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Festival du Film Français d'Helvétie

Zwischen Pass und Passion

49 Filme, 62 Vorstellungen, 9 Podiumsgespräche und 13 Gäste. Heute in einer Woche beginnt die 17. Ausgabe des Festivals du Film Français d’Helvétie in Biel. Für Glamour sorgen Nathalie Baye vor Ort und Charlotte Gainsbourg virtuell.

Nathalie Baye (links) ist erstmals am Festival du Film Français d’Helvétie. Sie bringt ihr neues Werk «Haute Couture» mit.
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von Raphael Amstutz

Er fühle sich zwischen Pass, gemeint ist das Covid-Zertifikat, und Passion, sagte Christian Kellenberger, der Direktor des Festivals du Film Français d’Helvé tie (FFFH), gestern an der Pressekonferenz.

Da sei einerseits die Leidenschaft des FFFH-Teams für das Festival und andererseits seien da die Corona-Massnahmen, die unsichere Lage wegen der Pandemie und die mögliche Ausweitung des Corona-Zertifikats.

Er hoffe, dass bald Klarheit bestehe, ob und wenn ja wann die Zertifikatspflicht auch auf Kinos ausgeweitet wird: Kommt sie vor dem Festivalstart? Während? Oder erst danach? Heute Mittwoch informiert der Bundesrat.

Obwohl die Pandemie nicht vorbei sei, empfinde er die Planung diesmal einfacher als letztes Jahr, so Kellenberger. Habe doch das Team bereits Erfahrung mit unterschiedlichen Szenarien.

Der Pandemie getrotzt
Trotz der Pandemie haben 13 Gäste ihr Kommen angekündigt (siehe Infobox rechts unten) – darunter zwei Superstars des französischen Films: Nathalie Baye, die immer in einem Atemzug mit Catherine Deneuve genannt wird und die bereits viermal mit dem César ausgezeichnet wurde. Baye spielte unter anderem in Filmen von Jean-Luc Godard, François Truffaut, Claude Goretta oder Xavier Dolan.

Nicht in Biel sein kann Charlotte Gainsbourg. «Aus familiären Gründen», wie Kellenberger sagte. Nach der Vorstellung ihres Regiedebüt «Jane by Charlotte»; Gainsbourg porträtiert darin ihre Mutter Jane Birkin, wird sie aber aus Paris zugeschaltet sein für ein Gespräch mit dem Bieler Publikum.

Erfreulich viele Premieren
Dass die Künstlerinnen und Künstler in Frankreich an das Festival glauben, zeigt nicht nur ihre Präsenz in Biel, sondern auch die Liste der am FFFH programmierten Werke: Rund 50 sollen es sein.

«Wir können erfreulich viele Vorpremieren zeigen», so Kellenberger. Einerseits sei sicher das Angebot grösser, weil viele Werke aufgrund der Pandemie hätten zurückgestellt werden müssen und nun erst jetzt gezeigt werden könnten. Andererseits sei aber auch der Kampf um die Filme grösser geworden. «Alle Festivals wollen Premieren», so der Direktor. Dass das Programm nun sei, wie es ist, sei für ihn ein klares Zeichen, dass die Filmschaffenden aus Frankreich gerne ihre Werke hier zeigen würden.

Der Sieger aus Cannes
Die Mischung kann sich denn auch sehen lassen:Drama und Thriller, Musikfilm und Doku, Komödien und Zeichentrick. Während fünf Festivaltagen wird die ganze Palette abgebildet, die unser Nachbarland zu bieten hat.

Über die Hälfte der Werke feiern in Biel ihre Premiere, so zum Beispiel die Dramen «Albatros» von Xavier Beauvois, «De son vivant» von Emmanuelle Bercot oder «Lui» von Guillaume Canet. Catherine Corsini, die vor einigen Jahren am FFFH mit der Liebesgeschichte «La belle saison» für einen Höhepunkt sorgte, ist zurück mit «La fracture». Sie wird ihren Film nach Biel begleiten.

Ebenfalls zu sehen ist der Gewinner der Goldenen Palme in Cannes, «Titane» von Julia Ducournau. Der Mix aus Motiven des Horror-, Familien- und Actionkinos ist mit seiner Darstellung von Gewalt nicht ohne. Christian Kellenberger erzählte die Anekdote, dass sich bei der Vorstellung in Cannes eine Frau in der gleichen Sitzreihe hätte übergeben müssen.

Keine Klagen
Auch weiterhin will das FFFH kein «Preisfestival» sein. Es gibt also keinen Wettbewerb, kein Ringen um einen Hauptpreis. Dennoch werden auch in diesem Jahr vier Preise vergeben: Den «Prix découverte Bonhôte» für den besten Kurzfilm, den «Prix Célestine» der die Verbreitung eines Films im deutschsprachigen Raum fördern möchte. Zudem verleiht das Forum für Zweisprachigkeit einen Preis und die Jugendjury prämiert ihr Lieblingswerk.

«Wir sind nicht da, um uns zu beklagen», so Kellenberger. «Es sind nicht nur schwierige Zeiten für das Kino und die Festivals, sondern für uns alle. Am FFFH geht es um die Leidenschaft für Filme. Und die ist bei uns ungebrochen.»

Info: Alle Informationen zum Festival und zu den Filmen sind unter www.fffh.ch zu finden. Einen gedruckten Katalog gibt es in diesem Jahr nicht. Noch bis am Sonntag findet, quasi als Vorgeschmack, «FFFH am See» statt. Im «Le strämpu» wird jeweils um 21.30 Uhr ein Film gezeigt. Das Programm unter www.le-straempu.ch/fffh

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So geht der Vorverkauf
Der Vorverkauf beginnt morgen Mittwoch um 11 Uhr.
Es gibt drei Möglichkeiten, zu Tickets zu kommen:
Online unter www.fffh.ch (es entstehen keine Kosten bei der Bezahlung mit der Kreditkarte).
Telefonisch täglich zwischen 11 und 21 Uhr unter der Nummer 0900 900 921 (ein Anruf kostet 80 Rappen pro Minute).
In den Kinos Rex (Unterer Quai 92) und Lido (Zentralstrasse 32a), täglich ebenfalls von 11 bis 21 Uhr; ab dem 16. September im Rex bereits ab 10 Uhr.

Die Gäste
Am Festival werden mehrere Podiumsgespräche organisiert. Sie finden nach den Vorstellungen live im Kino Rex statt und werden ins Kino Lido übertragen. In Biel werden vor Ort sein:
Der Regisseur Stéphane Brizé. Er ist zum sechsten Mal zu Gast am FFFH.
Der Regisseur Pascal Elbé
Der Philosoph und Schriftsteller Alexandre Jollien
Der Regisseur und Schauspieler Bernard Campan
Die Regisseurin Catherine Corsini
Der Regisseur Laurent Geslin
Der Schauspieler Ilan Debrabant, der den Petit Nicolas spielt.
Der Regisseur Julien Rappeneau
Die Filmemacherin Marie Castille Mention Schaar
Der Schauspieler Jonas Ben Ahmed
Nathalie Baye. Eine der ganz grossen französischen Schauspielerinnen stellt ihr neues Werk «Haute Couture» vor.
Die Regisseurin Sylvie Ohayon
Virtuell zugeschaltet wird sein:
Die Schauspielerin Charlotte Gainsbourg.

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