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Film

Von Dürrenmatts Tunnel inspiriert

Der nächste grosse Schweizer Kinderfilm kommt aus der Feder eines Bielers. David F. Geiser über einen mysteriösen Zug in einem Tunnel, wichtige Reibereien und unnötiges Gejammer.

Wenn das kein gutes Omen ist: David F. Geiser beim Fototermin in Biel. Im Hintergrund eine alteBTI-Komposition, die mit etwas Fantasie zum Roten Pfeil wird. Bild: Matthias Käser/Copyright Bieler Tagblatt

von Raphael Amstutz

Der Kinderfilm in der Schweiz hat es nicht einfach. Es gibt, grob gesagt, nur zwei Zugänge: Es werden bekannte Bücher verfilmt oder Remakes gedreht. Neue Stoffe werden hingegen kaum entwickelt.

Das soll sich ändern. Deshalb hat Suissimage einen Wettbewerb ausgeschrieben – und der Bieler Filmemacher, Autor und Produzent David F. Geiser hat mit seiner Firma Letterbox Collective Filmproduktion mitgemacht. «Obwohl wir noch keine Erfahrungen mit dem Genre haben», sagt Geiser. Der Gedanke, etwas Hoffnungsvolles für die ganze Familie zu entwickeln, motivierte ihn.

Geisers Arbeit hat überzeugt – und wie. Sein Exposé zu «Der Rote Pfeil» wurde ausgewählt und von Suissimage und der Zürcher Filmstiftung mit rund25 000 Franken gefördert, es folgten das Bundesamt für Kultur und erneut die Zürcher Filmstiftung. Sie unterstützten die weitere Drehbucharbeit grosszügig. «Damit sind die Stoffentwicklung und der Schreibprozess finanziert», so Geiser. «Das ist oft die Ausnahme und ein Privileg.» Und es ist einer der grössten Erfolge des dreiköpfigen Büros.

Geiser erzählt, dass er bei der Konzeption Friedrich Dürrenmatts «Der Tunnel» im Kopf gehabt hätte. In diesem Buch fährt ein Zug in Richtung … Ja, wohin eigentlich? Und was kommt nach dem Tunnel?

In Geisers Vorstellung gelangt ein elfjähriges Mädchen auf der Suche nach ihrer verloren geglaubten Mutter in die Parallelwelt des Roten Pfeils – eines fahrenden Zuges, der das Zeitgefüge der Welt antreibt. Dieser wird von hart arbeitenden Kindern aus verschiedenen Epochen und einer mysteriösen Zugführerin betrieben, die von deren Erinnerungen und Gefühlen lebt.

Wie kann man sich Geiser als Autor vorstellen? Selbstvergessen im Stübchen, abgeschottet von allen Einflüssen? «Gar nicht», sagt Geiser. Bei seiner Arbeit an Treatment und Drehbuch konnte er dank Suissimage zum Beispiel auf die Beratung des bekannten deutschen Dramaturgen Rüdiger Hillmer («Die drei !!!», «Anna rettet Weihnachten») zählen. Auch andere Stimmen flossen ein – speziell diejenige seines Firmenpartners und Produzenten des Projekts, Noah Bohnert. «Zusammenarbeit ist für mich zentral», sagt der Bieler. «Reibereien, Diskussionen und Auseinandersetzungen bringen ein Projekt weiter», ist er überzeugt.

Wie weit das Projekt gediehen ist, zeigt die Tatsache, dass in diesen Tagen bereits Gespräche mit möglichen Regisseurinnen und Regisseuren geführt werden. Diskussionen über die Ausstattung und das Design folgen, nächstes Jahr sollen die Castings stattfinden. Auch eine Partnerfirma wird gesucht, Letterbox Collective Filmproduktion wird als Co-Produzent auftreten.

Geiser sprüht vor Energie und ist dabei doch ganz pragmatisch. Er hat nicht die Illusion, allein vom Filmemachen leben zu können. So haben seine zwei Partner bei Letterbox Collective und er Nebenjobs. In der Schweizer Filmszene wird ihm zu viel gejammert. «Am besten meckert man nur dann, wenn man einen Lösungsvorschlag hat.» Und wieder plädiert er dezidiert für einen ständigen Austausch und starke Zusammenarbeit. Von Resignation hält er nichts, Neid und Missgunst sind ihm fremd. «Je sichtbarer der Schweizer Film ist, desto besser.»

Bald könnten Geiser und das Letterbox Collective selber im Rampenlicht stehen. Wenn alles klappt, wird aus dem jetzigen Drehbuch nämlich ein Film mit einem hochdotierten Budget, einem renommierten Namen auf dem Regiestuhl und einem schweizweiten Kinostart Ende 2024.

Das Kollektiv
Letterbox Collective Filmproduktion GmbH ist eine Schweizer Produktionsfirma. Spezialisiert auf die Entwicklung und anschliessende Umsetzung von überwiegend fiktionalen Filmen liegt der Fokus des Unternehmens auf Schweizer und europäischen Geschichten mit einer Vorliebe für Stoffe mit fantastischen Elementen. Das Büro ist in Zürich daheim und besteht aus Noah Bohnert, Garrick J Lauterbach und David F. Geiser.

Stichwörter: Film, Kino

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