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Grossratswahlen

GLP punktet auf dem Land

Ein Blick auf die Wähleranteile zeigt, dass Parteien vor allem dort Stimmen holen, wo ihre Kandidaten herkommen. Doch es gibt Ausnahmen, wie die Grünliberalen zeigen.

Die Werte zeigen die Stimmbeteiligung für verschiedene Parteien in ausgewählten Gemeinden. Dabei zeigt sich beispielsweise, dass die BDP komplett gegen den Trend, in Treiten sehr gut abgeschnitten hat. Bild: BT-Grafik/ml

von Deborah Balmer

Grob lässt sich in etwa sagen, dass die Wähler des Wahlkreises Biel-Seeland dem Trend des Kantons gefolgt sind. Die grosse Verliererin heisst auch hier BDP, sie büsste fast sechs Prozent der Wählerstimmen ein. Zu den grossen Gewinnern hingegen zählen die Grünliberalen (die im Wahlkreis über zwei Prozent zulegten) und die SVP (plus 2,5 Prozent). Die SP und die FDP hielten sich wie im Kanton stabil.

Vertreter der GLP (Wähleranteil 6,4 Prozent im Wahlkreis) freuen sich ausserordentlich, dass dieses Mal viele Landgemeinden für sie wählten - ohne dass einer der Kandidaten aus dem Gemeinden kommt. Besonders überraschend ist etwa der hohe Zuspruch in der Seegemeinde Vinelz (11,3 Prozent) und im sehr ländlichen Bangerten (9,9 Prozent). Ebenso legte die GLP in Lüscherz (9,5 Prozent) und in Tschugg (10 Prozent) zu. Der Präsident der GLP Biel-Seeland, Urs Gurtner-Oesch, sagt: «Das zeigt, dass wir mit Themen wie Ökologie und Raumplanung auch die Interessen der ländlichen Regionen vertreten.» Konkret habe man mit der Lancierung einer staatsquotenneutralen Bodenverbrauchssteuer etwa, eine Lösung für die Zersiedelung aufgezeigt, so Gurtner-Oesch. Auch in grösseren Gemeinden wie Biel legte die GLP um 2,4 Prozent auf acht Prozent Stimmen zu, in Aarberg stieg der Anteil von 2,8 auf 5,5 Prozent an, in Lyss von 4,7 auf 6,6 Prozent. Einen hohen Wähleranteil erzielten die Grünliberalen auch in Bellmund (8,2 Prozent) und in Evilard (8,7 Prozent). Sehr wenig Zustimmung gab es hingegen in Müntschemier und in Siselen mit je 2,6 Prozent.

 

BDP ist auf Talfahrt in Biel

Die BDP erreicht im Wahlkreis noch einen Wähleranteil von 13,24 Prozent und liegt damit etwas über dem Wert, auf den die Partei im Kanton (11 Prozent) sank. Mehr Stimmberechtigte gingen in Lyss (13,8 Prozent) für die BDP an die Urne. In Biel hingegen wählten nur 6,6 Prozent die BDP - vor vier Jahren waren es immerhin noch 8,8 Prozent. «Möglicherweise hat unser Einbruch etwas zu tun mit der Grossratslohnerhöhung, die wir ja unterstützt hatten», sagte die BDP-Präsidentin Seeland Marianne Schenk-Anderegg gestern.

Doch es gibt Gemeinden im Wahlkreis, die gegen den Trend wählten. So erzielte die BDP in einigen Dörfern im Grossen Moos überragende Resultate: In Ins (19,4 Prozent), Siselen (22,9 Prozent) und Treiten (23,7 Prozent) ist der BDP-Wähleranteil noch immer hoch, was unter anderem auf den wiedergewählten BDP-Grossrat Jakob Etter (Treiten) zurückzuführen sein dürfte. Auch in Aarberg (17 Prozent) schnitt die BDP noch immer gut ab - sie verlor nur drei Prozent der Wähler.

