Simone Tanner
Tiere sind in aller Munde. Bei manchen im wörtlichen Sinn, bei anderen im übertragenen. Themen wie Fleischkonsum, Jagd, Tierversuche oder Tierschutz treiben die Menschen um und werden auf politischer, ethischer oder moralischer Ebene kontrovers diskutiert.
Hat der Mensch das Recht, sich über das Tier zu stellen, es zu töten, es zu verspeisen? Und welche Rechte hat das Tier? Können Tiere denken? Haben sie gar ein Bewusstsein? Wie viel Tier steckt eigentlich in uns Menschen, und was unterscheidet uns von einem Schimpansen? «Diese Fragen schreien nach einer philosophischen Hinterfragung», so Raimund Rodewald, Co-Präsident der Bieler Philosophietage. Sie sollen denn an der 8. Ausgabe des Festes der Philosophie unter dem Titel «Das Tier und wir» erörtert werden. Nicht nur von namhaften Philosophen, sondern auch vom Publikum.
Ein Unikum in der Schweiz
Vor 14 Jahren ging die erste Ausgabe der Philosophietage über die Bühne. Der Anlass ist bis heute ein Unikum geblieben. In der Schweiz gibt es nirgendwo eine vergleichbare Veranstaltung, an der die Philosophie im Fokus steht. An der gestrigen Medienkonferenz betonten die Organisatoren einmal mehr, dass es sich bei den Philosophietagen nicht um eine elitäre Angelegenheit handle. «Wir sind sozusagen der Transmissionsriemen zwischen der universitären Philosophie und dem Stammtisch», so Markus Waldvogel, Mitbegründer der Philosophietage. Es sollen Themen diskutiert werden, die alle betreffen, ohne banal zu werden.
Wichtig ist den Organisatoren auch das Miteinbeziehen verschiedener Kultursparten. Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit diversen Bieler Institutionen wie dem Theater Orchester Biel Solothurn, dem Neuen Museum Biel, dem Centre Pasquart, dem Filmpodium und der Literarischen. Teils nutzen die Philosophietage einzig die Räume der Kulturhäuser, andere beteiligen sich auch am Programm. So gibt es an den Philosophietagen nicht nur Philosophie, sondern auch Literatur, Kunst, Film und in diesem Jahr sogar Tanz zu erleben (siehe Infobox weiter unten).
Grosse Philosophen in Biel
Rund ein Dutzend Veranstaltungen – in deutscher und französischer Sprache –stehen auf dem Programm. Das Herzstück sind die Auftritte namhafter Philosophen. In diesem Jahr ist der Deutsche Dieter Birnbacher in Biel zu Gast. Markus Waldvogel spricht von einem Glücksfall, denn Birnbacher gehört zu den renommiertesten Ethikexperten im deutschsprachigen Raum. Er ist Mitglied diverser Ethikkommissionen und hat sich unter anderem intensiv mit den Rechten von Tieren auseinandergesetzt. Birnbacher ist der Überzeugung, dass sich die menschliche Ernährung früher oder später in eine fleischlose entwickeln wird. «Wie viel Freundschaft zum Tier können wir uns leisten?» heisst das Referat, das er in Biel hält. In einem Atelier kann sich das Publikum danach eingehend mit ihm unterhalten.
Ein weiterer Gast ist der Schweizer Philosoph Markus Wild. Er hat den Begriff der Tierphilosophie im deutschsprachigen Raum geprägt. Wild spricht nicht nur Säugetieren, sondern auch Fischen ein Bewusstsein zu und die Fähigkeit, Schmerz zu empfinden. «Leid und Liebe, ein ‹tierisches Problem›» heisst der Titel seines Bieler Vortrages.
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Donnerstag, 12. November: Link: www.philosophietage.ch |
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