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Vibez: Ticketeinnahmen sind blockiert

Die Ticketfirmen halten derzeit Gelder aus den Verkäufen für das Vibez-Festival zurück. Grund sind Unklarheiten um
sogenannte Abtretungs-erklärungen. Eine solche hatte sich auch der Vizepräsident selber ausgestellt.

Bild: Nico Kobel

Letzte Woche machte das BT publik, dass der Verein Seamotion, der das Vibez-Festival organisierte, mit gefälschten Dokumenten in Dubai potenzielle Investoren zu täuschen versuchte (vgl. BT vom Samstag). Vizepräsident Peter Béres, bei Vibez zuständig für die Auslandgeschäfte, gab gegenüber der Tabarak-Investmentbank massiv überhöhte Vorverkaufszahlen an. Diese hätten die drei Investoren, die der von Seamotion dafür mandatierte Holger Meyer (richtiger Name der Redaktion bekannt) rekrutiert hatte, in Sicherheit wiegen sollen. Der Versuch flog allerdings auf – wegen eines kleinen «Produktionsfehlers» in der Erstellung der Listen, wie ein Vertreter der Bank gegenüber dem BT bestätigt: An einem Ort bei einer Zahl war ein Zwischenraum, wo bei anderen Zahlen mit gleich vielen Stellen keiner war.

Der Vertreter der Bank bestätigt im Übrigen die Darstellung Holger Meyers: Dieser habe tatsächlich drei Investoren an Land gezogen. Dem Bankenvertreter sind diese persönlich bekannt. Sie hätten neun Millionen Euro zugesagt – wenn Béres’ Fälschung nicht aufgeflogen wäre.

Eine Präzisierung gegenüber dem Text vom Samstag gilt es anzubringen: Die versprochene Rendite von 30 Prozent wäre nicht an die Bank gegangen, sondern eben an die Investoren.

Vermeintliche Sicherheit
Diese drei Investoren zogen sich also zurück, andere dagegen hatten durchaus Beträge fliessen lassen – sonst wäre das Festival ja nicht finanzierbar gewesen. Als (vermeintliche) Sicherheit stellte der Verein Seamotion diesen Geldgebern sogenannte Abtretungserklärungen aus. Mit diesen trat der Verein das Recht auf die Einnahmen aus den Ticketerlösen ab. Auch die Bezahlung Holger Meyers war so geregelt worden – natürlich vor der Austragung des Festivals. Die Auszahlungen der Ticketeinnahmen sollte also nicht an den Verein Seamotion gehen, sondern direkt an die Begünstigten der Abtretungserklärungen. Laut Holger Meyer bestünden mehrere solcher Abtretungserklärungen in einem Gesamtwert von über zwei Millionen Franken.

Nun wäre der Zeitpunkt gekommen, die Einnahmen aus den Ticketverkäufen auszuzahlen. Allein: Die Ticketing-Unternehmen halten das Geld vorerst zurück. Gegenüber dem BT bestätigen sowohl Starticket als auch Fnac, dass dem so ist. «Starticket hat als einer von mehreren Ticketing-Partnern des Vibez-Openairs Forderungen auf Ticketeinnahmen von vermeintlichen Abtretungsgläubigern des Vereins Seamotion erhalten», teilt ein Sprecher schriftlich mit. «Es ist derzeit aber unklar, wer legitimierter Inhaber dieser Einnahmen ist.» Deswegen würden die Erlöse «bis auf Weiteres zurückbehalten», also bis die Ansprüche zweifelsfrei geklärt sind. Es ist anzunehmen, dass diese Abklärungen knifflig sind – selbst wenn Starticket wollte, dürfte es mutmasslich das Geld nicht unbesehen auszahlen, da es nicht an den ursprünglichen Vertragspartner Seamotion gehen soll.

Wer sind die Begünstigten?
Um welche Summen es geht, und wie viele Tickets über Starticket verkauft wurden, gibt das Unternehmen nicht bekannt. Auch über die interessanteste Frage schweigt sich Starticket aus: Wer sind die in den Abtretungserklärungen erwähnten Begünstigten?

Ähnlich klingt es bei Fnac. Auch das in der Westschweiz tätige Unternehmen hält die Einnahmen zurück – aus dem gleichen Grund. Hier handelt es sich allerdings nicht um grosse Beträge: Fnac habe «ein paar hundert» Tickets fürs Vibez verkauft, wird mitgeteilt.

Der Vorgang ist reichlich speziell: In der Regel sei dieses Vorgehen nicht nötig, schreibt Starticket.

Von Béres zu Béres?
Die Lage wird allerdings noch verzwickter. Auch die Tabarak-Bank ist im Besitz einer solchen Abtretungserklärung. Dies aber nicht, weil sie selber Investorin gewesen oder direkte Gläubigerin wäre, sondern aufgrund einer Kundenbeziehung. Eine direkte Bestätigung ist dafür nicht zu erhalten, doch dürfte es dabei um Peter Béres gehen. Hat er sich selber eine Abtretungserklärung ausgestellt? Zeichnungsberechtigt war er jedenfalls: Auch als Vizepräsident konnte er mit Einzelunterschrift handeln.

Sowohl Peter Béres als auch Seamtion-Präsident Ivica Petric äusserten sich gestern auf Anfrage nicht zum Thema. 
Tobias Graden

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