegel in der Natur vielleicht nur kurz aufblinken.


Hauptgang mit «Silberlöffel»
Nicht mit billigem Plastikgeschirr, sondern mit einem «Silver Spoon», ein fast zwei Meter in den Raum hochragender, silbrig- kippender rechter Winkel, ist Christian Grogg angereist. Das eigentlich namenlose Objekt zeigte er 2009 in Porrentruy, aber Rezepte, die gut ankommen, darf man ruhig nochmal kochen. Die beiden Teile der Skulptur, eines liegend, eines stehend, bedingen einander, sind liiert und doch unterschiedlich in Material, Grösse, Dominanz, «zwei Persönlichkeiten», sagt Grogg. Sowohl seine abstrakten Bilder als auch seine Skulpturen arbeiten mit optischen Täuschungen, mit kleinen, bezaubernden Unregelmässigkeiten, Geometrien wie die Fenster, die irgendwo in sich, kaum merklich, kippen und sich je nach Blickwinkel des Betrachters verändern.


Nachtisch mit Glitzerrstaub
Für den Puderzuckerstaub auf dem Nachtisch könnte schliesslich Adrian Scheidegger zuständig gewesen sein. Ihn fasziniert nach wie vor das Material Glassand, das er gekonnt bearbeitet. Je nach Lichteinfall changieren seine Papierschlangen oder Berge, variieren und entfalten fast dreisimenionale Wirkung im Rahmen. In einer Installation 2011 in Basel liess er  ganze Haufen des schillernden Sandes mit dem Licht spielen, das durch die Kuppel fiel. Jetzt gibt es diese Haufen auch in einer zweidimensionalen Version. Ansprechend arrangiert sind die Snacks in Vinelz allemal. Wer ungetrübt geniessen will, sollte einen Mantel im Gepäck haben.  
Info: «Picknick», Galerie Vinelz, bei der Kirche, Sa/So 19./20. und 26. Oktober (14-18 Uhr) und 27. Oktober (10-17 Uhr) und n. V. Jaquemet 079703 6594  

 

 

Trio in Vinelz
Christian Grogg, 50 Jahre, Bern, gelernter Hochbauzeichner; Installation/Skultptur; seit 1986 diverse Ausstellungen, u.a. mit Adrian Scheidegger, Cantonale Berne Jura, SELZ art contemporain; Werkbeiträge Stadt und Kanton Bern
Adrian Scheidegger, 48 Jahre, Bern, freischaffender Maler und Fotograf; 2011 Projekt Wohnheim Riggisberg mit Jaquemet;
Alexander Jaquemet, 35 Jahre, Erlach, Ausbildung als Forstwirt, seit 2003 selbständiger Fotograf, Werkbeiträg des Kantons Bern     gau
 
  
  

 

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