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Gerolfingen/Studen

Es gibt sie noch – und wie

Wie geht es den Menschen, die im BT porträtiert wurden, einige Jahre später mit ihren Projekten? Wir haben nachgefragt bei Franziska Steiner und Käthi Beutler, 
die aus ihrem Daheim temporäre Restaurants gemacht haben.

Franziska Steiner (links) und Käthi Beutler.

Die Menschen vergessen offenbar nicht. Noch immer wird Franziska Steiner zu ihrem eigenen Erstaunen auf das «Café la Bohème» angesprochen, das sie bis im Frühling 2015 in der Untergasse in der Bieler Altstadt geführt hat.

Die Atmosphäre, das Angebot, die Qualität – Steiner hatte ganz offensichtlich einen Nerv getroffen. Nach drei Jahren schloss sie das Lokal aber. Der Grund, der damals für einige Zeit zum Stadtgespräch wurde: zu viel Erfolg. Es blieb kaum noch Zeit für anderes.

Die Gastronomie liess Franziska Steiner allerdings nicht los. Und so kocht sie seit bald zwei Jahren mit der Unterstützung ihres Mannes bei sich daheim in Gerolfingen. Einmal im Monat, für maximal zwölf Personen. «Es läuft gut, ich kann nicht klagen», sagt sie bescheiden. Übersetzt heisst das: Die Abende sind nicht selten ausgebucht, oft weit im Voraus.

Etwas erstaunt Steiner dabei: «Ich dachte, es würden sich vor allem Freunde von mir oder Freunde von Freunden als Gruppen melden.» Fakt sei aber, dass in ihrem Wohnzimmer häufig Menschen zusammentreffen würden, die sich nicht kennen. «So viele lustige, schöne und bereichernde Abende haben wir bereits erleben dürfen mit diesen bunt zusammengewürfelten Personen», sagt Steiner.

Sie könnte das Angebot auch verdichten, «doch das ist nicht in unserem Sinn», sagt sie. Denn Steiner investiert viel. Vor einem Termin steht sie nicht selten den ganzen Samstag in der Küche. Am Sonntag wird aufgeräumt. «Es ist mir wichtig, dass uns freie Wochenenden bleiben», sagt sie.

Auch das Buch, das sie nach der «Bohème»-Schliessung auflegte und das die beliebtesten Rezepte dieser Zeit beinhaltet, ist begehrt – und seit einiger Zeit ausverkauft.

«Momentan ist nichts in Planung», sagt Steiner und schmunzelt. Das sagte sie damals auch – nach dem Ende ihrer Zeit in der Bieler Altstadt.

«Das fällt mir schwer»

«Es gibt mich noch», sagt Käthi Beutler und lacht. Nicht wenige versuchen es mit einem gastronomischen Angebot – und scheitern. Beutler hat sich gehalten mit ihrem «Beizli» in Studen, wo sie einmal monatlich Gäste mit einem Viergänger bekocht. Letztes Jahr konnte das Lokal den fünften Geburtstag feiern. Das Angebot habe sich etabliert und sei in den letzten zwei Jahren bekannter geworden. «Es könnte aber noch besser laufen», gibt Beutler unumwunden zu.

Zu viel Betrieb – etwas, das es in Beutlers Vokabular nicht gibt: Seit rund zehn Jahren kocht sie wöchentlich für die Generation 60plus in Studen und Brügg. In Brügg ist der Tisch mit 10 bis 15 Personen gut besetzt, in Studen sei er bedeutend leerer, so Beutler. Dazu der grosse Garten und die Rezepte.

Das ständige Tüfteln an neuen Zubereitungsarten ist der begeisterten Köchin wichtig. Die Sinne sind offen, die Neugierde ist gross. Inspiration kann von überall kommen.

Immer wieder sind dabei die Gäste die Ersten, die eine neue Kreation vorgesetzt bekommen. Etwas, das sich Hobbyköche selten zutrauen. Lädt man ein, setzt man auf sichere Werte. Nicht so Käthi Beutler.

Vor Kurzem tischte sie Entenbrust mit Rhabarbersauce auf, kombinierte also süss mit salzig. «Ein Experiment», wie sie selber zugibt. Die Sache kam an, der Gang wurde explizit gelobt. Da verplapperte sich Beutler und sagte: «Es war eine Premiere.» Es folgte grosses Staunen. Solche Momente mag die Umtriebige.

Beutler kocht mit Leidenschaft. Unverschnörkelt und währschaft, mit dem Blick für Details und dem Mut für neue Kombinationen. Oder, wie sie es in einem Satz zusammenfasst: «Kochen macht mir einfach Spass.»

Vermehrt wird Beutler angefragt, bei Privaten daheim oder in Waldhütten für Familien- oder Geburtstagsfeiern zu kochen. «Dies, weil es im Beizli für maximal 14 Personen Platz hat und das oft nicht reicht, wenn man eine etwas grössere Familie ist», erklärt Beutler. Ab und an sei sie gerne eine Störköchin – bald zum Beispiel sorgt sie an einer Feier zu einem 90. Geburtstag für das Essen. Für sie ist aber klar: «Im Zentrum bleibt das Beizli.»

Weiterhin setzt Beutler auf Mund-zu-Mund-Werbung. Die wichtigsten Infos gibt es auch auf Facebook. Eine Website ist nun aber in Planung und soll Ende Jahr stehen. Beutler weiss um die Wichtigkeit eines solchen Auftritts, doch sie ist zurückhaltend: «Über mich selber zu schreiben, mich selber anzupreisen, fällt mir schwer. Ich habe beim Entwerfen möglicher Texte bereits manches Papier verbraucht.»

Vielleicht sollte sie einfach ihre Gäste schreiben lassen. Raphael Amstutz

Info: An welchen Daten im «La Bohème 
à la maison» gegessen werden kann, ist bei Facebook oder Instagram zu finden. Oder unter www.bohemealamaison.ch. Infos zu «Käthis Beizli» ebenfalls bei Facebook. Anmeldung unter der 
Telefonnummer 032 373 14 02 oder mit einer Mail an kaethisbeizli@gmail.com. Ab vier Personen öffnet Käthi Beutler 
das «Beizli» jeden Tag.

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