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Zumutungen – im besten Sinne des Wortes

Das Kino verhandelt immer auch die grossen Fragen des Lebens. In den nächsten vier Wochen geht es im Bieler Filmpodium um Menschenrechte.

"Ex Libris"
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Er ist eigentlich eine Zumutung in diesen Zeiten, in denen alle Geschichten, die die Länge eines Tweets überschreiten, Gefahr laufen, nicht beachtet zu werden.

«Ex Libris», der neue Film des über 
80-jährigen Doyens des Dokumentarfilms, Frederick Wiseman, dauert 197 Minuten (!) und zeigt das System der öffentlichen Bibliotheken von New York.

 

Sich Zeit nehmen, hinschauen
Ein fast dreieinhalbstündiger Film über Bücher?! Ja, genau. Warum das unbedingt sehenswert ist? Weil Ehren-Oscar-Preisträger Wiseman wie bei seinen anderen Werken («National Gallery», «At Berkeley» oder «Central Park») vor allem eines ist: neugierig. Wie immer kommen seine Filme ohne gesprochene oder eingeblendete Kommentare aus. Frederick Wiseman schaut, beobachtet – und nimmt sich Zeit.

Wie brisant und aktuell der Film ist, erklärte Wiseman vor wenigen Wochen im Interview mit der «NZZ am Sonntag»: «Die USA haben einen Präsidenten, der nicht lesen kann. Trump hat ‹Ex Libris› zu einem politischen Film gemacht. Denn der Präsident ist gegen alles, was die Bibliothek fördert: Wissenschaft, Reflexion, Weiterbildung durch Lesen und Integration von Ausländern.»

 

Eine ziemlich wilde Mischung
Trump und die Milliardäre hinter ihm wollten einen technokratischen Staat schaffen, der keine geisteswissenschaftliche Ausbildung anbiete, sagt Wiseman, «damit sie die Bürger einfacher manipulieren können.»

Das Filmpodium macht mit bei der Berner Autismus-Woche (2. bis 7. April). Am 4. April ist die viel gelobte schwedische Komödie «Im Weltraum gibt es keine Gefühle» zu sehen, ein Film über einen jungen Mann mit dem Asperger-Syndrom. Anschliessend diskutieren der Berner Regierungsrat Pierre Alain Schnegg und die Dozentin Heike Meyer.

Am 8. April heisst es: Klänge aus einem anderen Universum. Der Bieler Musiker Matthias Wyder, der bereits lange in Berlin lebt, präsentiert das neue Album («Grooves from Another Galaxy») seines Projektes Sound 8 Orchestera. Mit Schlagzeug- und Keyboardklängen werden Filmausschnitte, die aus Super 
8-Projektoren stammen, untermalt. Hüpfend durch Jahrzehnte und Stile, ergibt das eine ziemlich wilde Mischung.

Neben der Bildung («Ex Libris») werden die Sklaverei («A Woman Captured»), das Leben in einem Armenviertel in Kolumbien («Matar a Jesús») oder die Flüchtlinge («Stranger in Paradise») zum Thema im «Menschenrechtszyklus» (siehe Infobox).

Es sind Werke, die uns etwas abverlangen, die uns herausfordern, die uns auffordern, hinzuschauen. Es sind Zumutungen im besten Sinne des Wortes.

Raphael Amstutz

Info: Mehr zu den Filmen und alle Spielzeiten unter www.filmpodiumbiel.ch.

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  • Morgen bis Montag                                                                                                                                            
    «Razzia»
  • Diesen Sonntag, Mo, 2. April, So/Mo, 8./9. April, Sa, 14. April, Mi, 18. April,
    So, 22. April und Sa, 5. Mai
    «Ex Libris»
  • Diesen Sonntag und Di, 27. März
    «A Woman Captured»
  • So bis Di, 25. bis 27. März, So, 1. April
    «Under The Sun»
  • Fr bis So, 30. März bis 1. April
    «Matar a Jesús»
  • So bis Di, 1. bis 3. April
    «Taste of Cement»

 

  • Mi, 4. April
    «Im Weltraum gibt es keine Gefühle»
  • Fr/Sa, 6./7. April
    «Mary And Max»
  • Mo/Di, 9./10. April
    «Le goût des merveilles»
  • Fr bis So, 13. bis 15. April
    «I Am Truly A Drop of Son on Earth»
  • So/Mo, 15./16. April
    «Stranger in Paradise»
  • Di, 17. April und Fr/Sa, 20./21. April
    «Das Kongo Tribunal»
  • So bis Di, 22. bis 24. April
    «Willkommen in der Schweiz» raz

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Gratis ins Kino

  • Das «Bieler Tagblatt» verlost für den Film «Ex Libris» je zwei Tickets.
  • Und zwar für die beiden Vorstellungen vom Montag, 2. April, um 16.30 Uhr
(mit französischen Untertiteln) und
vom Sonntag, 8. April, 10.30 Uhr (deutsch untertitelt).
  • Wer die Eintritte gewinnen möchte, schreibt bis diesen Sonntag eine Mail an verlosungen@bielertagblatt.ch oder eine Postkarte an «Bieler Tagblatt», Film, Robert-Walser-Platz 7, 2501 Biel. Nicht vergessen: Name, Wohnort, Wunschdatum und das Stichwort «Filmpodium».raz

 

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