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Popmusik

Verbotene Klänge – oder gar keine?

Die Bieler Band Mirakolo hat ihre neue Single veröffentlicht. Das Video zum Song «Schnuufe» wirft Fragen auf.

Mirakolo-Saxophonist Amin Mokdad beim Solo.  screenshot youtube
Tobias Graden
 
Jonas Scheidegger ist kürzlich «aus allen Wolken» gefallen, wie er entrüstet der Presse erzählte. Er hatte am Étang de la Gruère Alphorn gespielt und dafür eine Busse bekommen, denn dort ist Naturschutzgebiet, und so lieblich-heimatlich seine Musik auch klingen mag, so ist es doch des Gesetzgebers Wille, dass die Frösche und sonstiges Getier im und am Moorsee davor verschont bleiben sollen (das BT berichtete). Eine gewisse Irritation dürfte sich in der Fauna schon eingestellt haben, gehört doch das von Scheidegger angestimmte «Smoke on the Water» nicht zur gängigen Alphornliteratur.

Umso mehr reibt sich männiglich die Augen ob des Videoclips zum neuen Song «Schnuufe» der Bieler Band Mirakolo. Darin gönnt sich Bandleader Gregor Krtschek eine Verschnaufpause in idyllischer Umgebung, indem er für die neue Single seiner Band nicht mal mitsingen oder Trompete spielen muss wie üblich, sondern gemächlich um ein Seelein joggt, das man leicht für ebendiesen Étang de la Gruère halten könnte. Und wen trifft er da an im Halbdunkel? Seine Bandkollegen! Und zwar samt ihrer ganzen Gerätschaft. Die stehen zwischen den Tannen aber nicht nur rum, sondern musizieren auch. Saxophonist Amin Mokdad hat sogar ein Solo direkt am geschützten Gewässer, sein Blechblasinstrument leuchtet geheimnisvoll.

Doch wir erinnern uns an Jonas Scheidegger. Wie war das nun mit den Vorschriften im Schutzgebiet? Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder spielen die Musiker von Mirakolo gar nicht richtig, sondern machen bloss Playback. Oder die im Falle Scheideggers eifrigen Hüter des Gesetzes haben sich den Songtext zu Herzen genommen, tun das, was im Refrain propagiert wird und nehmen sich «eifach wider mau chli Zyt zum düre-schnufe».

Stichwörter: Mirakolo, Band, Alphorn

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