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«Lohnteilen» hat sich herumgesprochen

Das Projekt «Lohn-teilen» ist gut angelaufen: 
Das Team um Jeanne Lüthi aus Schafis konnte bereits 
22 Menschen helfen, die aufgrund der Pandemie in finanzielle Not geraten sind.

Jeanne und Nina (rechts) wollen sich für Menschen einsetzen, die von der Coronakrise akut betroffen sind. Lee Knipp

Menschen helfen, die wegen der Pandemie in eine finanzielle Notlage geraten sind. Das ist das Ziel des Projekts «Lohnteilen». Ins Leben gerufen haben es vier junge Menschen aus dem Gymnasium Hofwil in Münchenbuchsee (das BT berichtete). Eine von ihnen ist Jeanne Lüthi aus Schafis.

Und so funktioniert es: Wer helfen möchte, zahlt in einen Topf ein. Wer Hilfe braucht, bewirbt sich bei dem jungen Team und erhält einen Betrag aus dem Topf. Gestartet haben die vier das Projekt bereits vor gut einem Jahr, bis Ende 2020 war der Erfolg jedoch gering. Gemeldet haben sich nur wenige, sowohl auf der Geber- als auch auf der Nehmerseite. Anfang 2021 kam dann der Durchbruch: Im Januar und Februar habe die Gruppe pro Woche vier bis fünf Anträge von Hilfesuchenden bearbeitet, sagt Lüthi. Bisher habe man 22 Personen finanziell unterstützen können. Aus dem Projekt wurde ein Verein, aus den vier Frauen Vorstandsmitglieder. «Es ist toll, dass wir nun endlich helfen können», sagt Lüthi.

 

Medien brachten es ins Rollen

Das Projekt ins Rollen gebracht haben laut Lüthi hauptsächlich zwei Medienberichte, einer des «Bieler Tagblatt» und einer von «20 Minuten», beide im November erschienen. Was Lüthi dabei erstaunte: Auf den Bericht im BT hätten sich hauptsächlich Geldgebende gemeldet, auf den auf «20 Minuten» überwiegend Hilfesuchende. «Dass es eine solch klare Trennung gibt, hätten wir nicht erwartet», sagt Lüthi.

Wer genau sich hinter den Spenderinnen und Spendern versteckt, weiss Lüthi nicht. Manche von ihnen bezahlten anonym ein, andere mit kurzer Nachricht. Die Gruppe sei aber sehr divers, von der 20-jährigen Studentin bis zum 80-jährigen Senior. Die Beträge variieren ebenso, zwischen 30 und 6000 Franken.

Von den Hilfesuchenden weiss Lüthi hingegen mehr. Schliesslich müssen sie sich mit einem Schreiben um den finanziellen Zustupf bewerben. Kopien von Dokumenten, etwa vom Pass oder einem Kontoauszug, verlangen die Initiantinnen nicht. «Ohne Vertrauen funktioniert es nicht. Wir können nie 100-prozentig sicher sein, dass sich die hilfesuchende Person nicht als jemand anderen ausgibt», so Lüthi. Aber bei den Anträgen, die sie bisher bearbeitet haben, sei die Kooperation der Betroffenen gross gewesen, dementsprechend auch das Vertrauen zu ihnen. Unter ihnen seien sowohl Künstlerinnen als auch Studenten oder ganze Familien gewesen, die aufgrund der Pandemie ihren Job nicht mehr ausüben konnten oder ihn sogar verloren. «Es kann jeden treffen», sagt Lüthi. Die meisten von ihnen haben eine einmalige Spende erhalten, einzelne hingegen die Zusage für mehrere Auszahlungen über Monate verteilt, jeweils kleinere Beträge.

Die Glaubwürdigkeit der Hilfesuchenden sei eines der Hauptkriterien für den finanziellen Zustupf, ebenso der Zusammenhang der Notlage mit der Pandemie. Abgelehnt haben die vier bisher sieben Anträge, hauptsächlich, weil die Notlage nicht auf die Pandemie zurückzuführen gewesen sei, so Lüthi.

Bei den Finanzen setzt das Viererteam auf Transparenz. Auf ihrer Website sind alle Einnahmen und Ausgaben festgehalten. Seit Anfang März haben die Anfragen laut Lüthi wieder leicht abgenommen. «Aber es wird weiterhin Leute geben, die Hilfe benötigen. Und so lange werden wir am Projekt festhalten.» Hannah Frei

Link: www.lohnteilen.ch

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