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Täuffelen

Konfrontation eskaliert: Bauern drohen Fahrenden mit Gülle

Am Sonntag ist es beim Oberstufenzentrum Täuffelen zu einem Gerangel zwischen Fahrenden und Landwirten gekommen. Ein Bauer wurde leicht verletzt.

Symbolbild: Keystone

Beat Kuhn

Um etwa 15.15 Uhr ging bei der Kantonspolizei Bern am Sonntag die Meldung ein, dass eine Gruppe von Fahrenden dabei sei, auf ein Feld beim Oberstufenzentrum Täuffelen zu fahren, um dort Station zu machen (das BT berichtete).

Aufgeheizte Stimmung

Wie Joël Regli, Mediensprecher bei der Kantonspolizei Bern, gestern auf Anfrage sagte, ersuchte der Pächter des Landes, das der Burgergemeinde gehört, die Polizei um eine Intervention. Darauf wurde eine Patrouille zum Schauplatz entsandt, die rund zwei Dutzend Gespanne zählte. Die Patrouille habe versucht, die Konfrontation zu deeskalieren, doch zunächst habe sich keine Möglichkeit zu einer Vereinbarung abgezeichnet. Die Stimmung habe sich zunehmend aufgeheizt. «Als ein Bauer mit seinem Traktor samt Anhänger auf das Feld fuhr, kam es zu einem Gerangel.» Bei dem Mann habe es sich allerdings nicht um den Pächter gehandelt.

Auf einem Video, das Adrian Spahr, Co-Parteipräsident der Jungen SVP Kanton Bern, auf seinem Facebook-Account gepostet hat, ist ein Ausschnitt aus diesem Gerangel dokumentiert. Zu sehen ist, wie sich etliche Fahrende aufgebracht um den Traktor herum bewegen und unverständlich durcheinander rufen. Die Polizisten stellen sich schützend vor den Bauern, der sich auf dem Sitz des Traktors befindet. Einer von ihnen hält eine Pfefferspraydose einsatzbereit in der Hand. Gegen Ende des knapp zwei Minuten dauernden Videos ist zu erkennen, dass der Bauer den Motor des Traktors startet. In diesem Moment bricht das Video ab.

Fahrende nun in Bözingen

Eingebettet ist das Video des Jungpolitikers in eine Polemik: «Schweizer Landwirt wird von einer Horde von ausländischen Fahrenden angegriffen», heisst es im Begleittext. «Im Seeland herrscht Anarchie!» Und: «Diese Kriminellen müssen gefunden, ausgeschafft und mit einem Einreiseverbot in die Schweiz belegt werden!»

Laut Regli wurde bei dem Gerangel eine Scheibe der Führerkabine zerstört und der betreffende Bauer leicht verletzt. Der Anhänger sei leer gewesen, der Pfefferspray nicht eingesetzt worden. Schliesslich hätten sich die Fahrenden bereiterklärt, den Platz zu verlassen. Sie hätten sich nach Biel aufgemacht, wo sie am Fritz-Oppliger-Weg in Bözingen Halt gemacht hätten. Dort waren sie auch gestern noch.

Das Nein nicht respektiert

Auch Gemeindepräsident Adrian Hutzli (FDP) war am Sonntagnachmittag vor Ort, und zwar während der ganzen vier Stunden, die das Geschehen gedauert habe. Er sei vom Pächter informiert und gebeten worden, mit den Fahrenden eine Lösung zu suchen. Noch während die Gespanne auf das Feld zwischen Oberstufenzentrum und Fussballplatz gerollt seien, sei auch schon die Polizeipatrouille vorgefahren.

Laut Hutzli boten die drei Chefs der Gruppe dem Pächter eine mittlere vierstellige Summe für die Belegung des Feldes für drei Wochen. Doch der Pächter habe dieses Ansinnen vehement zurückgewiesen und erklärt, dass er dort diese Woche Raps ansäen wolle. Daraufhin hätten die Chefs gekontert, in diesem Fall würden sie ohne Bezahlung drei Wochen dableiben. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, hätten sie angedroht, insgesamt 500 Gespanne auf das Feld zu stellen.

Hutzli beeilte sich allerdings, hinzuzufügen, dass dies lediglich eine kurzzeitige Zuspitzung gewesen sei. «Insgesamt waren die Fahrenden während der vier Stunden anständig – wenn auch bestimmt.» Man müsse ja berücksichtigen, dass die Fahrenden in einer schwierigen Situation seien, weil ihnen kaum irgendwo ein Platz zur Verfügung gestellt werde.

Scheibenbruch bringt Wende

Zum Gerangel ist es laut Hutzli gekommen, weil der Pächter und die herbeigerufenen weiteren Landwirte – Hutzli: «die Bauern sind gut vernetzt» – Vorbereitungen getroffen hätten, auf dem Feld Gülle auszutragen, um dieses für die Fahrenden unbenutzbar zu machen. Diese Methode sei vor einigen Jahren im Gebiet Moosli angewandt worden, um Fahrende zu vertreiben. Die Polizei habe die Bauern am Sonntag dann aber von dieser Absicht abbringen können. Auch Hutzli hat sich den ganzen Nachmittag vermittelnd engagiert.

Als die Führerkabinen-Scheibe zertrümmert worden sei, habe der Bauer auf dem Traktor eine leichte Blessur erlitten und sei vermutlich auch ziemlich erschrocken, so der Gemeindepräsident. In der Folge seien sich die Fahrenden der Gefahr einer Anzeige bewusst geworden und hätten angeboten, das Feld zu verlassen.

Hutzli lobte den Einsatz der Polizei. Auf dem Höhepunkt der Konfrontation seien auch einmal etwa zwei Dutzend Polizisten vor Ort gewesen, aber sobald sich eine Entspannung abzuzeichnen begonnen habe, habe sie sich bis auf einige wenige Beamte zurückgezogen.

Erinnerungen an 2016

Die Szenen in Täuffelen erinnern an eine Konfrontation im Juni 2016. Damals wollten Fahrende auf einer Wiese bei Hagneck Halt machen. Der Pächter der Wiese forderte sie auf, das Land zu verlassen, doch die Fahrenden machten keine Anstalten, dies zu tun. So rief der der Pächter andere Landwirte zu Hilfe, die mit Traktoren und Güllefässern zu Hilfe kamen. Nach deren eigener Aussage waren sie entschlossen, die Gülle zwischen den Wohnwagen zu verteilen, falls die Fahrenden nicht abziehen würden. Die vor Ort präsente Kantonspolizei konnte diese Eskalation aber verhindern.

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