Der Wähleranteil der SVP liegt im Wahlkreis bei hohen 27,84 Prozent. Vor allem in Gemeinden, aus denen die SVP-Kandidaten kamen, punktete die Partei. So erreichte sie in Aarberg, wo Gemeindepräsident Fritz Affolter auf dem zweiten Ersatzplatz landete, hohe 36,3 Prozent der Wählerstimmen, eine Zunahme von über drei Prozent im Vergleich zu 2010.

In Schüpfen, wo neben dem wiedergewählten Martin Schlupf ein weiterer SVP-Gemeinderat kandidierte, lag der Wähleranteil bei 33,5 Prozent, ein stabiler Wert im Vergleich zu 2010. Ebenso hoch waren die SVP-Stimmen in Dotzigen (38,6 Prozent). Den Rekord an Wählerstimmen erzielte die SVP allerdings in Müntschemier: 48,7 Prozent erreichte sie hier - auch von hier kamen zwei der Kandidaten auf der Liste. Leicht zugelegt hat die SVP auch in Lyss (von 20,3 auf 23,2 Prozent) und sogar in Biel von 15,5 auf 16 Prozent.

Die FDP freute sich am Wahlsonntag immerhin über Stabilität. 12,2 Prozent Wähleranteil verzeichneten die Freisinnigen vor vier Jahren im Wahlkreis. Dieses mal waren es 13 Prozent. In der Stadt Biel liegt der Wert mit 15,52 Prozent etwas darüber, in Aarberg erreichte die FDP 11,3 Prozent der Wähler, in Lyss 16,5 Prozent - diese Werte decken sich in etwa mit jenen von 2010.

Doch es gibt noch Hochburgen der FDP. Dazu gehören Bellmund (27,3 Prozent), Mörigen (31,7 Prozent) und Nidau (20,9 Prozent), sowie Twann-Tüscherz (24,1 Prozent). Fast keine Stimmen machte die FDP hingegen in Epsach (3,1 Prozent) und in Rüti (2,5 Prozent). In Finsterhennen ist der FDP-Wähleranteil mit 0,6 Prozent gar verschwindend klein.

 

Viele SP-Wähler in Nidau

Die SP blieb im Kanton mit 19,13 Prozent in etwa stabil. Im Seeland trifft das mit 21,7 Prozent Stimmenanteil ebenfalls zu. In Biel sind die Wähleranteile für die SP mit 31,2 Prozent wenig überraschend deutlich höher. In Aarberg hingegen kleiner (15,7 Prozent) und in Lyss liegt der Anteil im Durchschnitt (21,9 Prozent). Besonders viele SP-Wähler finden sich in Lengnau (26,2 Prozent) und in Nidau (28,4 Prozent). Derweil sind in Treiten (3,1 Prozent), Müntschemier (5,2 Prozent), Hermrigen (5,9 Prozent) und Mörigen nicht viele SP-Wähler zu finden sind (7,5 Prozent). Nur 3,1 Prozent Wähleranteil erreichte die SP in Bangerten.

Die EVP zählt mit zwei Sitzgewinnen im Kanton zu den Siegern. Besonders EVP-freundlich sind die Wähler im Seeland in Lyss (9,9 Prozent), wo die wiedergewählte Christine Schnegg-Affolter herkommt. In Nidau schaffte Philippe Messerli den Sprung in den Grossen Rat. 7,6 Prozent der Wähler stimmten hier für die EVP. In Biel (4,73 Prozent) und Aarberg (5,2 Prozent) ist der Wähleranteil kleiner.

Die Grünen konnten zwar im Vergleich zu 2010 im Wahlkreis leicht mehr Wähler gewinnen. Für einen zusätzlichen Sitz reichte es dennoch nicht. In Biel wählten 15,8 Prozent die Grünen, in Lyss und Aarberg nur etwas mehr als fünf Prozent der Wähler.

Keine Chance hatte der Schweizer Demokrat Andreas Beyeler aus Worben. Es reichte ihm für einen Wähleranteil von 0,67 Prozent oder 5635 Stimmen. In seiner Gemeinde machte aber auch er 4,7 Prozent der Stimmen.

 

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