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Keine Strasse für Stucki

Soll in Lyss eine Strasse nach dem Schwingerkönig Christian Stucki benannt werden? Ein 17-Jähriger 
aus Biberist fordert dies mit einer Petition. Doch die Chancen stehen eher schlecht.

Schwingerkönig Christian Stucki mit dem Lysser Gemeinderatspräsidenten Andreas Hegg beim grossen Empfang nach Stuckis Sieg beim Eidgenössischen. Bild: Aimé Ehi

Simone Lippuner

Stucki Chrigu hat viele Fans. Kleine, grosse, Lysser, Nicht-Lysser. Lukas Spichiger gehört zu Letzteren. Der 17-Jährige aus Biberist findet den Schwingerkönig gar so grossartig, dass er in Lyss eine Christian-Stucki-Strasse fordert (das BT berichtete). Um sein Ziel zu erreichen, hat der junge Mann, er befindet sich im zweiten Ausbildungsjahr zum Verkäufer, Anfang September eine Petition lanciert. Die Unterschriftensammlung im Internet läuft noch drei Wochen, Stand gestern Nachmittag hat Spichiger vier Unterstützer. «Niemand anders als Christian Stucki hat es verdient, dass eine Strasse nach ihm benannt wird», findet Lukas Spichiger.

Eine heikle Sache

Das finden auch andere Fans. So hat Gemeindepräsident Andreas Hegg (FDP) nach der Krönung des Schwingerkönigs mehrere Mails mit derselben Anfrage erhalten. «Diese Forderungen kamen schon vor zwei Jahren nach dem Unspunnen-Sieg von Stucki», sagt Hegg. Er kann sich jedoch mit dem Gedanken eines nach Stucki benannten öffentlichen Ortes nicht gross anfreunden. «Und das nicht wegen Chrigu, sondern wegen des Unterfangens als eines solchen.» Die Benennung öffentlicher Orte nach Persönlichkeiten sei ein «sehr heikles» Vorhaben, findet Andreas Hegg.

In Lyss gebe es mehrere Personen, die dafür infrage kommen würden: Feintool-Gründer Fritz Bösch beispielsweise. Oder Ehrenbürger Max Gribi. Oder Kurt Wüthrich, Nobelpreisträger für Chemie. «Wen soll man dann berücksichtigen?», fragt sich Hegg. Man könne es nie allen recht machen – «mit der Einführung solcher Strassen und Orte würde nur Unfrieden gestiftet, deshalb fangen wir gar nicht erst damit an».

Hat also die Petition des Fans aus Biberist überhaupt eine Chance? Der Gemeinderat werde sie sich garantiert anschauen, sagt Hegg, aber die grundsätzliche Meinung werde man wohl nicht ändern. «Kommt dazu, dass in Lyss dafür derzeit gar keine namenlose Strasse infrage käme.»

Ein Brunnen zu Stuckis Ehren

Nun ist es ja nicht so, dass Lyss seinem Schwingerkönig keine Ehre erweist. Die Gemeinde hat innerhalb von zwei Tagen nach dem Sieg von Stucki ein grosses Sommerfest auf die Beine gestellt. Tausende Menschen gingen auf die Strasse, es gab einen Umzug, Ansprachen, Darbietungen.

Und um diese Euphorie festzuhalten, um dem grossen, starken Mann doch noch eine Art Denkmal zu setzen, wird auf dem Spielplatz im Quartier Stigli-Spinsmatte, wo Stucki mit seiner Familie wohnt, in nächster Zeit ein Brunnen für den Schwingerkönig gebaut, inklusive Inschrift. «Und zwar kein schäbiger Holzbrunnen, sondern ein schöner Steinbrunnen», betont Gemeindepräsident Hegg. Dazu werde man ein paar Sitzbänke aufstellen und Bäume pflanzen. An derselben Stelle steht seit dem Unspunnen-Sieg ein Gedenkstein mit dem Wappen und einer Gravur. Und doch: «Am Schluss wird der Ort nicht Christian-Stucki-Platz heissen».

Einen solchen gibt es in Lyss übrigens bereits. Aber einen inoffiziellen. Gegenüber dem Hotel Weisses Kreuz haben private Initianten nach der Schlussgang-Niederlage 2013 den Stucki-Platz eingeweiht. Hegg: «Damit hat die Gemeinde aber nichts zu tun.»

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