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Kommentar

Bei der Bevölkerung bleiben

Vorgestern kurz nach 15 Uhr dürfte in allen Restaurants dieses Landes ein tiefer Seufzer der Erleichterung zu hören gewesen sein.

Tobias Graden

Tobias Graden

Aller Voraussicht werden ab Ende Mai die Bedingungen in der Gastronomie spürbar gelockert, die Gastronominnen und Gastronomen dürfen ihre Gäste auch in den Innenbereichen wieder bewirten. Das ist gerade angesichts des meteorologisch bislang recht durchzogenen Frühlings ein spürbarer Öffnungsschritt, der den Betrieben eine wichtige wirtschaftliche Perspektive eröffnet und den Menschen ein beträchtliches Stück Lebensqualität zurückgibt. Ähnliches gilt für Sporttreibende und Menschen, die in ihrer Freizeit etwa Musik machen oder Theater spielen – sie können wieder Wettkämpfe abhalten oder leichter proben.

Die epidemiologische Lage erlaubt diese Lockerungen. Zwar warnte die Task Force erst kürzlich noch davor, die Innenräume der Restaurants zu öffnen. Der Bundesrat macht aber klar: Die Rückkehr ins normale Leben soll voranschreiten – und er ruft gleichzeitig dazu auf, die wiedergewonnen Freiheiten verantwortungsvoll zu nutzen. Deswegen gilt an vielen Orten nach wie vor die die Maskenpflicht. Das ist vernünftig.

In anderen Bereichen allerdings gesteht sich die Regierung schlicht ein, dass manche Regelungen schlechterdings nicht umsetzbar sind. Die Aufhebung der Maskenpflicht auf Terrassen gehört dazu – die Menschen haben sie einfach nicht befolgt. So gibt es denn nach wie vor Bereiche, für welche die Regeln absurd anmuten. Oder glaubt jemand ernsthaft, die Menschen würden in Aussenbereichen der Badis Masken tragen? Dort bloss «Ausnahmen» vorzusehen, ist sinnlos. Dass bei Veranstaltungen im Freien weiterhin kein Gastronomieangebot erlaubt sein soll, lässt sich kaum medizinisch begründen. Und unverständlich ist zudem, warum mit der sehr wahrscheinlichen weiteren Abnahme der Ansteckungszahlen plötzlich die Überwachung ausgebaut werden soll: Für ein funktionierendes Contact-Tracing erscheint die zwangsweise Meldung sämtlicher Restaurantgäste unverhältnismässig.

Denn weiterhin gilt: Die Coronapolitik ist in dem Masse wirksam, wie die Bevölkerung sie mitträgt. Dieses Prinzip hat sich als ganz praktikabel erwiesen. Die Coronademos wie zuletzt jene in Aarau vermögen diesen Eindruck nicht zu trüben. Die Menschen, die daran teilnehmen, sind zwar schrill und laut – sie bilden aber letztlich eine verschwindend kleine Minderheit.

 

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