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Duo Dorado

Töne wider den Traditionalismus

Carlos Dorado, Initiant des heute beginnenden Gitarrenfestivals, stellt an diesem sein neues Album vor. Er hat es mit seinem Sohn aufgenommen, dem Vibraphonisten Lucas Dorado.

Lucas und Carlos Dorado (v.l.), Sohn und Vater, Vibraphon und Gitarre – das ergibt ein Kleinod von einem World-Jazz-Album.

Audiobeitrag

Das Stück "Mar de las Pampas"

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Tobias Graden

Es war fast nicht möglich, dass Lucas Dorado nicht mit Musik in Berührung kommen würde. Der heute 19-Jährige ist der Sohn von Gitarrist Carlos Dorado. Obwohl Lucas Dorado also zuhause mit der Gitarre aufgewachsen ist, zog es ihn zu anderer musikalischer Betätigung. Ihn faszinierten Schlagzeug und Perkussion, «wie viele Jungen», sagt Vater Dorado schmunzelnd. Doch auch mit Schlaginstrumenten lassen sich Melodien spielen, stellte Lucas Dorade im Laufe seiner Ausbilung fest. Erst widmete er sich der Marimba, die in der argentinischen Folklore nicht unbekannt ist. Von diesem Instrument gelangte er zum Vibraphon, dieser Weiterentwicklung der Marimba. Dabei ist er geblieben.


Schatten dazwischen
Nun ist es so, dass sich Carlos Dorado in seiner Musik stark von der argentinischen Folklore inspirieren lässt. In dieser ist aber – bislang – kein Platz für das Vibraphon vorgesehen. «Wenn man etwas ausprobiert, melden sich rasch die Puristen und sagen, das sei keine Folklore», sagt Carlos Dorado. Er hat Erfahrung darin, denn er verbindet gerne argentinische Folklore mit anderen südamerikanischen Rhythmen und dem Jazz. «In der Folklore bevorzugt man pure Akkorde», sagt er, «spielt man G7 oder G9, heisst es, dies seien ‹amerikanische Akkorde›.»
Im Hause Dorado gibt aber nicht der Traditionalismus den Ton an, sondern die Freude an der Musik, und so entstand das Duo Dorado mit seiner ungewöhnlichen Besetzung:Gitarre und Vibraphon. Grundidee war es, die Folklore mit dem Jazz zu verbinden. Man könnte das Resultat World Jazznennen. Puristen könnten sich an Harmonien, Strukturen und dem Element der Improvisation stören, alle andere freuen sich über das Kleinod aus dem Hause Dorado.
Die wenig gehörte Kombination von Gitarre und Vibraphon funktioniert nämlich bestens, Vater und Sohn lassen sich jeweils genügend Raum, ergänzen sich aber auch gut. «New Colors from Argentina» bietet in knapp 40 Minuten aber auch grossen Melodienreichtum. Sieben längere Stücke, wovon vier Kompostionen von Carlos Dorado, werden von vier «Schatten»unterbrochen:«Sumbra I bis IV» bestehen aus freieren Strukturen, betonen die Perkussion stärker und klingen mit ihr aus.


Led Zeppelin und das Blut
Geraten sich denn Vater und Sohn bei einer so persönlichen Tätigkeit wie dem Musizieren und Komponieren nicht auch mal in die Haare? Bestehen musikalische Differenzen? Carlos Dorado winkt ab:Der Horizont von beiden sei schliesslich weit genug, man kennt vieles im Hause Dorado. Wenn der Sohn früher aufgeregt zum Vater kam, weil er gerade Led Zeppelin für sich entdeckt hatte, pflegte der Vater zu entgegnen:«Damit bin ich aufgewachsen.» Eine Offenheit, die seit je auch das Festival prägt (vgl. Infobox).
Gewiss, der Sohn, mittlerweile an der Jazzschule in Lausanne, beschäftigt sich vor allem mit Jazz. «Er hat aber schon immer auch alles mitbekommen, was ich gehört und gespielt habe», sagt Carlos Dorado, «und für seine musikalischen Wurzeln interessiert er sich auch. Denn manche argentinischen Rhythmen muss man im Blut haben, um sie gut spielen zu können.»


Effizient im Studio
Für die Aufnahmen gingen die beiden nach Deutschland, ins Studio von Peter Finger in Osnabrück. Dieser betreibt das Label Acoustic Music Records, sämtliche Kosten für die Produktion hat er übernommen. Die Aufnahmen gingen rasch, sie dauerten nur zwei Tage. Seit 2011 spielt das Duo nun Konzerte, auch im Ausland. Für das Publikum in der Region ist der Auftritt am Sonntag aber eine Premiere.
Übrigens:Ob die anderen drei Kinder von Carlos Dorado (sie sind zwischen zehn und 13 Jahren alt) auch den Weg zum Musiker einschlagen, ist zumindest noch offen. Carlos Dorado sagt:«Meine Musik interessiert sie nicht gross.»

Info: Duo Dorado: «New Colors from Argentina» (Acoustic Music Records/Rough Trade).

 

Das Festival
• Mittwoch: Alex de Grassi (USA, Acoustic Fingerstyle)
• Donnerstag: Lingling Yu (China, traditionelle Musik);Csaba Szátvári (Rumänien, Acoustic Poetry)
• Freitag: Gustavo Pazos (Uruguay, Candombes &Milongas);Tomás Gubitsch (Argentinien, neuer Tango)
• Samstag: Susan & Martin Weinert (Gitarre & Bass, Deutschland, Jazz)
• Sonntag: Carlos &Lucas Dorado (Gitarre & Vibraphon, Argentinien-Schweiz, WorldJazz, um 17 Uhr)
Alle Konzerte in der Voirie, Biel. Beginn um 20 Uhr, ausser am Sonntag.

 

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