Sie sind hier

Abo

Kunst

Spiel mit virtuellen Räumen

Das Duo Barbezat-Villetard versteht sich auf verwirrende und philo-sophische Spiele mit Spiegelungen und räum-lichen Illusionen. Jetzt gastieren die beiden im Espace Libre in Biel.

Was leuchtet da? Das Duo Barbezat-Villetard spielt mit Wahrnehmung und virtuellen Räumen. Bild: zvg

Sie sind Magier des Raumerlebens, Zauberkünstler, die mit raffinierten Installationen verblüffen und zum Philosophieren verführen: das Duo Barbezat-Villetard. Im Espace Libre in Biel richten sie eine Bausstelle ein, die zahlreiche Rätsel aufgibt.

Matthieu Barbezat (geboren 1981 in Nyon) und Camille Villetard (geboren 1987 in Paris) haben einander an der kantonalen Kunstschule Wallis in Sion kennengelernt. Seit 2013 arbeiten sie zusammen und erzeugen mithilfe von Spiegeln, Netzen und Neonröhren virtuelle Räume. Dabei gelingt es den beiden Kunstschaffenden oft, mit simplen Anordnungen die Wahrnehmung des realen Raumes und der eigenen Position im Raum in Frage zu stellen.

Für ihre Arbeit «Across Space» haben Barbezat-Villetard 2014 die Grundfläche des Ausstellungsraumes im Chateau de Rechy ausgemessen, anschliessend diese Fläche schräg auf Wände und Boden gemalt und so sinnbildlich den Raum verschoben.

 

Messer im Turm
Die Installationen von Barbezat-Villetard wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. 2015 wurde ihnen der Manor-Preis Sion zugesprochen, 2016 der Hauptpreis beim Aeschlimann-Corti-Stipendium. Mit dem Manor-Preis konnten sie im Walliser Kunstmuseum ihre bisher grösste Arbeit realisieren. Im historischen Museumsgebäude, der Tour de la Majorie, haben sie eine Grossinstallation eingerichtet, die den Bau optisch in eine Fülle von Raumsplittern zerschneidet. Eine spiegelnde Metallplatte steckte wie eine überdimensionierte Messerklinge im Turm. Die Installation zog sich durch die gesamte Höhe des Turmes und erzeugte auf jeder Etage visuelle Verwirrspiele. Durch Spiegelungen und Brechungen entstanden virtuelle Räume, die den einstigen Bischofssitz zum Schweben brachten und damit auch in seiner Würde und Bedeutsamkeit in Frage stellten.

Im Frühjahr 2016 waren Barbezat-Villetard im Rahmen des Aeschlimann-Corti-Stipendiumsmit zwei Arbeiten im Centre Pasquart zu Gast. Die Installation «Castor und Pollux», deren Titel auf das Zwillingspaar aus der antiken Mythologie anspielt, bestand aus zwei polierten Verbundplatten aus Aluminium, durch die sich rote Neonröhren wanden. Die Platten waren, leicht versetzt, vis-à-vis zueinander angeordnet. Die spiegelnden Flächen reflektierten und vervielfachten die Neonröhren und den Raum zwischen einander. So entstand ein Raum, der sichtbar, aber nicht zugänglich war.

Extrem reduziert war die zweite Arbeit «Some sweet ambivalences». Sie bestand aus einem weissen Neonschriftzug, der einen Satz des französischen Dichters und Kunstsammlers Noël Arnaud wiedergab: «Je suis l’espace où je suis.» Der Satz bietet trotz seiner vermeintlichen Einfachheit eine Fülle an Lesarten. Bin ich der Raum, in dem ich (ich) bin oder folge ich dem Raum, wo ich bin oder bin ich, wo ich dem Raum folge?

 

Lichter und Formen
Mit Erwartungen und Vorstellungen der Besucherinnen und Besucher spielt auch das Projekt «crépuscule des lieux», das Barbezat-Villetard sich für den Espace Libre erdacht haben. Es sieht aus wie eine Baustelle – vielleicht auch wie eine archäologische Ausgrabungsstätte. Im Halbdunkel der Baustelle erscheinen vielgestaltige Lichter und Formen, die das Versprechen in sich bergen, alles Mögliche sein zu können ohne etwas konkret Benennbares zu sein. Mithilfe von Licht und Dunkelheit führen Barbezat-Villetard ihr Spiel mit Wahrnehmung und virtuellen Räumen fort.

Am Mittwochabend lädt Espace Libre-Kuratorin Barbara Meyer Cesta zum Trinquer à Barbezat-Villetard. Dabei lässt sich nicht nur die Installation des Duos betrachten, man kann auch mit den beiden Kunstschaffenden ins Philosophieren geraten. Alice Henkes

Info: Mittwoch, 1. November, ab 20 Uhr. Espace Libre, Seevorstadt 73, Biel. http://espace-libre.visarte-bielbienne.ch.

Nachrichten zu Kultur »