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Lyss

Junge sollen Treffpunkt bekommen

Es braucht in der Gemeinde mehr Begegnungsorte für 14- bis 18-Jährige, hat das Lysser Parlament heute entschieden. Auch der Jugendrat hat zu dem Thema Stellung bezogen.

Die Kufa ist nicht genug, findet der Jugendrat von Lyss. Bild: Peter Samuel Jaggi
Sarah Grandjean
 
«Wir können die heutige Sitzung nicht beginnen, ohne auf die aktuellen Ereignisse einzugehen», eröffnete Parlamentspräsidentin Barbara Hess (FDP) heute Abend die Sitzung des Grossen Gemeinderats Lyss. Wir alle seien betroffen vom Ukrainekrieg, den sie als «Angriff auf die Menschenrechte und auf die Demokratie» bezeichnete. Auf Initiative von Stéphanie Tschanz (Die Mitte) hin konnten die Parlamentsmitglieder, die wollten, ihr Sitzungsgeld der Glückskette spenden.
 
«Wir müssen zusammenstehen und den ukrainischen Flüchtenden helfen», sagte Gemeindepräsident Stefan Nobs (FDP). Er habe bereits mit Ukrainern und Ukrainerinnen gesprochen, die in Lyss wohnen, und sie gefragt, was die Gemeinde tun könne. Bisher gebe es noch keinen konkreten Unterstützungsbedarf. Der Gemeinderat habe aber beschlossen, pro Einwohner einen Franken, also insgesamt 16000 Franken, an die Glückskette zu spenden. «Das ist ein kleiner Beitrag, aber es ist ein Zeichen», sagte Nobs. Die Anwesenden erhoben sich zu einer Schweigeminute.
 
Mehr Platz für Jugendliche
 
Für eine rege Diskussion sorgte eine Motion der FDP, die in der Gemeinde mehr Aufenthaltsorte für 14- bis 18-Jährige fordert (das BT berichtete). «In Busswil und Lyss stehen für diese Altersgruppe aktuell wenig bis keine Begegnungsorte zur Verfügung», sagte Erika Ruchti (FDP). Komme hinzu, dass gerade diese Altersgruppe von den Massnahmen im Zusammenhang mit der Pandemie am meisten betroffen war und ist. «Die Vermutung liegt nahe, dass deshalb Littering insbesondere auf Schulhausplätzen zugenommen hat.» Im Januar haben die SP, die Jungen, die Mitte und die GLP eine Motion eingereicht, die die Einführung von Streetwork, also Sozialarbeit auf der Strasse, fordert. «Von der Idee sind wir noch nicht ganz überzeugt, wir stellen uns aber auch nicht dezidiert dagegen», so Ruchti. Streetwork allein werde nicht reichen, um das Problem zu lösen. Zusätzlich brauche es betreute Begegnungsorte und Präventionsangebote. Und auch die Kostenfolgen von Streetwork sollten gut aufgezeigt werden.
 
Jan Büchler (Die Mitte) sagte, für ihn, der noch nicht lange aus dem betreffenden Alter herausgewachsen ist, sei dieses Projekt eine Herzensangelegenheit. Spielplätze gebe es in Lyss viele. «Aber ab 14 Jahren ist es nicht mehr so cool, die Rutschbahn runterzurutschen.» Treffen sich die Jungen stattdessen auf einem Schulhausplatz, ärgerten sich die Nachbarinnen über Lärm oder liegen gebliebenen Abfall. Auch die Jungen sollten ihren Treffpunkt bekommen, so Büchler.
 
Michael Rychen (SP) erinnerte sich daran, wie wichtig für ihn die Zeit war, in der er sich von der Familie löste und mehr Zeit mit Freunden und Freundinnen verbrachte. Wenn man den Jungen einen Treffpunkt zur Verfügung stelle, dürfe man aber auch die Erwartung haben, dass dieser sauber hinterlassen werde. Dies gehe nur durch Prävention. Deshalb sei man auf die Idee von Streetwork gekommen.
 
Rückzugsort nahe der Natur
 
Auch der Jugendrat meldete sich zu Wort. «Wir stören am Bahnhof und auf dem Schulareal», sagte Antigona Aslani. «Wir stören auch die Mitarbeitenden der Migros, wenn wir nach Ladenschluss die Tische brauchen.» Die Jugendlichen trödelten nach der Schule herum, weil ihnen Aktivitätsmöglichkeiten fehlten. Die Badi und die Kufa reichten nicht. «Wir sehnen uns nach einem Rückzugsort in der Nähe der Natur, wo wir abschalten können», so Aslani. Am liebsten wäre dem Jugendrat ein Jugendzentrum in der Umgebung des Sportzentrums Grien. 
 
Das Parlament hat die Motion einstimmig als erheblich erklärt. Nun ist es am Gemeinderat, konkrete Lösungen auszuarbeiten.

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