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Biel

Strawinski im «Chessu»

Heute und morgen werden ungewohnte Töne in der Bieler Coupole erklingen: Rund 20 Schüler des Französischen Gymnasiums führen ihre Version von Igor Strawinskis Ballett «Le Sacre du Printemps» auf.

Julien Graf/pl

Die Oper «Le Sacre du Printemps» gilt als Schlüsselwerk des frühen 20. Jahrhunderts und wurde 1913 in Paris uraufgeführt. Die Aufführung des ausdrucksvollen Werks im ebenso aussergewöhnlichen Bieler «Chessu» krönt eine sechsmonatige Vorbereitung von 15-und 16-jährigen Schülern. Musiker und Tänzer haben dabei mit der Pumpernickel Company zusammengearbeitet. Die Truppe besteht aus dem Tänzer und Choreografen Norbert Steinwarz und den beiden Perkussionisten Olivier Membrez und Alex Wäber.

«Ungewohnt und dissonant»

Das Ballett erlebte seine Uraufführung vor 100 Jahren. «Es handelt sich um ein Meisterwerk», sagt Olivier Membrez von der Pumpernickel Company. Seit Mitte Juli treffen sich die Gymnasiasten jede Woche. Gemeinsam mit ihren drei Mentoren haben sie sich in die Geheimnisse des tiefgründigen «Sacre du Printemps» eingearbeitet. Der «Sacre du Printemps» beschreibt ein «Frühlingsopfer» im heidnischen Russland. In diesem Ritual wird eine Jungfrau dem Frühlingsgott zur Versöhnung geopfert. Die Aufführenden haben es verstanden, die starke Symbolik der vorgeschichtlichen Handlung in die heutigen Herausforderungen zu spiegeln. Zu Anfang hätten einige der Jugendlichen die Musik als «ungewohnt und dissonant» empfunden, sagt Membrez. Dass die Veranstaltung morgens um 7.30 Uhr auf dem Stundenplan stand, trug auch nicht zur Begeisterung bei. Trotzdem überzeugte das Projekt nach und nach alle. «Die Jugendlichen haben gelernt, Strawinsky zu lieben», bestätigt Norbert Steinwarz (Pumpernickel Company).

Nichts für Puristen

Die Aufführenden haben die Partitur von Strawinski verändert. Damit wollen sie dem Stück hundert Jahre nach dem Skandal an der Erstaufführung zeitgemässe Energie einflössen. Aber keine Angst: Sie werden von der Pianistin Rei Nakamura und dem Pianisten Alfonso Gomez professionell begleitet. «Dennoch ist diese Darbietung nichts für Puristen, wie seinerzeit in Paris», meint Olivier Membrez scherzend. Die Bieler Interpretation erhebe keinen Anspruch, sich am Original zu messen. «Aber wenn es uns gelingt, die Leidenschaft und Stimmung zu treffen, sind wir zufrieden.»

Info: Heute 20 Uhr und morgen 21 Uhr in der Coupole; Reservierung: sacre@uptownProductions.ch

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