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Geht beim Ipsacher Kryptomillionär alles mit rechten Dingen zu?

Der Seeländer Dadvan Yousuf wurde mit Bitcoins reich und hat seine eigene Kryptowährung lanciert. Die Schweizer Finanzmarktaufsicht nimmt diese nun unter die Lupe.

Dadvan Yousuf ist Bitcoin-Investor und Gründer einer neuen Kryptowährung. Bild: Franziska Rothenbühler

Adrian Hopf-Sulc

Dadvan Yousuf kam im April 2000 in einem irakischen Dorf zur Welt und gelangte mit drei Jahren als kurdischer Flüchtling in die Schweiz. Seither wohnte er mit seinen Eltern und Geschwistern in Biel und in Ipsach. Bis er 2020 ins Zürcher Luxushotel Dolder Grand umzog, sich in Limousinen herumchauffieren liess und für Städtetrips Privatjets charterte.

Das Geld dafür hatte Yousuf mit Kryptowährungen verdient. Er hatte in Bitcoin und Ethereum investiert, bevor die grosse Nachfrage begann und deshalb die Kurse an den Kryptobörsen explodierten. Wie weltweit Tausende andere meist junge, männliche Kryptokäufer der ersten Stunde wurde er so zum Millionär.

 

Gar Milliardär?

Bis hierhin ist Dadvan Yousufs Geschichte relativ unbestritten. Doch bereits in der Frage, ob es umgerechnet einige Millionen oder einige Hundert Millionen Franken sind, die er besitzt, gibt es verschiedene Versionen. Yousuf selbst bezeichnete sich jüngst im «Blick» gar als Milliardär.

Die mediale Selbstvermarktung des 21-Jährigen hat einen Zweck: Er will Anleger für sein eigenes Kryptoprojekt namens Dohrnii gewinnen. Doch gegen dieses sind zuletzt verschiedene Vorwürfe laut geworden: «Inside Paradeplatz» berichtet, dass Investoren ihr Geld auf ein privates Konto von Yousuf einzahlen sollten und nicht auf eines der dafür gegründeten Stiftung.

 

800 Investoren an Bord

Mit der in Zug registrierten Dohrnii-Stiftung will der Kryptomillionär eine neuartige Kryptowährung an die Leute bringen: Ein intelligenter Algorithmus soll eingenommene Gelder in andere digitale Währungen wie Bitcoin investieren. «Die Plattform macht eigentlich das, was sonst Anlageberater für Kunden von Privatbanken machen», sagte Yousuf letztes Jahr gegenüber dem «Bund».

Inzwischen hat Dohrnii mit dem «Vorverkauf» erster Einheiten seiner Währung begonnen. Über 800 Investorinnen und Investoren haben Anteile für insgesamt rund 6 Millionen Franken gezeichnet. Dohrnii verfügt jedoch nicht über eine Bewilligung der Schweizer Finanzmarktaufsicht, wie die NZZ schreibt. Die Finma prüfe deshalb nun die Vorgänge bei Dohrnii vertieft. Die Behörde selbst will sich auf Anfrage nicht dazu äussern.

Ohne die Finma-Bewilligung darf Yousuf seine Währung nicht an die Kryptobörsen bringen. Doch genau die Aussicht darauf hat die Investoren angelockt. Das Internet ist derzeit voll mit echten und erfundenen Märchen von Kryptoinvestoren, die genug früh bei einer neuen Währung eingestiegen und dann über Nacht reich geworden sind.

Von all den anderen der Tausenden von Kryptoprojekten, die bald wieder abgestürzt sind oder gar nie zum Fliegen kamen, ist hingegen kaum die Rede. So ist wohl auch bei Dohrnii die Wahrscheinlichkeit, Geld zu verlieren, mindestens ebenso gross wie die, damit reich zu werden.

Im Wilden Westen der Blockchain-Coins ist Vertrauen eine wichtige Währung. Doch Dadvan Yousuf hat in den letzten Monaten wenig dafür getan, dieses Vertrauen zu stärken. So sitzen im Stiftungsrat von Dohrnii ausser ihm nur noch zwei seiner Brüder. Auf der Website wurden Namen von weiteren Verantwortlichen aufgeschaltet – und verschwanden wieder.

 

Erfundener Lehrabschluss

Und: In einem Interview mit der «Handelszeitung» sagte Yousuf, er habe die Abschlussprüfung zu seiner kaufmännischen Lehre bestanden. Doch das Gegenteil ist der Fall: Der Jungmillionär steht ohne Abschluss da, wie SRF gestern Abend berichtete. Er hatte seine Ausbildung beim Eidgenössischen Hochschulinstitut in Zollikofen begonnen und setzte sie dann bei einem kleinen Immobilienbüro fort. Dadvan Yousuf schreibt auf Anfrage, er habe sich bezüglich des Lehrabschlusses «leider zu ungenau ausgedrückt».

Zu den laufenden Abklärungen der Finma teilt er mit, die ­Behörde habe ihm bis heute kein Fehlverhalten vorgehalten. Und: «Insbesondere wehre ich mich mit aller Deutlichkeit gegen die Behauptung, dass Geld von Investoren in meinem eigenen Sack verschwunden sein soll.» In einer Startphase seien Zah­lungen über sein Konto abgewickelt worden, da die Stiftung noch über kein Konto verfügt habe. Die Gelder lägen nun alle bei der Stiftung.

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