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Jahresrückblick des HIV

Energieversorgung: Neue Lösungen sind gefragt

Die Schweiz ist global gesehen ein kleiner Fisch, ein weltoffenes, aber rohstoffarmes Land.

Datenspeicherung benötigt auch Energie, und zwar beileibe nicht wenig - Rückansicht eines Servers. Bild: Keystone

Die wirtschaftliche Lage ist über alles betrachtet gut und die Lebensqualität hervorragend, mal das Jammern auf hohem Niveau ausgeschlossen. Aber: Alles hängt von einer sicheren, effizienten und nachhaltigen Energieversorgung ab. Die Ausgangsposition für die Schweiz ist heute entsprechend gut. Es kommen jedoch globale Herausforderungen auf uns zu, welche diese gefährden könnten. Darum ist eine langfristig orientierte Energiestrategie nicht nur wünschenswert, sondern zwingend, damit die Schweiz auch in Zukunft überlebensfähig bleibt.

Global gesehen gibt es drei grosse Herausforderungen:

• Die Weltbevölkerung klettert bis 2050 gegen zehn Milliarden Menschen und die durchschnittliche Kaufkraft wird weiter ansteigen. Folglich wird auch die weltweite Nachfrage nach Energie markant zunehmen. Wegen endlichen Ressourcen werden die Energiepreise – auch wenn diese heute sehr tief sind – kräftig anziehen. Dass dies weltpolitisch zu grossen Differenzen, wenn nicht gar kriegerischen Ereignissen führen kann, scheint nicht unwahrscheinlich.

• Der Klimawandel: Darüber wurde weltweit bis jetzt viel geredet, aber wenig gehandelt. Man sollte etwas tun, und mit «man» sind die anderen gemeint. Unter dem Motto «me first» werden die katastrophalen Ausmasse beim Anstieg der Meeresspiegel ausgeblendet. Die ökologischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Risiken werden folglich exorbitant zunehmen. Der weltweite Ausstoss an CO sollte beträchtlich sinken. Die Schweiz hat sich am Klimaübereinkommen von Paris im Oktober dazu verpflichtet, die Treibhausgasemissionen bis 2030 gegenüber 1990 um
50 Prozent zu senken. Mit dem Bezug von Strom aus dem Ausland, der nicht nur aus Wind- und Solarproduktionen stammt, sondern auch aus wieder in Betrieb genommenen Kohlekraftwerken, wird aber ein Teil der CO-Problematik exportiert.

• Die Datenspeicherung wird bis jetzt in der ganzen Diskussion um die Energiestrategie aussen vor gelassen. Dass die Speicherung und Haltung der Daten auch Energie braucht, scheint allen logisch, wird aber heute völlig vernachlässigt, weil nur etwa ein Promille der heutigen Strommenge dafür verwendet wird. Also vernachlässigbar? Nein! Die Datenmenge verdoppelt sich weltweit alle 20 Monate (Moorsches Gesetz) und damit auch der Stromverbrauch. Wenn dies ohne massive technologische neue Errungenschaften wie Speicherung in Quanten oder optische Speicherung so weiter geht, würde Ende der 30er-Jahre die gesamte Strommenge nur für die Datenspeicherung beansprucht. Hier einfach nur auf die technologische Entwicklung zu hoffen, scheint doch etwas leichtsinnig.

Diese drei zentralen Aspekte bezüglich Energie werden die Menschheit die nächsten Jahrzehnte beschäftigen. Wenn nicht innovative neue Lösungen gefunden werden, sieht die Zukunft ziemlich düster aus. Die Erfahrung zeigt aber, dass die Menschheit unter Druck bis jetzt immer neue Wege gefunden hat. Dies lässt doch einen kleinen Schimmer an Hoffnung offen.

Info: Rudolf Eicher ist Geschäftsführer der Energie Seeland AG, Lyss. In einem fünfteiligen Rückblick beleuchten Mitglieder des Handels- und Industrieverein (HIV) des Kantons Bern, Sektionen Biel-Seeland und Lyss-Aarberg, das abgelaufene Jahr.

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