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Oper

«Wie wenn wir Beethoven eingeladen hätten»

Er gilt als einer der grössten Koryphäen seines Fachs. Am Freitag kommt der Intendant und Dramaturg Klaus Zehelein nach Biel und gibt Einblick in sein Wirken.

Klaus Zehelein engagiert sich für zeitgemässe Operninszenierungen

Annelise Alder

«Für mich ist es fast so, wie wenn wir Beethoven eingeladen hätten», sagt Mathias Behrends, Leiter des Schweizer Opernstudios in Biel. Ob Klaus Zehelein an diesem Vergleich Freude hätte? Ohne Zweifel gilt er aber als einer der grössten Koryphäen in seinem Fach. Als Opernintendant hat er in den letzten Jahrzehnten Massstäbe gesetzt. Für seine Arbeit an der Frankfurter Oper wurde er mit der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Die Fachzeitschrift Opernwelt hat das Opernhaus Stuttgart, das unter Zeheleins Leitung stand, sechs Mal zum Opernhaus des Jahres gekürt. Der deutsche Dramaturg, Professor und Opernintendant ist zudem Träger des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse. Weshalb diese Häufung an Ehrbezeugungen? «Vieles was sich heute in der Oper stilistisch und ästhetisch durchgesetzt hat, geht auf Zehelein zurück», sagt Mathias Behrends. Der «Opernmacher» kämpfte stets um Professionalität, höchste Aktualität, Offenheit und das sich-Einlassen von Oper auf Fragen der Kunst und der Gesellschaft. Besonders verdient machte sich Klaus Zehelein auch um das zeitgenössische Musiktheaterschaffen.

Zukunft des Musiktheaters

«Es ist ein absolutes Highlight, dass Klaus Zehelein nun nach Biel kommt», sagt Behrends. Der Opernintendant, der auch als Professor an verschiedenen Universitäten lehrte, wird sich am Freitag dem Publikum präsentieren. Dies im Rahmen von zwei Roundtable-Gesprächen, an denen neben dem Leiter des Schweizer Opernstudios unter anderem auch Graziella Contratto teilnimmt, Leiterin Musik der Hochschule der Künste Bern. «In den Gesprächen geht es unter anderem um die Zukunft des Musiktheaters», sagt der Studiengangsleiter. Der 79-jährige wird natürlich auch aus seinen vielfältigen Erfahrungen als Dramaturg und Intendant erzählen und so den Studierenden des Schweizer Opernstudios wichtige Tipps auf ihrem Weg in die anspruchsvolle Welt der Oper mitgeben. «Das Publikum wird auch Fragen stellen können», sagt Behrends. Natürlich wird sich der Meister auch mit der jüngsten Produktion des Schweizer Opernstudios befassen. Es sind dies die Opernskizzen, die traditionell am Ende des zweiten Semesters des zweijährigen Studiengangs aufgeführt werden.

Kontemplation und Extase

Dieses Jahr lautet das Motto «Suor Angelica et autres soeurs». Die Studierenden präsentieren dabei Szenen und Arien aus Opern, die im Kontext eines Klosters spielen. Dabei geht es um Kontemplation einerseits, andererseits aber auch um Ekstase, um Zustände also, die Menschen erfahren, die auf sich selbst zurückgeworfen sind. Mathias Behrends ist es zusammen mit dem Gastdirigenten Mladen Tarbuk wiederum gelungen, aus dem reichen Fundus der Operngeschichte eine breite stilistische Palette an Musikbeispielen zum Thema zusammenzutragen. Sie reichen von Gesängen der Hildegard von Bingen, über Arien aus einem Oratorium von Mozart bis zu Werken von Hindemith und Messiaen. Natürlich steht auch ein Ausschnitt aus dem titelgebenden Werk «Suor Angelica» von Giacomo Puccini auf dem Programm. «Wir hoffen, dass sich nach den Aufführungen ein Gespräch zwischen den Studierenden und Klaus Zehelein entspinnt», sagt Behrends. Operntheorie und Opernpraxis in einem also: Das gibt es nicht alle Tage.

«Tag der Oper» mit Prof. Klaus Zehelein

Freitag, 13.09., ab 11 Uhr HKB Burg, Jakob-Rosius-Strasse 16

Suor Angelica et autres soeurs

Ensemble: Katarina Brenčič, Roxane Choux, Judith Dürr, Lucija Ercegovac (als Gast invitée), Kristýna Háblová, Rira Kim, Réka Szabó, Nino Topadze, Marlena Thiele

Instrumentalensemble, Musikalische Leitung und Bearbeitung: Mladen Tarbuk

Inszenierung: Mathias Behrends

Donnerstag, 12.09, 19.30 Uhr Pasquartkirche

Freitag, 13.09., 19.30 Uhr, Pasquartkirche

Eintritt frei, Kollekte zugunsten des HKB-Stipendienfonds

Stichwörter: Kultur, Musik, Oper, HKB

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