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Prognose

Angst geht um und heisst Deflation

Die Schweizer Konjunktur dürfte im Sommerhalbjahr eine kurze Rezession durchmachen, prognostizieren Forscher der ETH Zürich. Export, Tourismus und Finanzdienstleister müssten unten durch.

Für das Gesamtjahr 2015 rechnen die Konjunkturauguren der ETH Zürich (KOF) mit einem Rückgang des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 0,5 Prozent, wie sie gestern in einem Communiqué bekanntgaben. Vor der Aufhebung des Euro-Mindestkurses hatten die Ökonomen noch ein Wachstum von 1,9 Prozent erwartet. Die Konjunkturforscher rechnen wegen der Franken-Hausse mit einem Einbruch der Exporte um 1,4 Prozent. Neben den Warenexporten würden der Tourismus und die Finanzdienstleistungen leiden. Gleichzeitig führe der Zerfall der Ölpreise zu einem Einbruch der Erlöse aus dem grösstenteils von der Schweiz aus abgewickelten internationalen Ölhandel. Die Firmen würden nicht sofort auf die geringere Nachfrage aus dem Ausland reagieren, sondern zunächst auf Lager produzieren. Ab dem zweiten Quartal dürfte dann aber die Produktion eingeschränkt werden.

Die Exporte würden kurzfristig einbrechen, könnten aber später wieder vom Anziehen der Weltwirtschaft profitieren. Diejenigen Kunden, die Schweizer Produkten trotz des teuren Frankens die Treue hielten, würden ihre Nachfrage mit der Zeit wieder erhöhen.

Allerdings erreiche die Nachfrage nicht mehr das Niveau wie vor der Franken-Aufwertung. Im nächsten Jahr dürften die Exporte wieder um 2,8 Prozent wachsen. Das ist deutlich weniger als die KOF bislang erwartet hatte (+4,8 Prozent). «Der aussenwirtschaftliche Schock überträgt sich auf das Inland», hiess es weiter. Dabei halte sich der private Konsum angesichts sinkender Preise und des Einkaufstourismus zunächst noch gut. Der private Konsum dürfte heuer aber lediglich noch um 1,3 Prozent zulegen, nachdem die KOF bislang ein Wachstum von 2,1 Prozent vorhergesagt hatte.

Investitionen in Ausrüstungen würden zunehmend zögerlich getätigt. Gleichzeitig werde sich die Lage auf dem Bau eintrüben. Zudem verdüstert sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt markant. Die Arbeitslosenquote werde von 3,2 Prozent im vergangenen Jahr auf 3,4 Prozent steigen. 2016 werde sie gar 4,1 Prozent erreichen, schätzt die KOF. Insgesamt rechnet die KOF mit einer Stagnation des BIP im nächsten Jahr. Bislang hatten die Konjunkturforscher für 2016 ein Plus von 2,1 Prozent vorhergesagt.

Zuvor hatten bereits die UBS und die Zürcher Kantonalbank (ZKB) ihre BIP-Prognose für 2015 auf 0,5 Prozent gestutzt. sda

Stichwörter: Prognose, Euro

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