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Filmpodium

Viel Vorfreude, viele Neuigkeiten

Mehr Filme pro Woche, Online-Tickets und bargeldloses Bezahlen: Einiges ist neu im Bieler Filmpodium, das ab morgen nach der erzwungenen Coronapause wieder seine Türen öffnet.

Der Zyklus startet morgen mit «Adam», einem bittersüssen Drama mit der belgisch-marokkanischen Schauspielerin Lubna Azabal. 

von Raphael Amstutz

Auf dem Schreibtisch im Büro des Bieler Filmpodiums stapeln sich die Umschläge. Rosalia Blum, die fachliche Mitarbeiterin, und Geschäftsführerin Claude Rossi sind daran, das neue Programm zu verschicken. Die Lockerungsschritte des Bundesrates kamen – wie für alle anderen Kinobetreiberinnen und Kinobetreiber – auch für sie überraschend.

Es galt, rasch zu reagieren und zu klären, wann die Wiedereröffnung stattfinden kann und mit welchen Filmen. Entschieden haben sie sich für den morgigen Donnerstag. «Mit ‹Nuestras madres› greifen wir das Programm wieder auf, das wir im Spätherbst geplant hatten», so Rossi, «und ergänzen es mit spannenden Premieren und untergegangenen Reprisen».

Wenn es morgen im Kino an der Seevorstadt wieder losgeht, wird vieles anders sein. Natürlich: Die bekannten Corona-Schutzmassnahmen gelten – die Begrenzung auf 25 Personen pro Vorstellung, die Maskenpflicht und was der Regeln mehr sind.

Das Filmpodium verändert aber auch losgelöst von der Pandemie Grundsätzliches: So werden ab sofort nicht mehr wie früher 10, sondern 14 Vorstellungen pro Woche zu sehen sein. «Neu werden wir bereits am Donnerstag starten», erklärt Blum, «so wie die ganze Kinobranche der Deutschschweiz.» Das sei schon länger ein Wunsch gewesen und werde nun umgesetzt. Weiter gibt es ein Mittagskino am Donnerstag und eine zusätzliche Vorstellung am Freitag um 18 Uhr.

Neben einem grösseren Angebot und mehr Spielraum bei der Planung bringe die Aufstockung der Anzahl Vorstellungen in diesen Zeiten zudem den Vorteil, dass sich die Menschen besser verteilen könnten und somit dem berechtigten Sicherheitsbedürfnis des Publikums entsprochen werden könne, so Rossi. Ebenfalls neu: Es besteht die Möglichkeit, Tickets online zu kaufen. Und an der Kasse kann bargeldlos bezahlt werden.

Während des Lockdowns hat auch das Filmpodium ein Online-Angebot via die Plattformen Cinefile und Filmingo zusammengestellt. Das Ziel aller Kinos: nicht in Vergessenheit zu geraten. Das sei gelungen, so Blum, auch wenn die Zahlen – mit Ausnahme von Milo Raus «Das neue Evangelium» – nicht berauschend gewesen seien. Das nährt die Hoffnung, dass gerade das Publikum von Studio- und Arthouse-Kinos das Erlebnis im dunklen Saal in Begleitung von Freunden schätzt und wieder erscheinen wird. Allerdings könne niemand sagen, wie sich die Menschen verhalten würden, so Blum. Gibt es einen Nachholbedarf? Wie gross ist die Angst einer Ansteckung? Welche Rolle spielt das Wetter?

Rossi und Blum sind jedenfalls zuversichtlich. Sie sprechen von der Vorfreude auf diese Wiedereröffnung, vom grossen Aufwand, den sie im letzten Spätherbst betrieben haben und der dann doch darin mündete, dass das Geplante nicht durchgeführt werden konnte und davon, dass die Anzahl der verkauften Tickets nur ein Aspekt sei. «Wir spüren auch den Auftrag, Kultur zu den Menschen zu bringen», sagt Blum.

Noch am gleichen Tag gehen die Umschläge mit dem Programmflyer auf die Post. Neue Mitglieder seien in den letzten Monaten dazugekommen, sagt Rossi, Beträge seien aufgerundet worden, Mails seien eingetroffen, die Mut machten. «Die Menschen wollen nicht, dass die Institution Filmpodium verschwindet.»

Link: www.filmpodiumbiel.ch

Der Zyklus zur Wiedereröffnung ist den Frauen gewidmet
· «Adam» (29. April bis 11. Mai): Als es klopft an ihrer Türe, verändert sich das Leben von Abla für immer. Ein Film über Freundschaft, Mütter und das Backen.
· «Mare» (29. April bis 9. Mai): Die Schweizerin Andrea Staka erzählt von den Sehnsüchten einer Ehefrau und Mutter.
· «Wildland» (29. April bis 11. Mai): Eine 17-Jährige gerät in ihrer neuen Familie in Gewissensnöte.
· «Das neue Evangelium» (30. April bis 16. Mai): Milo Raus preisgekröntes Manifest für eine gerechtere Welt.
· «De la cuisine au parlament:Edition 2021» (1. bis 13. Mai): Ein Jahrhundert Schweizer Frauengeschichte in einem Film.
· «Body of Truth» (2. bis 15. Mai): Die Biografien von vier Künstlerinnen, ihre gesellschaftlichen Konflikte und ihre Erfahrungen mit Krieg, Gewalt und Unterdrückung.
· «Zwischenwelten» (6. bis 23. Mai): Dokumentarische Reise zu Geistheilern und Naturheilpraktikern im Appenzell.
· «A Perfectly Normal Family» (7. bis 18. Mai): Wie verändert sich eine Vater-Tochter-Beziehung, wenn sich der Vater als trans outet?
· «Sin señas particulares» (14. bis 27. Mai): Ein mexikanischer Teenager möchte in die USA. Als er nicht ankommt, macht sich seine Mutter auf die Suche.
· «Seules les bêtes» (16. bis 28. Mai): Eine Frau verschwindet, die Polizei tappt im Dunkeln, alle haben Geheimnisse.
· «Los lobos» (16. Mai bis 1. Juni): Zwei mexikanische Brüder versuchen in den USAFuss zu fassen.
· «Les rivières» (17. Mai bis 1. Juni): Verlassene Kinder, Inzest, Verrat und Wut. Was es für Frauen heisst, «mit einem Fluch beladen» zu sein.
· «Nuestras madres» (20. bis 31. Mai): Ein junger Forensiker hilft mit, verschwundene Menschen des Bürgerkriegs in Guatemala zu identifizieren.
· «Litigante» (22. bis 30. Mai): Eine alleinerziehende Anwältin mitten auf einer Gefühlsachterbahnfahrt.
· «Who’s Afraid ...» (25. bis 31. Mai): Eine Kindheit ohne Liebe, die Judenvernichtung, eine Schweizer Psychologin und ein Sohn auf Spurensuche.

Stichwörter: Kino, Film, Bieler Filmpodium

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