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Kommentar

Was soll man denn sonst tun?

Über diese Entwicklung freut sich ganz gewiss niemand. Wie er am Mittwoch dargelegt hat, prüft der Bundesrat zwei einschneidende Schritte in der Coronapolitik: Die Ausweitung der Zertifikatspflicht auf weitere Bereiche wie Restaurants – und das bereits angekündigte Ende der Gratistests für Symptomfreie.

Tobias Graden, Teamleiter Kultur und Wirtschaft
Der breite Widerstand ist ihm gewiss, zum Beispiel vom Gastroverband oder von Veranstaltern; von der Wut jener, die grundsätzlich gegen die Coronamassnahmen sind, ganz zu schweigen. Der Bundesrat geht auch ein erhebliches Risiko im Hinblick auf die kommende Abstimmung gegen das Covidgesetz ein, bei der sich mit der SVP ja selbst eine Regierungspartei für ein Nein ausspricht.
 
Bloss: Was bleibt ihm denn anderes übrig? Natürlich lässt sich über die effektive Wirksamkeit einzelner Massnahmen jeweils streiten, doch es zeigt sich, dass es mit dem blossen Verweis auf die Eigenverantwortung schlicht nicht klappt. Bereits müssen manche Spitäler wieder Patienten verlegen, andere wegen Covidpatienten geplante Operationen verschieben, das Gesundheitssystem droht schneller wieder an den Anschlag zu kommen, als uns allen lieb ist. Und dies wegen den Ungeimpften. Sie stellen den allergrössten Teil der Covid-Intensivpatienten. Es wäre von all den Massnahmengegnern doch mal interessant zu erfahren, wie sie denn der drohenden Überlastung des Gesundheitssystems zu begegnen gedenken. Mit welchem Recht nehmen jene, die auf die Impfung verzichten, anderen den Platz auf der Intensivstation weg? Soll man Ungeimpfte etwa schlicht ihrem Schicksal überlassen?
 
Natürlich kann das nicht die Lösung sein. Aber ebenso wenig geht es an, dass alle die Lasten tragen müssen, welche hauptsächlich jene verursachen, die das Gratis-Impfangebot ausschlagen. Letzteres ist das gute Recht jedes Menschen, nur sollte er oder sie sich dann auch entsprechend verhalten, um das Risiko einer Ansteckung zu minimieren. Dass dies längst nicht bei allen der Fall ist, zeigt sich beispielsweise bei den sogenannten «Reiserückkehrern», die derzeit 40 Prozent der hospitalisierten Covid-Patienten ausmachen.
 
Die Schweiz ist in der Coronapolitik bislang meist eine weniger strenge Linie gefahren als das umliegende Ausland. Das funktioniert aber nur solange gut, wie sich die Menschen auch entsprechend verhalten. Die neuen Massnahmen sollen erst in einigen Wochen in Kraft treten – der gestrige Auftritt des Bundesrats ist also ein letzter Schuss vor den Bug.
 
Tobias Graden, Teamleiter Kultur und Wirtschaft

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